Dort stand er, der Audi Avantissimo, ein Kombi der Luxusklasse, ein Ausblick auf den kommenden Audi A8 . Zukunft? Die interessierte nicht, das Publikum war gefangen im Hier und Jetzt. Die USA wurde vom schlimmsten Terroranschlag der Geschichte erfasst. Ein Thema das damals alles andere überlagerte.
Audi Avantissimo als Urmutter des Grills
Hier und heute eine späte Ehrung des Audi Avantissimo. Warum? Einfach nur so, eine Erinnerung an meinen damaligen Gang vorbei an der Studie. 5,06 Meter entlang zum Heck und auf der anderen Seite 5,06 Meter zurück bis zum geteilten Kühlergill - der Urmutter des mittlerweile bekannten und nicht ganz unumstrittenen Grills. Eine Reminiszenz an schöne Kombis und auch eine kleine Klageschrift. "Warum habt ihr den nie gebaut!" Ein Kombi in der Oberklasse! Ihr wäret Eurer Zeit so weit vorausgewesen, selbst heute im Angesicht von Shootingbreak- und Crossover-Gedöns.
"Der Avantissimo ist ein Entwurf, mit dem Audi konsequent die Möglichkeiten des Avant-Konzepts in die Luxusklasse transponiert ... Ein entschlossener Schritt in die Zukunft von Audi", so schrieb mir das Unternehmen in seiner Pressemitteilung damals.
Biturbo-V8 mit 430 PS
Was ist also geblieben vom Audi Avantissimo, außer einer schönen Erinnerung? Unter der Haube des Luxusliniers schlug ein 4,2-Liter-Biturbo-V8 mit 430 PS und 600 Nm Drehmoment, wie er heute auch noch zum Einsatz kommen könnte.
Gekoppelt mit einer Sechsgang-Automatik schaufelte das Getriebe die Motorkraft auf alle vier Räder, die mit Reifen der Größen 255 x 740 x 560 bestückt waren. Ein stufenlos verstellbares Luftfederungssystem erlaubte die Abstimmung von Komfort und Fahrdynamik per MMI.
MMI? Ja, richtig gelesen, DAS Multi-Media-Interface feierte im Avantissimo sein Debüt. Und zu den weiteren Debütanten zählten Pax-Räder, die ohne Luftdruck noch bis zu 200 Kilometer bei Tempo 80 durchhielten, Luftdruckkontrollsystem und die elektro-hydraulische Parkbremse. ESP, Bremsassistent, Bi-Xenon-Doppelscheinwerfer und Kurvenlicht? Ehrensache.
Heckklappe öffnet automatisch
Und dieser Hintern! Liebevoll mochte man ihn tätscheln, doch anfassen war nich‘. Per Fernbedienung eröffnete und schloss sich das der Zugang zum Holz beplankte Heckabteil, was später nur Kofferraum sein sollte. Und was später nur Dach sein wollte, war beim Audi Avantissimo eine Glaslandschaft. Nicht irgendein Glas, Varilite-Technik nannten es die Audianer. Sechs Segmente, die sich jeweils unabhängig voneinander dimmen ließen und die dank der verbauten Photovoltaik-Elemente, Strom für die Standlüftung lieferten. Und wenn es dunkel wurde im Audi Avantissimo, dann sorgte eine indirekte Beleuchtung im Dach für das entsprechende Wohlfühlambiente - und das hätten wir nach 2001 wirklich alle gebrauchen können.