BMW 6er und Opel Monza geben den souveränen Reisewagen – schnell, leise, komfortabel. Stilistisch sind sie typische Kinder der 70er, Coupés von eigenwilligem Charme und mit anspruchsvoller Technik.
Opels neue Oberklasse brachte selbst auto motor und sport-Tester ins Schwärmen. Rasch waren Ende der 70er nach dem Debüt der Senator Limousine und des Monza Coupé die antiquierten Flaggschiffe Admiral und Diplomat vergessen. Die neuen großen Opel hatten auf einmal gar kein behäbiges Straßenkreuzer-Image mehr.
Monza als neuartiges Kombi-Coupé von Opel
„Sie sind sexy gestylt, kompakt, und ihr komfortables und sicheres Fahrwerk setzt Maßstäbe. Der Dreiliter-Einspritzmotor ist ebenso leistungsfreudig wie durchzugsstark, BMW muss sich warm anziehen.“ So hieß es in den ams-Testberichten über Senator und Monza im Premiere-Jahr 1978. Mit dem Monza schuf Opel eine neue Wagenklasse, eine Art Kombi-Coupé „in der Tradition exklusiver Shooting Brakes mit zwei vollwertigen hinteren Sitzen“, wie Opel in der anspruchsvollen Werbekampagne betonte.
In den Fahrleistungen, die auto motor und sport ermittelte, distanzierte ein Monza 3.0 E mit S-Paket und Vierganggetriebe knapp den knapp 14.000 Mark teureren Rivalen BMW 630 CS, der nominell fünf PS mehr leistet, aber rund hundert Kilo schwerer ist. In diesem Vergleich muss er sich mangels Verfügbarkeit eines ebenbürtigen 630 CS oder des moderneren 628 CSi mit 184 PS starkem Einspritzmotor am damaligen Topmodell 635 CSi messen lassen.
Konstruktive Parallelen zwischen BMW und Opel
Da steht es dann plötzlich 180 zu 218 PS, und die magischen acht Sekunden auf Hundert werden natürlich vom BMW klar unterboten. Obwohl man BMW schon aus Gewohnheit am liebsten mit Mercedes vergleicht, gibt es über den verbindenden Gran-Turismo-Charaker beider Coupés hinaus viele konstruktive Parallelen zwischen 6er und Monza. Bis auf Nuancen stimmt das Fahrwerk hier wie dort in der Grundkonstruktion überein. Vorn McPherson-Federbeine, hinten Schräglenker. Beide favorisieren einen kurzhubigen Reihensechszylinder mit sieben Kurbelwellenlagern und kettengetriebener, obenliegender Nockenwelle als standesgemäßen Antrieb.
Die damals fortschrittliche L-Jetronic sorgt für die Gemischaufbereitung. Aber der legendäre BMW M30-Motor ist die modernere Konstruktion mit den höheren Leistungsreserven. Dies wird vor allem beim Zylinderkopf deutlich, der beim Opel C.I.H-Typ (camshaft in head) zwar schon die Nockenwelle beherbergt, aber der noch aus Grauguss besteht und nicht nach dem füllungsfreudigen Querstromprinzip arbeitet, bei dem sich die Ein- und Auslasskanäle gegenüberliegen. Die parallel angeordneten Ventile, die beim Opel über kurze Stößelstangen und Kipphebel betätigt werden, ergeben keine so günstige Brennraumform, wie sie der BMW besitzt.
Opel Monza mit besserer Aerodynamik
Das theoretische Verbrauchshandicap macht die weit strömungsgünstigere Opel-Karosserie wieder wett. Dennoch ist der ganz auf Haltbarkeit und Servicefreundlichkeit ausgelegte Opel-Motor erstaunlich leistungsfähig, seine Nenndrehzahl von 5.800 wirkt keinesfalls angestrengt.
Wer das überlegene Drehvermögen des BMW, das sich jenseits von 4.500 Touren mit nachdrücklichem Schub mitteilt, nicht braucht, wird an beiden Motoren die hohe Durchzugskraft und den melodischen Sound, den so nur Reihen-Sechszylinder können, schätzen. Der Opel-Motor ist gar kein müder Geselle, er dreht munter bis 5.000/min, wirkt aber dann weit weniger souverän als der lässige BMW.
