Truck Rallye: Baja Saxonia 2011

Truck Rallye
Baja Saxonia 2011

Damit ist die im Tagebau südlich von Leipzig ausgefahrene Baja 2011 eine Sache des Ostens, wo die stärksten Off Road Gelände offenbar auch Top-Teams hervorbringen. Auf jeden Fall welche, die eine optimale Verbindung von Hirn und Gasfuß praktizieren können. Den hier lag bei der vierten Auflage der Knackpunkt. Der Osterhase hatte nämlich zu beiden Wertungsprüfungen (Samstag 6 x 33 und Sonntag 6 x 36 Kilometer lang) ein paar heftige Eier ins Baja-Nest gelegt. Oder besser österlich versteckt: An beiden Tagen war entscheidend, möglichst alle CP’s zu finden. Aber genau das gelang der weitaus größten Zahl der Teilnehmer nicht. Die legten zwar auf den teilweise Federbruch-brettharten Pisten auch im dichten Staub Spitzenzeiten hin, aber was nützt das, wenn pro ausgelassenem CP am Ende eine Stunde Aufschlag hinzugerechnet wird?

Unimog und MAN KAT - mit Standard-Technik ganz nach vorn

Entsprechend kurios gestalteten sich deshalb an beiden Tagen die Resultate und so mancher Akteur mag sich hinterher gefragt haben, warum er viel Zeit und Geld in sein Hightech-Gefährt investiert hat, wenn doch ein fast serienmäßiger Unimog oder MAN KAT für eine vordere Platzierung absolut ausreichend ist. Drei Stunden zwanzig Fahrzeit für 198 Samstags-Kilometer? Kein Problem. Wohl aber die 14 (in Worten: Vierzehn) Strafstunden für ebenso viele ausgelassene Kontrollpunkte.

Dann besser die 4:39 von Daniel Günther und Team und keine Strafzeit! Günther, mehrfacher Deutscher Truck-Trial-Meister, blieb bei den kleinen Trucks am  Samstag als einziger sauber. Bei den großen Lkw gelang dieses Kunststück Tilo Süptitz (MAN TGA), Harald Chemnitz (IFA L60) und Eugen Eble (MAN KAT 1). Diese Teams hatten damit beste Voraussetzungen, am Sonntag den Gesamtsieg einzufahren. Aber die sechsmal zu durchfahrende Runde mit 36 Kilometer war in wesentlichen Abschnitten noch schneller als die Strecke am Vortag, und kniffliger!

Dakar-MAN in stabiler Seitenlage

Das musste auch das Team Süptitz aus Torgau lernen, die – ganz vorne fahrend – den Ex-Dakar-MAN auf die Seite warfen und so wichtige Zeit verloren. Breslau-Sieger Chemnitz blieb solch Ungemach erspart und so konnte er am Ende eine weitere wichtige Trophäe einheimsen. Überraschung: Hinter Chemnitz chauffierte „Hummer-Gourmet“ Eugen Eble aus Freiburg einen sandfarbenen KAT 1 unauffällig-effektiv durch alle Hindernisse auf Platz zwei.  Dahinter der beste aus der wieder zahlenmäßig stark vertretenen niederländischen Dakaristi-Fraktion: Marty Van den Oever wühlte sich mit seinem MAN TGS  sich von Platz sieben am Samstag noch auf den dritten Podiumsplatz vor. Dahinter ordneten sich Landsmann Leon de Wit (Mercedes-Benz SK) und das österreichische Team Kotterer (Mercedes-Benz Axor)  ein. Die Österreicher, am Samstag ebenfalls mit sechs Strafstunden fehlgestartet, punkteten sich mit einer fehlerlosen Leistung am Sonntag von Platz elf zurück unter die Top-Fünf.

Strafstunden verhageln die Wertung

Bei den „Kleinen“ sicherte sich Vorjahressieger Ralf Finkel (Unimog) trotz Zeitstrafen Platz zwei vor dem Niederländer Johan Elfrink mit seinem superleichten Dakar-Axor. Der fliegende Holländer, der nach einem Auffahrunfall eine neue Frontscheibe benötigte, hatte sich am Samstag ebenfalls satte sechs Strafstunden eingehandelt, blieb am Sonntag aber sauber.

Pech für Heidenreich/Schmitz. Am Unimog des vielfachen Truck Trial Europameister und Rallyesiegers litt am Samstag der Turbo an Atemnot – am Ende Platz sechs für den Franken.

Noch übler erging es Roland Ott und Lutz Hechler, die mit ihrem frisch aufgebauten Iveco am Samstag überhaupt nicht an den Start rollen konnten. Am Sonntag war für das schwarze Monster nach wenigen Kilometern schon Schluss. Vielleicht sollten die beiden einmal mit dem Holländer Aart Schoones sprechen: Der Mann, der bisher stets als Navigator auf dem Mittelsitz hockte, brachte bei seinem Rallyedebüt als Pilot seinen neu aufgebauten DAF beim ersten Einsatz pannenfrei auf Platz acht bei den großen Trucks. So etwas nennt man einen gelungenen Einstand!

Fazit: Die Baja Saxonia hat sich nicht nur zu einer ansehnlichen Veranstaltung internationalen Zuschnitts entwickelt, die allerdings mehr Zuschauer vertragen könnte. Es gibt sicher auch weniger unterhaltsame Möglichkeiten, das Osterfest zu verbringen!