Michael Jost begann 2010 bei Skoda und wechselte 2015 zu Volkswagen. Schon Ende 2018 kündigte er für VW an: "Im Jahr 2026 beginnt der letzte Produktstart auf einer Verbrennerplattform". Auch darüber sprach er in einer Folge von MOOVE, dem New Mobility Podcast von auto motor und sport.
Jetzt schreibt er auf seiner Website: "Seit über 10 Jahren gestalte ich gemeinsam mit wertvollen Kollegen die Zukunft der Marken und des VW Konzerns. Harte "Diesel-Zeiten" sind überwunden und nun geht es kraftvoll in Richtung Elektromobilität und den 4 Forces. 2030 wird Volkswagen SmartCars bauen, betreiben und ein kraftvoller TechKonzern sein. Die "Time Machine" ist die Kräftebündelung wert! Jetzt heißt es für mich: Time for Change Seit 1996 führe ich eine Wochenend-Ehe und -Familie. Nun hat mich Corona nach Hause gebracht, und wir haben festgestellt, dass wir zusammen leben können. Hier möchte ich nun auch bleiben. Ich danke Euch allen und sage Sorry, wenn es mal "too much" war". Im Anschluss zeigt er ganz unbescheiden, was er aus seiner Sicht bei Volkswagen alles angeschoben hat.

Dazu zählt auch die E-Auto-Architektur MEB (Modularer Elektro Baukasten) und einer Illustration zu Folge stand die einheitliche Elektronikarchitektur ab 2018 als Strategieziel fest, die "Smart Cars" die das Projekt Trinity auf die Straße bringen soll; ein Auto, das Jost als Time Machine (Zeitmaschine) beschreibt. VW möchte das flache E-Auto 2026 auf den Markt bringen. Dann soll es alle Voraussetzungen erfüllen, um bald autonom nach Level 4 fahren zu können. Das klingt in der Tat nicht mehr nach dem vom Diesel-Skandal gebeutelten Konzern, bei dem Jost 2015 anfing.

Ärger mit Marken und Arbeitnehmervertretern
Als Treiber solcher Veränderungen machte sich Jost in Wolfsburg nicht nur Freunde. Vor allem wenn es um die Verteilung von Aufgaben für die vielen Marken im Konzern oder die neuer Modellen auf Werke im riesigen Verbund ging, war Stress vorprogrammiert. Laut Manager Magazin hatte Jost im Herbst 2019 für Unwillen in Teilen auch des Aufsichtsrats gesorgt, als er die erfolgreiche tschechische Tochter Skoda niedriger positionieren wollte. Statt der Kernmarke VW Kunden abzujagen, solle Skoda den rumänischen Niedrigpreisangreifer Dacia abwehren. Im Sommer 2020 verließ überraschend Skoda-CEO Bernhard Maier den Konzern. Business-Insider zufolge gingen die Querelen mit der tschechischen Marke aber weiter: Demnach solle Jost jüngst dafür plädiert haben, dass sich Škoda perspektivisch aus China zurückzieht – dem mit Abstand größten Einzelmarkt im Autogeschäft weltweit. Laut Jost könne Audi mit VWs chinesischem Joint-Venture-Partner SAIC Motor Corporation Limited weitaus bessere Geschäftsmargen erzielen als mit Škoda, während das Segment von Skoda ausreichend mit VW Pkw abgedeckt sei, während darunter das neue chinesisches Low-Budget-Label Jetta auf Kundenfang gehe. Wenig erstaunlich: Auch Škodas neuer Vorstandsvorsitzender Thomas Schäfer hält nichts von Josts Plänen.
So ging es Jost wohl oft auch an anderen Fronten. Das Manager-Magazin schreibt, Jost habe Probleme speziell mit den Arbeitnehmer-Vertretern einst so erklärt: "Die Kritiker haben oft nicht begriffen, dass das keine beschlossenen Pläne waren, sondern Szenarien. Und dann ist das sehr schnell oben bei Bernd Osterloh." Der ist Vorsitzender des Konzern- und Gesamtbetriebsrats von VW.
Bei VW von Bord, bei einem Yacht-Bauer angeheuert
Als Nachfolger für Josts Job "Leiter Strategie Volkswagen" ist Dr. Gernot Döllner im Gespräch. Der ist aktuell noch Leiter Produkt und Konzept der Porsche AG – klingt zumindest schon mal strategisch. Und für alles weitere will Michael Jost seinen Nachfolger auf jeden Fall noch einarbeiten. Drum steht auch der Zeitpunkt seines Abschieds noch nicht fest, Mai oder Juni könnte es schon werden. Die wärmere Jahreszeit passt zu Josts Zukunft, zu der er sich ebenfalls auf seiner Website äußert: Er wird Mitglied im Aufsichtsrat von Silent Yachts.
Die Firma hat sich dem bau von Elektro-Yachten mit Solarzellen verschrieben. Und die Boote sollen zudem smart sein und in Zukunft auch autonom fahren können. Das Thema bleibt Jost also, wenn auch auf dem Wasser. Sogar die MEB-Technik wird den 59-Jährigen weiter begleiten: Den Antrieb bezieht der Schiffsbauer von VW.