Vorne muss man sogar recht konzentriert hinschauen, um überhaupt Unterschiede zu erkennen: Peter Varga, Leiter Entwurf Exterieur für den Boxster, hat die Karosserie mit feinem Schleifpapier modern geschmirgelt. Bis auf Dach und Front- sowie Heckdeckel wurde jedes Teil verändert. Die Scheinwerfer sind in die Breite gewachsen und ihr technisch-schickes Innenleben lässt sich nicht nur von vorne, sondern auch von oben bewundern.
Die schmalen Lichtbänder im Frontschweller sind noch schmaler als zuvor. Und der Frontschweller an sich wölbt sich als Fahrzeugnase jetzt so, dass der Porsche 718 Boxster tiefer liegend aussieht als sein Vorgänger, ohne wirklich tiefer zu sein. Dieser Eindruck wird von den neuen Front-Kotflügeln unterstützt: Diese wölben sich sanft nach außen, zum vorderen Kofferraum-Deckel hin brechen sie aber an einer scharfen Kante steil nach unten herab. Die Lufteinlässe im Frontschweller wurden nicht nur aus optischen Gründen größer: Die neuen Vierzylinder-Turbomotoren brauchen mehr Luft.
Die Seitenlinie ist das Erkennungsmerkmal des Boxster - auch hier hat Varga daran gearbeitet, den Look cleaner, leichter und schärfer zu machen. So verschwindet der Kunststoff-Einleger hinter dem Türgriff und die Seitenschweller-Kante schneidet sich klingenartig durch den Wind. Die markanten seitlichen Lufteinlässe wurden vergrößert, mit zwei statt nur einer Lamelle versehen und sie sperren sich jetzt noch trichterförmiger auf.
Optisch gerecht wird der Porsche 718 Boxster seiner Namenserweiterung mit einem Heck, welches kaum noch mit dem des Vorgängers vergleichbar ist. Die flacheren Leuchten faszinieren mit ihrem plastischen Innenleben und der herausfahrbare Heck-Spoiler geht nicht mehr, wie beim 981, in die Heckleuchten über, sondern er liegt quasi auf den inneren Enden dieser Leuchten auf. Neu ist auch das schwarze Porsche-Schriftzug-Band, welches sich über die komplette Breite des Hecks zieht. Die einzelnen Buchstaben des Schriftzugs wirken wie aus dem Vollen gehauen. Und die im Heckdeckel integrierte dritte Bremsleuchte strahlt jetzt nicht mehr mit einzelnen LEDs, sondern mit einem durchgängigen Leuchtband.

Porsche 718 Boxster mit Glücksdüsen
Innen das gleiche wie außen: Der 718 Boxster ist weniger weich gezeichnet als sein Vorgänger. Aber: Er riecht wie ein Boxster, er sitzt sich wie ein Boxster, die Platzverhältnisse sind wie in einem Boxster und er fühlt sich an wie ein Boxster: Wer den Boxster kennt, wird sich im neuen Porsche 718 Boxster sofort wie zu Hause fühlen.
Optische Leichtigkeit verströmt bereits der Innenspiegel, der jetzt nur noch von einem sehr schmalen Rand gefasst ist. Die drei Speichen des Lenkrads sind eckig durchbrochen und das Rändelrad des Fahrmodus-Schalters rastet kräftig ein. Vielleicht bringt es Glück: Die ehemals viereckigen Lüftungsdüsen sind jetzt hufeisenförmig - vier Glücksdüsen belüften den Innenraum. Der Race-Timer wandert ein Stück Richtung Frontscheiben-Fuß, was ein bisschen an den großen Bruder 911 erinnert. Kräftig weiterentwickelt wurde das PCM (Porsche Communication Management). In der Mittelkonsole wartet jetzt unter einer belederten Klappe ein spezielles Fach aufs Smartphone. Dort untergebracht, koppelt sich das mobile Endgerät an die Außenantenne des 718 Boxster und die Insassen werden von der Mikrowellen-Strahlung des Handys abgeschirmt.
Der Multimedia-Bildschirm kommt jetzt ohne Rand aus und seine Grafiken sind entschlackt. Die Navi-Karte wirkt übersichtlicher und gefälliger, kräftige Farben sind passé. Die Navi-Menütasten erscheinen auf dem Bildschirm, wenn sich diesem beispielsweise die Finger der Fahrerhand nähern, die gerade auf dem Schalthebel ruht. Die dafür nötigen Näherungssensoren sitzen am Rand des Bildschirms, sind aber nicht zu sehen. Das System funktionierte bei unserem ersten Test tadellos. Zudem lässt sich die Karte jetzt, wie bei einem Smartphone, per Fingergeste zoomen, verschieben und drehen.

