Die Elektro-Serie Extreme E hält an ihrem Ziel fest, im Dezember 2020 in die erste Saison starten. Fünf Rennen werden für das Premierenjahr angestrebt. Und auch was die Suche nach Teilnehmern angeht, konnten in den letzten Wochen Fortschritte erzielt werden.
Als letztes Team hat der Rennstall von Chip Ganassi sein Engagement in der Offroad-Meisterschaft angekündigt. Die US-Truppe war den Fans bisher vor allem durch Erfolge in den US-Serien IndyCar und Nascar bekannt. Neben Ganassi ist mit Andretti Autosport noch ein weiterer Rennstall aus den Vereinigten Staaten am Start.
Auch zwei deutsche Teams haben ihre Teilnahme bestätigt. So hat sich der Audi-Tuner Abt mit seiner Rennabteilung für die Premieren-Saison eingeschrieben. Das Unternehmen aus Kempten hatte schon bei der Formel E zu den Pionieren gehört. Und auch der Mercedes-Ableger "HWA Racelab" ist bei der Debüt-Saison der Extreme E mit von der Partie.
Extreme E bereits mit sieben Teams
Ein halbes Jahr vor dem geplanten Start in das Elektro-Abenteuer haben sich bereits sieben Teilnehmer fest eingeschrieben. Dazu gehören auch der monegassische Elektroauto-Spezialist Venturi, das spanische Projekt "QEV Technologies" und der britische Rennstall "Veloce Racing" .
Das engliche Offroad-Projekt kann dabei prominente Unterstützung vorweisen. Einer der Gründer des Teams ist der aktuelle Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne. Mit an Bord ist auch Design-Guru Adrian Newey, der neben seiner Rolle als Technik-Direktor beim F1-Team von Red Bull Racing als "Lead Visionary" bei Veloce Racing von der Partie ist. Wie genau die Aufgaben des "Visionärs" aussehen, ist allerdings nicht bekannt.
Auch die ersten Namen für den Fahrerpool der Extreme-E-Serie sind schon raus. Der bekannteste unter den Piloten, die ihr Interesse an einem Cockpit bekundet haben, ist der sechsfache Rallye-Champion Sebastien Ogier. Dazu kommen noch der zweifache DTM-Meister Timo Scheider, die Siegerin der ersten Formel-W-Saison, Jamie Chadwick, sowie die Rallycross-Asse Kevin und Timmy Hansen sowie Andreas Bakkerud.

Einheitsrennwagen wie in der Formel E
Das Auto, das in der neuen Rennserie zum Einsatz kommen soll, wurde schon im Juli 2019 im Rahmen des Goodwood Festival of Speed vorgestellt. Der Einheits-Offroader hört auf den Namen Odyssey 21. Gebaut wird der 2,3 Meter breite SUV von Spark Racing Technology. Die 2012 gegründete Firma sitzt im südlich von Paris gelegenen Tigery und baut auch die Rennkarosserien für die Formel E.
Der elektrische Antriebsstrang des Odyssey 21 leistet 400 Kilowatt (558 PS) und beschleunigt den 1.650 Kilogramm schweren Renner in 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Außerdem soll der Odyssey 21 Steigungen von bis zu 130 Prozent überwinden können. An der Entwicklung der für raue Offroad-Einsätze konzipierten Batterie war Williams beteiligt, die Reifen kommen von Continental.
Mitte Oktober 2019 lief die erste Testphase mit dem Elektro-SUV. Die Probefahrten fanden auf dem Offroadgelände Chateau de Lastour in Südfrankreich statt. Den Odyssey 21 lenkte die Schwedin Mikaela Åhlin-Kottulinsky. Durchgeführt wurden die Testfahrten von Reifenhersteller Continental und der französischen Rennfirma Spark Racing Technology. Mehr Infos gibt es nicht.
Rennserie mit neuen Konzepten
Die Rennserie Extreme E wurde vom spanischen Unternehmer Alejandro Agag und dem brasilianischen Rennfahrer Gil de Ferran initiiert. Beide wollen mit den Rennen auf Umweltzerstörungen aufmerksam machen. Die Rennen sollen nur an Orten stattfinden, bei denen die Umwelt stark zerstört ist – beispielsweise auf Flächen, wo Regenwald abgeholzt wurde.
Laut Agag interessieren sich viel mehr Menschen für Motorsport als für Umweltdokumentationen. Deshalb möchte er ihnen Umweltschutz über den Motorsport näher bringen. Um für eine möglichst große Aufmerksamkeit zu sorgen, hoffen die Gründer noch auf weitere prominente Unterstützer.
Auch der Renn-Modus steht schon fest. Zwei Guppen mit je sechs Teams sollen gegeneinander antreten. In den Gruppen fährt jeder gegen jeden. Acht Autos kommen weiter. Per Playoff-Verfahren geht es über Viertel- und Halbfinale ins Finale. Die Offroadkurse sollen acht bis zehn Kilometer lang sein, die Teilnehmer müssen dort installierte Tore durchfahren.

Kein Flugtransport
Aus Umweltschutzgründen erfolgt der Transport der Elektro-Geländewagen zwischen den Rallyeorten in der Arktis, im Himalaya, am Amazonas, in der Sahara oder auf Inseln im Indischen Ozean nicht per Flugzeug, sondern mit dem Schiff RMS St. Helena. Das 105 Meter lange Fracht- und Passagierschiff fungiert auch als Fahrerlager.
Da die Orte oft abgelegen und schwer zu erreichen sind und somit eine Liveberichterstattung schwierig ist, sollen die Rennen ein Jahr lang im Geheimen stattfinden. Erst am Ende der Saison gibt es dann die Ergebnisse, vorher sollen alle Beteiligten Stillschweigen bewahren. Bei den Rennen sind professionelle Kamerateams dabei, die Material für spätere Serien bei Streamingportalen wie beispielsweise Netflix oder Amazon Prime aufzeichnen.
Diese Autos durchlaufen bis Mitte 2020 weitere Tests. Dann kommen die Odyssey-21-Modelle in das schwimmende Fahrerlager. Die dafür umgebaute RMS St. Helena ist ein 1990 in Dienst gestelltes ehemaliges Postschiff, das bis Februar 2018 die Inseln des Britischen Überseegebietes St. Helena versorgte.
