Richard „Cappy“ Capstran ist 93 Jahre alt. Sein Vater panzerte in seiner Karosseriewerkstatt einen Cadillac für Al Capone. Richard kann sich noch gut daran erinnern, wie er seinem Vater beim Panzern half. Richards Vater hatte den Auftrag eigentlich abgelehnt, da er nicht aufs Panzern von Fahrzeugen spezialisiert war. Aber Capones Männer teilten ihm mit Nachdruck mit, dass er diesen Auftrag jetzt zu erledigen habe. Dann befahlen Sie seinem Vater, das Auto versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit im hinteren Bereich der Werkstatt zu bearbeiten.
Das fertige Auto holte Al Capone persönlich ab – und der Mafiaboss ließ sich nicht lumpen: Er zahlte das Doppelte des geforderten Preises. Dann sah Capone Richard Capstran und fragte, wer das sei. Der Werkstattmeister sagte, dass sei sein Sohn, der beim Abschleifen des Lacks kräftig geholfen hätte. Als Dank steckte ihm Al Capone zehn Dollar zu. Mit Einrechnung der Inflation wären dies heute 150 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 136 Euro) – für einen kleinen Jungen war dies ein Vermögen. Danach sprach jahrelang niemand in der Familie über diesen speziellen Auftrag.

Zurückschießen war möglich
Das Panzerglas des Cadillacs war fast einen Zentimeter dick, hinzu kamen zirka 1.360 Kilogramm Panzerstahl. Kräftige Federzüge halfen beim Betätigen der schweren Seitenscheiben – sie ließen sich um 2,5 Zentimeter nach oben fahren und gaben dann ein Loch frei. Durch dieses Loch konnten Al Capones Männer im Bedarfsfall mit ihren Tommy Guns nach draußen schießen. Die Heckscheibe ließ sich herunterklappen – ebenfalls, um freie Schussbahn auf Verfolger zu haben.
Laut Richard „Cappy“ Capstran panzerte sein Vater nur die Rückseite des Cadillacs, die seitlichen Panzerungen muss eine andere Werkstatt vorgenommen haben. Die auf Fotos von 1933 zu sehende Anhängerkupplung hatte der Cadillac noch nicht, als er zu Richards Vater kam.

Geschichte gut dokumentiert
Autohändler Celebrity Cars vermeldet, dass sich die Geschichte des Cadillacs lückenlos bis ins Jahr 1932 zurückverfolgen lässt. Damals wanderte Al Capone, nach Ablehnung seiner Berufung, ins Gefängnis. In einem Bericht der Geheimabteilung des für die Durchsetzung von Prohibitions-Vorschriften zuständigen Bureau of Internal Revenue heißt es, dass die Behörde bei Al Capones Festnahme zwei auf dessen Grundstück in Florida befindliche Cadillac V-16 beschlagnahmte. Das gepanzerte Model 341A fand anscheinend keine Beachtung, da es währenddessen in einer Chicagoer Garage versteckt war. Zeitpunkt und Umstände lassen vermuten, dass der in der Unterwelt gut vernetze Nobel-Autohändler Emil Denemark das gepanzerte Auto übernahm – auf Veranlassung von Al Capone.

Kurze Zeit später kaufte Patrick Moore aus dem US-Bundesstaat Connecticut das Auto direkt bei Denemark. Familie Moore hatte ein Fahrgeschäft für Jahrmärkte und wollte mit dem Ausstellen von Al Capones Auto außerhalb der Saison Geld verdienen. Der Plan ging nicht auf, weshalb die Familie das Auto an einen Harry LaBreque verkaufte. Seitdem hat der Cadillac noch mehrfach den Eigentümer gewechselt. Das Auto gelangte unter anderem nach England und stand dort in Vergnügungsparks als Ausstellungsstück. Ein Autoenthusiast nahm umfangreiche Restaurierungsarbeiten vor. Dabei ging ein großer Teil der schweren Panzerung verloren, nur das Panzerglas und die klappbare Heckscheibe bleiben erhalten. Dann stand Al Capones Auto in diversen Museen – 1979 ersetzte ein Restaurator das rissige vergilbte Originalglas durch neues Panzerglas.

Auto in optisch und technisch gutem Zustand
Celebrity Cars gibt an, dass sich der Cadillac in einem hervorragenden optischen Zustand befindet und fahrbereit ist. Das Auto entstammt der Serie 341-A, sein 5,6-Liter-V8 leistet 91 PS. Die Gänge teilt der Fahrer mit einer manuellen Dreigangschaltung ein. Die Hinterachse ist blattgefedert, der Radstand beträgt 3,56 Meter. Bei Preisverhandlungen fordert der Händler eine Mindestanzahlung in Höhe von 20.000 Dollar (18.147 Euro).