Der dezent bespoilerte BMW 635 CSi in schlichtem Polaris-Metallic wird in seinem überschäumenden Temperament von einem Fünfgang-Sportgetriebe unterstützt. Der erste Gang liegt links hinten, das Pendeln zwischen Zweitem und Drittem in einer Schaltgasse beschert auf kurvenreichen Landstraßen große Fahrfreude.
Der Opel Monza begnügt sich mit einem Vierganggetriebe, das sich ebenso knackig schalten lässt. Er fährt sich keineswegs behäbig, wie es die eher behagliche als funktionelle Innenausstattung mit den breiten Plüsch-Sesseln samt üppigem Holzimitat suggeriert, sondern benimmt sich dank seines wunderbar abgestimmten und konstruktiv aufwendigen Fahrwerks behände und agil.
Trinkfreudiger Vergasermotor aus dem Opel Admiral
Unser Wagen stammt aus Frankreich, hat erst 75.340 Kilometer auf dem Zählwerk und präsentiert sich in rostfreiem Bestzustand. Scheinwerfer-Reinigungsanlage, Tempomat, der strahlende Metalliclack in Saphirblau und die schönen Alu-Räder des C-Pakets machen es zu einem begehrenswerten Auto, das Klassiker-Händler Peter Kahl aus Neuried bei München für selbstbewusste, aber faire 12.800 Euro anbietet. Es ist sogar ein „S“, wie die Variante mit sportlich-straffer Fahrwerksabstimmung heißt – das signalisieren die Buchstaben an den Flanken sowie der mattschwarze Kühlergrill. Doch seltsamerweise fehlt das S-typische Sportlenkrad mit der dicken Nabe.
S kostet 221 Mark Aufpreis, wenn man die C-Ausstattung schon geordert hat. Den Erstserien-Monza gab es anfangs noch als 2.8 S mit 140 PS und als 3.0 S mit 150 PS, beide vom Solex 4A1 Doppel-Registervergaser alimentiert. Später ersetzte der 2.5 E mit 136 PS den trinkfreudigen 2,8-Liter-Vergaser aus dem Opel Admiral.
Der Opel ist so herrlich sentimental
Der BMW 635 CSi stammt aus der Sammlung BMW Classic. Klimaanlage, ein elektrisches Schiebedach, Voll-Lederausstatung und ein Becker Mexico Cassette machen aus dem sportlichsten Erstserien-6er ein wertvolles Luxus-Coupé, dessen gediegene Verarbeitung trotz rahmenloser Seitenscheiben das Finish des Opel deutlich übertrifft.
Doch der Monza macht so herrlich sentimental. Er steht für die goldenen Opel-Zeiten, als der Blitz in Rufweite von BMW und Mercedes lag und Audi noch weit hinten war. Er steht auch für die schrille Opulenz eines Jahrzehnts, dessen Kultur hemmungslose Lebensfreude ausdrückte. Seine Fastback-Karosserie mit den betonten Heckklappenscharnieren und der breiten B-Säule wirkt phantasievoll verspielt, drinnen ist es so blau wie in einem Schwimmbad.
So viel Gefühlduselei kann der funktionale BMW nicht bieten. Doch auch seine Linien aus der Feder von Paul Bracq verklären ungehemmt den kreativen Zeitgeist der Siebziger.
Fazit zu BMW 635 CSi und Opel Monza
Motor Klassik-Redakteur Alf Cremers: Ich liebe den 6er, besaß selbst mal einen BMW 628 CSi mit Leder pacific. Aber der frühe Opel Monza mit allem begeistert mich – eine Rarität in Bestzustand, ein Blau wie im Schwimmbad, üppige Plüschsessel und die Selbstverständlichkeit langlebiger Technik. Leider verkam er als A2 zum Vierzylinder.
Tabelle (techn. Daten)
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