Handschrift-Erkennung im Porsche Boxster 718
Axel Huber, Entwicklung PCM, zeigt, wie die Handschrift-Erkennung bei allen Texteingaben funktioniert: Streichen mit dem Finger über den Bildschirm reicht. Auch das funktionierte in unserem Test problemlos. Die interne SSD (Solid-State-Disk) hat eine Kapazität von 64 Gigabyte, von denen zehn GB für persönliche Songs zur Verfügung stehen. Da heutzutage die Musik oft auf dem Smartphone gespeichert ist, welches sich per Bluetooth, WLAN oder USB mit dem Multimediasystem des Autos verbinden lässt, dürften zehn Gigabyte ausreichen. Zudem warten jetzt hinter einer kleinen Klappe in der Mittelkonsole rechts und links vom SIM-Karten-Steckplatz zwei SD-Karten-Einschübe, die jeweils eine 64-GB-Karte vertragen. Die verfügbaren Songs werden, egal von welcher Quelle sie kommen, gemeinsam in einer übersichtlichen Ansicht dargestellt.
Wenn der optionale DAB-Empfang versagt, gibt es jetzt dank Pufferung Seamless Linking: Die Umschaltung zu herkömmlichem FM-Empfang erfolgt ohne hörbare Unterbrechungen. Noch eine Neuerung: Drei Varianten des Home-Bildschirms lassen sich einfach per Drag & Drop nach eigenen Vorstellungen konfigurieren.
Die passenden kostenlosen Apps
Per Porsche Connect App lassen sich beispielsweise vorher ausgesuchte Ziele vom Navi des 718 Boxster verarbeiten. Die genannten ausgesuchten Ziele verbleiben auf Wunsch auf dem Handy und werden nicht im System des Porsche gespeichert. Allerdings bleibt Porsche seiner Gewinnorientierung treu: In der Basisausstattung sucht man ein Navi vergebens.
Mit der 2013 als erstes für den Panamera SE Hybrid vorgestellten Porsche Car Connect App können zudem jederzeit Fahrzeuginfos wie beispielsweise Reichweite und Benzinverbrauch aus der Ferne abgefragt oder beispielsweise die Außenspiegel angeklappt werden.

Fahrwerk neu abgestimmt
Der Porsche 718 Boxster ist mit einem komplett neu abgestimmten Fahrwerk unterwegs. Die Kurvenperformance soll besser sein. Die elektromechanische Lenkung wurde um zehn Prozent direkter ausgelegt. Optional steht für den 718 Boxster eine Tieferlegung um zehn Millimeter zur Verfügung, der 718 Boxster S wandert gegen Aufpreis 20 Millimeter näher an den Asphalt. Nötig wurden die neue Fahrwerksabstimmung sowie größere Bremsen natürlich auch wegen der neuen Vierzylinder-Turbo-Triebwerke.
Porsche 718 Boxster nur noch mit vier Zylindern
Sowohl der 718 Boxster als auch der 718 Boxster S werden von neu entwickelten Vierzylinder-Motoren angetrieben. Die Rückkehr zu schon im historischen 718 eingesetzten Vierzlinder-Boxermotoren sorgt für die gewünschten Kraftstoffeinsparungen: In Verbindung mit dem optionalen Doppelkupplungs-Getriebe (PDK) verbrennt der 718 Boxster im Schnitt 6,9 Liter pro 100 Kilometer, das S-Modell ist mit 7,3 Liter dabei - das sind 1,0 beziehungsweise 0,9 Liter weniger als bei den entsprechenden Vorgänger-Modellen.
Trotzdem geht die Leistung im Vergleich zum Vorgänger rauf: Der 718 Boxster generiert 300 PS aus zwei Litern Hubraum, die S-Variante holt aus 2,5 Litern Hubraum 350 PS. Das Beste sind aber weder die gestiegene Leistung noch der gesunkene Verbrauch - den meisten Spaß wird das enorm gewachsene und erheblich früher als bisher anliegende Drehmoment bringen. So kann der 718 Boxster jetzt auf 380 Newtonmeter bauen, 100 Newtonmeter mehr als bisher. Das maximale Drehmoment liegt bereits ab 1.950/min an und hält sich bis zu 4.500/min. Der 718 Boxster S wird von 420 Newtonmetern befeuert, was einem Plus von 60 Newtonmetern entspricht. Hier liegt das maximale Moment schon ab 1.900/min. an und fällt ebenfalls erst bei 4.500/min. wieder ab.
Die technischen Daten geben einen ersten Hinweis, wie gut die Drehmomenten-Steigerung den 718-Boxster-Modellen tut: Ohne "S" spurtet der Wagen in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 (0,8 Sekunden schneller als bisher), mit "S" ist der Referenzsprint in 4,2 Sekunden, also 0,6 Sekunden flinker als bisher, erledigt. Die Zeiten erzielen die Modelle bei Ausrüstung mit dem optionalen PDK sowie dem Sport Chrono-Paket. Serienmäßig wird der 718 Boxster mit einer Sechsgang-Handschaltung ausgerüstet. Ob übrigens die neue von Dreipunkt- auf Vierpunkt-Lagerung umgestellte Motoraufhängung auch noch Sechszylinder-Triebwerke aufnehmen kann, dazu äußert sich Porsche bisher nicht.
Teurer als der 718 Cayman
Ab 30. April 2015 ist der neue Porsche 718 Boxster zu haben. Die Preise beginnen bei 53.646 Euro, der 718 Boxster S schlägt mit 66.141 Euro zu Buche. Mit der Umstellung auf die 718er Modellreihe ist auch die Anomalie vorbei, dass ein Roadster günstiger zu haben ist als das entsprechende Coupé: Der später kommende 718 Cayman wird zum einen die gleichen Leistungsstufen haben wie der 718 Boxster, zum anderen wird die offene Variante eben nicht mehr der preisliche Einstiegs-Porsche sein - sondern der 718 Cayman.