Norwegen und Elektroautos: Diese Verbindung ist eine Erfolgsgeschichte. Das zeigt allein ein Blick auf die Zahlen. Im September 2021 hatten dort 77,5 Prozent aller neu zugelassenen Pkw einen reinen Elektroantrieb. Kaum schlechter war die Quote über das gesamte Jahr 2020 betrachtet (54,3 Prozent). Kein Wunder, dass sich in Norwegen seit einiger Zeit die Modelle des Herstellers Tesla und die Elektroautos aus dem VW-Konzern um die Spitzenplätze in der Neuzulassungs-Statistik streiten.
E-Auto-Förderung auf vielen Ebenen
Norwegen plant als eines der ersten Länder weltweit bereits für 2025 den kompletten Verbrenner-Ausstieg bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Ein hoher Elektroauto-Anteil ist vom Staat folgerichtig gewollt und wird entsprechend gefördert. So sind Fahrzeuge, die ihre Energie aus einer Batterie statt einem Kraftstofftank ziehen, weitgehend von Park-, Maut- und Fährengebühren befreit und dürfen die Busspuren benutzen. Zudem genießen ihre Käuferinnen und Käufer zahlreiche Steuervorteile. Der wohl entscheidende: Wer ein Verbrenner-Fahrzeug kauft, zahlt eine hohe Luxussteuer, die je nach Kaufpreis einen fünfstelligen Eurobetrag ausmachen kann. Beim Erwerb eines E-Autos fällt diese Steuer bislang nicht an – und zwar unabhängig davon, wie billig oder teuer dieses ist.
Doch Letzteres könnte sich bald ändern. Der Grund: Bei der Parlamentswahl im September erhielt ein Mitte-Links-Bündnis die Mehrheit der Stimmen und dürfte die bisher verantwortliche konservative Minderheitsregierung um Ministerpräsidentin Erna Solberg ablösen. Neuer Regierungschef wird aller Voraussicht nach Jonas Gahr Støre, der als Spitzenkandidat der Arbeiterpartei in die Wahl gegangen ist. Und diese trat mit dem Vorhaben an, eine Luxussteuer auf alle teuren Elektroautos zu erheben.
25 Prozent Steuer ab knapp 60.000 Euro
Konkret sehen die Pläne eine Mehrwertsteuer von 25 Prozent vor, wenn der Kaufpreis des jeweiligen Modells mindestens 600.000 Kronen (aktuell umgerechnet knapp 60.000 Euro) beträgt. Die Steuerbefreiung für den Kauf von Elektroautos sei als Mittel zur Einführung neuer Technologien gedacht und könne nicht unbegrenzt gelten, sagt Svein Roald Hansen, steuerpolitischer Sprecher der Arbeiterpartei, der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. "Je teurer das Auto ist, desto höher ist die Subvention." Die geplante Steuer bringe zusätzliches Geld in die Staatskasse und sei aus Gründen der Fairness gerechtfertigt.

Die Pläne der Wahlgewinner kommen natürlich nicht überall gut an. "Es ist nicht an der Zeit, die Steuerbefreiung aufzuheben", sagt Christina Bu, die Leiterin der norwegischen Interessengruppe EV Association. Das Vorhaben würde die Elektrifizierung des Landes verlangsamen und käme gerade jetzt zur Unzeit, weil nun auch die Autokäuferinnen und -käufer in den ländlichen Gebieten beginnen würden, E-Autos zu erwerben. "Wir müssen auch in diesen Gebieten höhere Marktanteile erreichen", sagt sie.
In Deutschland wird der Kauf eines Elektroautos derzeit ebenfalls stark staatlich subventioniert. Kundinnen und Kunden können von bis zu 9.570 Euro Preisnachlass profitieren. Auch der Erwerb eines Plug-in-Hybriden wird unterstützt. Doch hier werden die Regeln schon bald verschärft: Bereits ab Jahresbeginn 2022 müssen PHEV-Modelle eine rein elektrische Mindestreichweite von 60 Kilometern aufweisen, um weiterhin förderfähig zu sein. Ab 2025 steigt diese gar auf mindestens 80 Kilometer. Welche Autos künftig nicht mehr gefördert werden, zeigen wir Ihnen in der Fotoshow.