Der von 1956 bis 1975 gebaute rundliche Tatra T603 gehört zu den legendärsten Modellen des tschechischen Autoherstellers. Wie sein eckiger Nachfolger T613 diente er in vielen Ostblock-Staaten als Staatslimousine – in den privaten Handel gelangten direkt ab Werk nur wenige Exemplare. Beim ab 1974 ausgelieferten T613 hatten die Ingenieure einige technische Probleme des mondänen T603 ausgemerzt. So ersetzten sie die das sportliches Fahren verhindernde Pendelachse durch schraubengefederte Längslenker, die an einem Querträger befestigt waren. Vorn kamen Dreiecks-Querlenker und McPherson-Federbeine zum Einsatz. Damit neigte der T613 nicht mehr zu so heftigem Untersteuern wie sein Vorgänger.

Für eine Oberklasse-Limousine ist der Tatra 613-4 Mi lang Electronic mager ausgestattet - beispielsweise mit Stoffzitzen. Seinen Namenszusatz Electronic hat er sich durch Zusatzinstrumente und eine weibliche Stimme verdient, die auf mögliche Störungen aufmerksam macht.
Außerdem war der T613 mit einer Zahnstangenlenkung und Scheibenbremsen rundum ausgerüstet – wegen mangelnder Bremsleistung hatte schon der 603 ab 1970 Scheibenbremsen bekommen. Das Antriebsprinzip mit einem luftgekühlten V8 im Heck behielten die Tschechen beim Übergang vom T603 auf den T613 bei. Allerdings bekam der T613 einen deutlich größeren und kräftigeren Motor: Während der T603 mit einem 2,5-Liter-Aggregat mit 105 PS vorfuhr, kamen die ersten T613 mit einem 3,5-Liter-V8 auf den Markt – das Triebwerk leistete in seiner ersten Version 165 PS, spätere Versionen waren deutlich kräftiger.
Luftgekühlter V8 mit 200 PS
Den T613 hat Tatra von 1974 bis 1996 in verschiedenen Versionen gebaut. Die letzte Variante war der Tatra 613-4 Mi lang, von dem Mitte der 1990er-Jahre und somit in der unruhigen Nach-Ostblock-Ära nur noch wenige Exemplare entstanden. Bei diesen Fahrzeugen leistete der 3,5-Liter-V8 200 PS, das maximale Drehmoment betrug 300 Newtonmeter. Damit war der T613-4 bis zu 230 km/h schnell. Von dem von Classic Cars Bohemia angebotenen Tatra 613-4 Mi lang Electronic sollen nach Angaben des Prager Autohauses nur 17 Exemplare entstanden sein. Das zum Verkauf stehende ist aus dem Baujahr 1993.
Seinen Namenszusatz Electronic hatte sich dieser T613 wegen seiner für die frühen 1990er-Jahren modernen Instrumente verdient. Zwischen den klassischen Analog-Rundinstrumenten sitzt eine Anzeige für verschiedene Warnungen. Außerdem konnte eine weibliche Stimme vor Störungen warnen und andere Benachrichtigungen vermelden. Zudem gab es ein Warnsystem, das auf defekte Scheinwerfer hinwies und es gab eine automatische Abschaltung von elektronischen Verbrauchern beim Ausschalten der Zündung.
Hohe Laufleistung und hoher Preis
Der Tatra T613-4 ist bisher 231.223 km gelaufen – die vorherigen Eigentümer haben das Auto also im Alltag genutzt. Als Preis ruft Classic Cars Bohemia 2,5 Millionen tschechische Kronen auf, was aktuell umgerechnet 102.807 Euro entspricht. Die trotz der hohen Laufleistung enorme Summe dürfte von der Seltenheit des Tatra T613-4 Mi lang Electronic rühren und von der Tatsache, dass immer mehr Autofans Tatra als Marke schätzen und begehren. 1996 kam mit dem glücklosen T700 der Nachfolger des T613 – 1999 beendete Tatra seine Pkw-Herstellung.