Bei einem Nutzfahrzeug kommt es nur auf die praktischen Qualitäten an? Das sah ein Australier anders und ließ einen Bentley-Klassiker zum Pickup umbauen. Nun könnte der S1 mit Ladefläche Ihnen gehören.
So ein Auto ist ja manchmal auch ein Zeugnis aus besseren, erfolgreichen und unbeschwerten Tagen. Dieser Bentley S1 Pickup zum Beispiel: Wie die Aufschrift zeigt, war der edle Brite viele Jahre im Besitz der "Mount Fyans Black Angus Herd". Dabei handelt es sich um eine riesige Ranch im südlichen Australien, auf der Black Angus-Rinder und Schafe gezüchtet werden. Das Anwesen und die Firma haben eine lange und traditionsreiche Historie, doch in den letzten zwei Jahren kehrte viel Unruhe ein. Die Ranch wurde gleich zweimal verkauft: Erst an einen chinesischen Fleischkonzern und nun an australische Schafzüchter.
Samt Auto nach Australien ausgewandert
Für einen sympathischen Pickup, der einiges erzählt über den Gründer der "Mount Fyans Black Angus Herd", gab es auf dem Grundstück schon länger keine Verwendung mehr. Robert Keith Rous, der sechste Earl of Stradbroke, wanderte vor mehr als 50 Jahren von Suffolk in Südwestengland nach Down Under aus, um dort seine Züchtung aufzubauen. Aber nicht ohne seine zuvor erworbene britische Luxuslimousine, einen Bentley S1 von 1956. Warum auch nicht? Der Rechtslenker ließ sich auf den weitläufigen Pisten Australiens genauso gut bewegen wie auf schmalen englischen Landstraßen.
Auf der Ladefläche ist Platz für Fleisch, Tierfutter oder was sonst zum Betrieb einer Rinder- und Schaf-Ranch nötig ist.
Um seinem neuen Geschäft nachgehen zu können, war der S1 in seiner ursprünglichen Form jedoch wahrlich nicht der perfekte automobile Begleiter. Also ließ der Earl die Limousine vom australischen Karosseriebauer George Williams in einen Pickup verwandeln. Williams ersetzte ab der B-Säule die Blechhaut des Bentleys durch eine Holz-Ladefläche, die sich perfekt ins aristokratische Erscheinungsbild des S1 einfügt. Eine Lackierung in Bananengelb rundete die Verwandlung ab.
Der Motor: ein 4,9-Liter-Reihensechszylinder
Der Fünf- wurde so zu einem Zweisitzer, auf dem Fleisch, Tierfutter oder was sonst zum Betrieb einer Rinder- und Schaf-Ranch nötig ist, transportiert werden konnte. Und das im Zweifel gar nicht mal so langsam. Der aus dem Vorgängermodell R-Type und dem Rolls-Royce Silver Cloud bekannte Reihensechser-Vergasermotor mit 4,9 Litern Hubraum und 177 PS beschleunigt einen Standard-S1 auf bis zu 191 km/h. Eine Viergang-Automatik leitet die Kraft an die Hinterräder weiter.
Bereits 2012 kehrte der Bentley Pickup nach Großbritannien zurück, wo er wieder regulär für den Straßenverkehr zugelassen wurde. Nun soll er aber veräußert werden: Das Auktionshaus Mathewsons will den majestätischen Pritschenwagen am 6. Juni versteigern. Ob es dazu tatsächlich kommt, hat zwar allein das auch auf der Insel grassierende Coronavirus in der Hand. Interessenten sollten sich den Termin trotzdem vormerken, denn der Preis erscheint heiß: 15.000 bis 20.000 Pfund (aktuell etwa 17.000 bis knapp 23.000 Euro) sind für den Pickup veranschlagt.
Fazit
Ein Pickup muss nicht zwangsläufig ein total pragmatisch veranlagtes Nutztier und/oder ein überdimensioniertes V8-Monster aus den USA sein. Autos mit Ladefläsche können auch stilvoll-britisch daherkommen, mit dem typischen Understatement. Oldtimer-Freunde mit einer Schwäche für besondere Autokreationen müssen noch nicht einmal besonders vermögend sein, um sich dieses Bentley-Einzelstück mit bewegter Geschichte in die Garage zu stellen.
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