Dendrobium D-1: 1.800-PS-Hypercar mit Williams-Knowhow

Elektro-Hypercar Dendrobium D-1
1.800 PS für über 1,3 Millionen Euro

Inhalt von
Dendrobium D-1
Foto: Dendrobium Automotive Limited / Gun Hill Studios

Bei der aktuellen Schwemme an Supersportwagen mit Elektroantrieb ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Gleichzeitig fällt auf: Diese Hypercars sehen sich sehr ähnlich. Doch der Dendrobium D-1 sticht heraus. Nicht nur wegen seines Namens, der die Bezeichnung einer Orchideen-Gattung aufgreift. Auch wegen seines radikalen Designs. Im seitlichen Profil erkennt man zwar ein wenig Pagani in der Linienführung, aber das Konzept mit den von der Fahrgastzelle fast losgelösten Radbehausungen hat der Dendrobium D-1 ziemlich exklusiv. Genau wie unfassbar viele Details, die ihn im Elektro-Hypercar-Universum fast einzigartig machen.

McLaren F1-Designer optimierte den Dendrobium

Dennoch haben die Macher gestalterisch Optimierungsbedarf gesehen und keinen Geringeren als Peter Stevens verpflichtet, um den D-1 einem Makeover zu unterziehen. Der bekannteste Entwurf des britischen Design-Professors war der legendäre McLaren F1, aber auch bei Jaguar, Lotus, Lamborghini und BMW hat Stevens seine Spuren hinterlassen. Am Dendrobium hat er subtile Design-Änderungen vorgenommen, die nicht nur die Aerodynamik des Hypercars verbessern, sondern den D-1 in seiner neuesten Version mit dem Namenszusatz XP-2 gleichzeitig harmonischer und dennoch dramatischer aussehen lassen. In seiner jüngsten Ausbaustufe debütierte der D-1 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans 2019.

Seinen Ursprung hat das Projekt bereits Mitte der Neunzigerjahre. Damals hatte Vanda Electrics, eine auf Produkt-Design spezialisierte Firma aus Singapur, den Dendrobium D-1 als Konzeptstudie eines elektrischen Hypercars vorgestellt. 2016 wanderte das Projekt nach Großbritannien aus. Seitdem hat die in London ansässige Dendrobium Automotive Limited die Federführung bei dem Projekt. Die Firma wird unterstützt von Williams Advanced Engineering, das zwar unter das gleiche Firmendach gehört wie der Williams-F1-Rennstall, seine Brötchen aber überwiegend mit Entwicklungsdienstleistungen rund um das Thema Elektromobilität sowie für andere Rennserien verdient. Wie viel F1-Knowhow also in die Entwicklung des Dendrobium D-1 XP-2 geflossen ist, ist jedoch ungewiss.

Sponsored

Zwei Elektromotoren pro Achse

Als Technik-Partner ist Williams für die Aerodynamik, die Verbundwerkstoffe, die Batterien und den elektrischen Antriebsstrang verantwortlich. Chassis und Karosserie sind aus Kohlefaserlaminat geformt, insgesamt kommen viele superleichte Verbundwerkstoffe und Legierungen zum Einsatz. Damit soll das Gesamtgewicht bei 1.750 kg liegen. Vorne drehen sich 20 Zöller, hinten werden 21 Zoll große Felgen verbaut; sie sind jeweils mit Michelin Pilot Sport Cup 2R-Reifen ummantelt. Dahinter sorgt eine Carbon-Keramik-Bremsanlage für die nötige Stopp-Power. Zum E-Antrieb werden als Daten 1.800 PS und 2.000 Nm Drehmoment genannt. Je Achse werden zwei E-Motoren eingesetzt, vorne mit einem Direktgetriebe, hinten mit mehreren Übersetzungen. Die Antriebsenergie wird in einer Lithium-Ionen-Batterie gespeichert. Maximal soll der Dendrobium über 320 km/h schnell sein, die 100 km/h-Marke soll nach 2,7 fallen.

Das Design-Highlight des Dendrobium soll sein automatisch öffnendes Dach zusammen mit den automatisch öffnenden Türen sein. Dendrobium Automotive vergleicht diese Metamorphose mit dem Öffnen einer Orchiedeen-Blüte – daher der Name der Orchideen-Gattung, die vorrangig in Singapur heimisch ist.

Trotzdem begreift sich Dendrobium als durch und durch britisches Unternehmen. Sowohl die Entwicklung als auch die Produktion und die Zuliefererkette sollen komplett auf der Insel beheimatet bleiben. Selbst nach dem Brexit, der schon viele ambitionierte Auto-Startup-Projekte und sogar etablierte Autohersteller aus Großbritannien vertrieben hat, will Dendrobium dort ansässig bleiben. 2022 soll der D-1 zum Preis von 1,2 Millionen Pfund – umgerechnet gut 1,3 Millionen Euro – auf den Markt kommen. Es könnte zudem eine limitierte Einführungs-Edition für noch mehr Geld geben. Pro Jahr sollen 50 Exemplare gefertigt werden.