Gleichzeitig lehne Opel-Chef Nick Reilly eine Kapitalbeteiligung der Belegschaft und weitere Forderungen der Arbeitnehmer trotz früherer Zusagen ab. Das von Reilly angepeilte Ziel, den Sanierungsplan bis zum Monatsende vorzulegen, wird damit immer unrealistischer.
Sanierungsplan ist unzureichend
In einem Brief an die Belegschaft wies Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz am Mittwoch (20.1.) den neuesten Sanierungsplan für den Autobauer als unzureichend zurück: "Der erst vor wenigen Tagen vorgelegte sogenannte "Viability Plan VI" bietet nach umfangreichen Analysen keine Chance, eine erfolgreiche Zukunft für Opel/Vauxhall in Europa zu gewährleisten." Konkrete Maßnahmen zur Steigerung des Umsatzes seien in dem Konzept nicht beschrieben.
Der Plan sehe vor, im laufenden Jahr etwa 8.300 der 48.000 Stellen in Europa abzubauen, vor allem in Deutschland und Belgien. Die Personalplanung für die folgenden Jahre liege hingegen ebenso wenig vor wie die detaillierte Aufteilung der Abbauzahlen, kritisierte Franz, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von Opel ist. In der Verwaltung solle bei den "Indianern" massiv abgebaut werden, während gleichzeitig Führungspositionen für weitere "Häuptlinge" geschaffen würden.
Franz betonte, das Konzept sehe immer noch Werkschließungen vor. Dies lehnen der Betriebsrat und die IG Metall ab. Sie hatten den Verzicht darauf zur Bedingung für einen Lohnverzicht gemacht. "Wir sollten nicht die Hand dazu reichen, dass Arbeitnehmerbeiträge der einen für die Stilllegung von Standorten und Vernichtung der Arbeitsplätze der anderen verwendet werden", sagte IG-Metall- Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsratsmitglied Armin Schild dem Internetportal "focus.de".
Man werde keine Abfindungen und Werkschließungen finanzieren
Franz warnte: "Mit ihrem Geld sollen die Beschäftigten Werkschließungen und Abfindungen finanzieren. Das werden wir nicht mitmachen." Er warf dem Management vor, trotz des ungenauen Geschäftsplans genau zu wissen, wie viel die Beschäftigten abgeben sollen: "Man besteht nach wie vor auf 265 Millionen Euro pro Jahr in Europa."
Welche Standorte betroffen sind, sagte Franz nicht. Allerdings ist seit längerem bekannt, dass die Geschäftsführung den Standort Antwerpen schließen möchte. Wie das "Handelsblatt" berichtet, hält Reilly nach Informationen aus Firmenkreisen an der Schließung des Werks fest. Eine offizielle Entscheidung stehe aber noch aus. Opel lehnte einen Kommentar dazu ab.
Allerdings wachse im Opel-Betriebsrat die Sorge, der Chef der General-Motors-Tochter könnte die Belegschaft vor vollendete Tatsachen stellen, hieß es in dem Blatt. Die Flamen hatten GM Staatshilfen angeboten, um das Aus für die gut 2.500 Beschäftigten in Antwerpen abzuwenden. Nach Angaben des Betriebsrates schlug der Autobauer das belgische Angebot über 500 Millionen Euro aus.
Der Standort Antwerpen stand auch nach dem Konzept des abgeblitzten kanadisch-österreichischen Opel-Bieters Magna auf der Kippe. GM hatte in dem im November 2009 vorgelegten Restrukturierungsplan ebenfalls seine Absicht angekündigt, das Werk dichtzumachen. Reilly hatte mehrfach betont, der Hersteller müsse seine Kapazitäten in Europa um 20 Prozent reduzieren.
Die vom Management geplanten Einschnitte in den Werken basieren nach Franz' Worten auf den niedrigsten Volumenzahlen des Krisenjahres 2010. Sie seien so tief, dass bei steigenden Verkaufszahlen in den kommenden Jahren zu wenig Produktionskapazität in Europa vorhanden sein werde. Zudem fehle durch die massiven Einschnitte das Geld für zusätzliche Produktinvestitionen.