Ein Umzug kann ganz schön nervenaufreibend und teuer sein. Erst recht dann, wenn nicht nur die Habseligkeiten den Ort wechseln, sondern gleich das ganze Haus. Was sich im ersten Moment wie ein Witz anhört, ist in den USA an der Tagesordnung. Sogenannte House Mover-Unternehmen fahren teilweise wochenlang mit einem ganzen Haus im Gepäck zu ihrem Bestimmungsort. Zuletzt sorgte in San Francisco einer dieser Umzüge für einen gewaltigen Menschenauflauf.
Die Rede ist von dem 139 Jahre alten Viktorianischen Haus mit der Hausnummer 807 in der Franklin Street. Der Auftrag für den Umzug in die sechs Häuserblöcke entfernte Fulton St. 635 kam von Tim Brown, einem Makler aus San Francisco und zugleich dem Besitzer des Hauses. Im Jahr 2013 kaufte der das Haus aus dem Jahr 1882 für 2,6 Millionen US-Dollar. Warum er das mintgrüne Haus mit seinen 445 Quadratmetern Wohnfläche inklusive sechs Bädern versetzen lässt? Weil er an dessen ursprünglichen Platz ein achtstöckiges Wohnhaus mit 48 Mietwohnungen hochzieht.

330.000 Euro teure Umzugskosten
In seiner neuen Umgebung steht das Viktorianische Haus auf dem Fundament einer historischen Leichenhalle "The Bryant Mortuary", der ältesten von Afroamerikanern betriebenen Leichenhalle in San Francisco, die erst im Jahr 2019 nach 60 Jahren ihre Pforte schließen musste. Und ja, auch dieses Haus haben seine Besitzer nicht einfach abgerissen, sondern ebenfalls umgesiedelt. Nach einer umfangreichen Restaurierung soll das Viktorianische Haus sechs Mietern Platz bieten. Wer die Mietpreise an der Westküste der USA kennt, weiß, dass die umgerechnet 330.000 Euro Umzugskosten im Nu wieder eingespielt sein dürften.

Neben der Tatsache, dass die beiden Lkw (einer vorn einer hinten) des Umzugsunternehmens Phil Joy Housemoving & Leveling zu den wenigen Fahrzeugen gehören, die jemals entgegen der Einbahnstraßen-Fahrtrichtung durch die Franklin Street fahren durften, wirkte das ganze Szenario wie aus einem Animationsfilm. Mit einer Geschwindigkeit von einer Meile pro Stunde (1,6 km/h) schlich der Tross mit dem 25 Meter langen Haus über die – wie sollte es in San Francisco anders sein – steilen Straßen.

800 Jahre alte Bäume mussten Äste lassen
Dutzende Arbeiter bereiteten das Haus so vor, dass es über vier Stahlschienen auf die drei autark lenkbaren "Dollys" mit ihren je zwei Achsen und acht Rädern gleiten konnte. Dabei kamen unter anderem die Stahl-Verankerungen des Fundaments zum Vorschein, die ihrer damaligen Zeit weit voraus waren. Ach ja, und der Keller, der jetzt hauslos ist. Auf seiner Viertelmeile, für die amerikanische Car-Guys gern mal unter zehn Sekunden benötigen, waren unter anderem das eine oder andere Straßenschild oder auch Astgeflechte von 800 Jahre alten Bäumen zu beseitigen.