Mit dem neuen Musso reaktiviert Ssangyong einen altbekannten Namen. Musso, koreanisch für „Nashorn“, hieß das erste große SUV der Marke, mit dem man in den 1990er Jahren durchaus achtbare Verkaufserfolge in Deutschland erzielte. Vier Türen und fünf Sitze hat der neue SsangYong Musso immer noch, doch statt einem großen Laderaum hinter den Rücksitzen trägt er nun eine offene Ladefläche zur Schau – Ssangyongs neuer Pickup. Der Musso ersetzt damit den ähnlich positionierten und inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Ssangyong Actyon Sports.
Als neues Modell kann der Musso auf die aktuellste Technik des Herstellers zurückgreifen, er teilt sich die Plattform mit dem Ssangyong-Flaggschiff Rexton. Wie beim Rexton bedeutet das auch beim Musso einen klassischen Leiterrahmen, auf dem die Karosserie aufmontiert ist. Auch unter der Haube herrscht Gleichstand, den Musso gibt es ausschließlich mit dem 2,2-Liter Dieselmotor, der mit 181 PS Leistung im Pickup-Lager ganz vorne mitspielt.

Ssangyong Musso Pickup ab 23.990 Euro
Ssangyong bietet den Musso in drei Ausstattungsvarianten sowie mit Heck- und Allradantrieb an. Die Einstiegsversion mit Heckantrieb ist nur in der einfachen „Crystal“-Ausstattung erhältlich, die jedoch unter anderem mit Klimaanlage, DAB-Radio, Freisprechanlage und Tempomat bereits etliche Komfortbedürfnisse befriedigt. Alle Varianten des Musso lassen sich für 2.000 Euro Aufpreis mit einem sechsstufigen Aisin-Automatikgetriebe ordern, ansonsten ist die Aufpreisliste übersichtlich, die meisten Features bereits in den jeweiligen Ausstattungspaketen enthalten. Der heckkgetriebene Ssangyong Musso Crystal startet bei 23.990 Euro, mit Allradantrieb kostet er 3.000 Euro mehr. Die mittlere Ausbaustufe Quartz (u.a. Multimediasystem, Rückfahrkamera, Lenkradheizung, Klimaautomatik, Einparkhilfe) wird ab 33.990 Euro angeboten. Die Sapphire-Ausstattung, in der unser Testwagen antrat, bringt zusätzlich noch Dinge wie das höherwertige Instrumentarium samt mittigem Farbdisplay, Klimatisierung für die vorderen Sitze, Xenon-Scheinwerfer und TPU-Kunstleder auf den Sitzen.
Speziell mit dieser Topausstattung kommt im Musso Pickup keine Nutzfahrzeug-Romantik auf. Ganz im Gegenteil, das komplette Cockpit gibt es in gleicher Form im Topmodell der Marke, dem Ssangyong Rexton, zu erleben. Diese Tatsache und die für einen Pickup verhältnismäßig geringe Sitzhöhe bringen ein Gefühl wie in einem Mittelklasse-SUV, an einen praktischen Pickup denkt man in dieser Umgebung spontan eher nicht.
Fahrwerk mit Verbesserungs-Potential
Allerdings muss sich die SUV-Anmutung bereits nach den ersten Metern der Realität beugen, denn das Fahrwerk ist trotz Schraubenfedern rundum eher ruppiger Natur. 715 Kilo beträgt die Zuladung beim Musso mit Automatik und Allrad, das alleine kann jedoch die Überforderung auch der Dämpfer nicht erklären. Mit ständigen Mini-Erschütterungen reagiert das Fahrwerk bereits auf nur mäßig schlechte Straßen, auf unbefestigten Wegen wird es schlicht unangenehm polterig.
Das ist schade, weil es die Lust auf lange Strecken doch schmälert, denn der Rest ist handwerklich gut gemacht. So ist die Geräuschdämmung ansehnlich, vom Motor nur ein leises Brummen zu hören, auch die Abrollgeräusche stark zurückgedimmt. Die (geschwindigkeitsgeregelte) Lenkung ist präzise, aber etwas gefühlsarm, auf zügig genommene Kurven reagiert der Musso mit starker Seitenneigung.

Platz wie in einem großen SUV
Trotz der nach hinten ansteigenden Gürtellinie mit den verhältnismäßig kleinen hinteren Seitenscheiben ist die Übersicht im Ssangyong Musso gut, auch das Heck lässt sich dank der gut erkennbaren Ladeflächen-Ecken präzise einschätzen, wenn man sich nicht auf die Rückfahrkamera (gegen Aufpreis mit 3D-Rundumsicht) verlassen möchte. Das Platzangebot und der Sitzkomfort vorne ist auf dem Level eines modernen SUV, in Reihe zwei geht es etwas beengter zu. Zwar steht die hintere Rücksitzlehne nicht so steil wie bei anderen Doppelkabiner-Pickups, die Beinfreiheit ist jedoch für Erwachsene nur ausreichend, zumal die geringe Sitzhöhe zu stark angewinkelten Beinen führt. Hinter der vorklappbaren Rücklehne lässt sich noch etwas Kleinkram verstauen, ist sie nach vorne umgeklappt, entsteht in Reihe zwei ein ebenes Ladeabteil.
Die Ladefläche selbst ist für das Eintonner-Pickup-Segment mit 1,3 Meter Länge relativ kurz. Wer längere Güter befördern muss, kann jedoch auf die zusätzliche Fläche der aufgeklappten Heckklappe zurückgreifen, deren Belastbarkeit Ssangyong mit stolzen 400 Kilo angibt. Dafür sind die Seitenwände ungewöhnlich hoch, mit einer optionalen Ladeflächenabdeckung schafft das ein recht großes Volumen. Falls Bedarf nach mehr Ladeflächen-Länge ist: Zum Jahresende wil Ssangyong einen Musso mit längerer Pritsche zusätzlich ins Programm nehmen.