"Toyota als eher unterkühlt wahrgenommen"
Toyota-Europa-Chef Didier Leroy spricht im Interview mit auto motor und sport über steigende Marktanteile, das wenig emotionale Markenimage und den Konkurrenzkampf im Kleinwagen-Segment.
Leroy: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass unser Erfolg nicht auf einem günstigen Wechselkurs basiert, wie viele Kritiker behaupten. Wir können jetzt die Früchte unserer Arbeit ernten, also das, was wir in die Modelle für Europa investiert haben. Vor allem, dass wir gegenüber 2012 unseren Marktanteil von 4,5 auf 4,7 Prozent steigern konnten, freut uns sehr.
Welche Märkte funktionieren denn besonders gut?Leroy: Das Wachstum in Osteuropa lässt nach, dafür erholen sich einige Märkte in Westeuropa, zum Teil zeigt dort der Trend wieder aufwärts. Besonders erfreulich ist, dass in den ersten beiden Monaten dieses Jahres die positive Entwicklung anhielt.
Leroy: Zum einen ist dort die Konkurrenz stärker geworden, zum anderen bekommen alle Hersteller Druck durch Billigmodelle sowie stark rabattierte Autos aus dem B-Segment. Mit dem neuen Aygo erweitern wir die bekannten Eigenschaften wie hohe Qualität und Zuverlässigkeit um ein außergewöhnliches Design sowie zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten. Es ist schwierig, sich in diesem kostengetriebenen Segment mit einer bestimmten Technologie zu positionieren.
Außergewöhnliches Design allein reicht?Leroy: Wie gesagt, an rationalen Kaufgründen mangelte es bisher ja nicht. Allerdings wurden wir als eher unterkühlt wahrgenommen, das haben wir mit dem neuen Modell radikal geändert. Wir wollten den Aygo für Europa genau so. Sollte er also nicht ankommen, ist es unser Fehler, dann können wir es auf niemand anders schieben.
Leroy: Nein. Wir haben natürlich intensiv mit PSA über mögliche Auswirkungen gesprochen. Aber wir waren uns zu 100 Prozent über den Fortbestand der Kooperation sicher.
Allerdings laufen zwei Drittel der Kleinwagen als Peugeot und Citroën von den Bändern. Bereitet Ihnen das keine Sorgen?Leroy: Das stimmt, doch das Design der drei Modelle ist so unterschiedlich wie nie zuvor. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir für alle genügend Käufer finden.
Würde denn nicht ein Hybrid helfen, den Absatz nochmals zu steigern? Beim Yaris hat es ja geklappt.Leroy: Richtig, inzwischen laufen ein Drittel aller Yaris mit Hybrid-Antrieb vom Band. Beim Auris sind es sogar 40 Prozent, bei der Kombi-Variante TS stolze 60 Prozent. Aber beim Aygo ist es vor allem eine Kostenfrage. Nur: In der ersten Generation des Yaris hätten wir auch nicht gedacht, dass sich ein Hybrid in dieser Klasse einmal rechnen kann. Und glauben Sie mir: Mit dem Yaris Hybrid machen wir keine Verluste! Ich möchte daher einen Aygo Hybrid nicht völlig ausschließen.
Leroy: Dann würde ich etwas falsch machen. Tatsächlich sind wir gut aufgestellt, und da wir weltweit über ein sehr großes Produktangebot verfügen, bekomme ich für Europa nicht immer sofort das, was ich gerne hätte.
Was wäre das denn aktuell?Leroy: Ein SUV im C-Segment, also unterhalb des RAV4, wäre schon interessant. Aber Entwicklungsressourcen sind nun einmal immer begrenzt, wir müssen da stets schauen, wo die Prioritäten liegen.
Lange haben Toyota-Fans auf ein emotionales Modell wie den GT86 gewartet. Wie schlägt sich der Sportwagen im Verkauf?Leroy: Wir haben zu dem Auto hervorragendes Feedback bekommen, sowohl von der Kundschaft als auch von den Medien. Dadurch hat dieses Auto sehr viel für das Image der Marke Toyota bewegt. Leider fand der Verkaufsstart des Fahrzeugs zu einem Zeitpunkt statt, an dem die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Europa etwas stagnierte. Das gesamte Sportwagensegment ist im vergangenen Jahr um 16 Prozent zurückgegangen. Bedingt durch diese Situation haben wir unsere Verkaufsziele mit dem GT86 nicht unbedingt übererfüllt.
Leroy: Wir untersuchen das noch, es gibt noch keine Entscheidung dazu.
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