Bis zum Jahr 2050 will Volkswagen die CO2-Emissionen seiner Fahrzeugflotte kontinuierlich auf null senken. Mit Blick auf heutige Zahlen klingt diese Maxime von VW-Konzernchef Herbert Diess mehr als nur ambitioniert: 43,7 Tonnen trägt ein Benziner oder Diesel aus dem VW-Konzern heute im Durchschnitt zum menschengemachten Kohlendioxid-Ausstoß bei.
Von diesen 43,7 Tonnen kommen nur 29 Tonnen aus dem Auspuff, der Rest fällt vor der Nutzung durch den Kunden an: 5,7 Tonnen steuert die Lieferkette – also Materialschöpfung, Produktion und Lieferung der Bauteile und Komponenten – bei, 5,5 Tonnen Herstellung und Transport der Kraftstoffe, 2,7 Tonnen das Recycling. Die Produktion des Autos an sich ist da mit 0,8 Tonnen der kleinste Faktor. Wo fängt man da an bei dem Vorhaben, die ID.-Modelle ohne die Bürde eines prall gefüllten CO2-Rucksacks auf Reise zu schicken?

Viele kleine Schritte
Die Suche nach Potenzialen, nach klimafreundlicheren Werkstoffen oder weniger energieintensiven Fertigungs- und Produktionsverfahren muss man sich wohl als Puzzle mit sehr vielen Steinen vorstellen – beginnend bei der Lieferkette. Also all dem, was geschieht, ehe aus angelieferten Komponenten und Systemen in den künftigen MEB-Werken Zwickau, Dresden, Hannover und Emden Autos der ID.-Familie entstehen.
Daher hat Volkswagen im ersten Schritt die Batteriezell-Lieferanten zum Umstieg auf sauberen Strom aus regenerativen Quellen verpflichtet. VW selbst begann damit im heutigen ID.-Pilotwerk Zwickau schon 2010, stellte das eigene Kraftwerk auf Gas um, bezog grünen Strom aus externen Quellen, optimierte Abläufe und Energieeffizienz. Das Ergebnis: Bis 2018 sank der CO2-Ausstoß bei gestiegener Produktivität von 158 000 um 66 Prozent auf 53.000 Tonnen.

Zum Teil noch höhere Sparpotenziale hat Volkswagen bei der Konzipierung des ID. ausgemacht: Dessen Hochvolt-Batteriezellen könnten mit 80 Prozent weniger CO2-Emissionen produziert werden als bisher. Ein dicker Batzen, denn die Zellenfertigung geht mit rund 30 Prozent in die Gesamtbilanz des ID. ein – wie auch die Fertigung der Kathoden für die Batterie. Hier sind hohe Sparpotenziale ausgemacht, aber noch nicht genau bezifferbar. Für die Stahlkarosserie, die rund 20 Prozent der Gesamtenergie verschlingt, liegen indes konkrete Zahlen vor: Sie lässt sich – über alles gesehen – mit 75 Prozent geringerem CO2-Ausstoß produzieren und verarbeiten als bisher.
Ökostrom schließt Lücke
Nicht vermeidbare Emissionen gleicht Volkswagen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte aus. So kommt der ID. bilanziell ohne CO2-Rucksack zum Kunden. Lädt der die Akkus seines Elektroautos über die angenommene Nutzungsdauer von 200.000 Kilometern konsequent mit Ökostrom, wie ihn die VW-Tochter Elli anbietet (Seite 14), hat der ID. eine komplett weiße Umweltweste bis zum Recycling. Hierbei spielt dann das Werk Salzgitter eine zentrale Rolle: Von 2020 an können dort in einer Pilot-Recyclinganlage jährlich 1.200 Tonnen Akkus demontiert und der Wiederverwertung zugeführt werden.

„In den kommenden Jahren werden wir Produktion und weitere Wertschöpfungsstufen Schritt für Schritt auf CO2-Neutralität ausrichten“, erklärt Herbert Diess, Volkswagen CEO.