Kompaktere Modelle, Downsizing und gewichtssparende Bauweise sind derzeit aktueller denn je. Ganz neu sind diese Themen allerdings nicht, Jeep hat das Ganze bereits vor 25 Jahren vorgemacht. Als 1983, damals noch unter der Regie von AMC, das Ende des gewaltigen Fullsize-Sauriers Cherokee SJ eingeläutet wurde, war die Verblüffung groß. Der Nachfolger, die XJ-Baureihe, wirkte im Vergleich wie zu heiß gewaschen.
Kompakter Cherokee XJ mit nur 1,5 Tonnen Gewicht
Über 50 Zentimeter kürzer und fast 20 Zentimeter schmaler als der barocke, seit 1963 gebaute Vorgänger, in Amerika rieb man sich verwundert die Augen. Doch nicht nur mit der Schrumpfaktion betrat AMC damals Neuland. Im Geländewagensektor bis dahin allenfalls vom Lada Niva bekannt, verzichtete der kompakte Cherokee XJ auch auf einen separaten Leiterrahmen. Die so genannte Unibody-Konstruktion, bei der die Karosserie mit Rahmenträgern verschweißt ist, spart nicht nur Bauhöhe, mit gerade einmal 1,6 Metern ist der Cherokee nur wenig höher als ein Pkw. Viel Gewichtseinsparnis bringt der Unibody obendrein, das Basismodell des Cherokee wog gerade einmal 1,5 Tonnen.
Nach der Übernahme von AMC durch Chrysler im Jahr 1987 war der Weg für die weltweite Vermarktung des in den USA bereits extrem beliebten Allradlers frei. Zu diesem Zeitpunkt wurde außerdem der wenig empfehlenswerte, von General Motors zugelieferte 2,8-Liter-V6 durch den legendären Vierliter-Reihensechszylinder mit Benzin-Einspritzung und 171 PS ersetzt. Diese erste Modellversion des Cherokee 4.0 zeichnete sich durch ein besonders üppiges Drehmoment im unteren Drehzahlbereich aus. 1991 wurde der Sechszylinder grundlegend überarbeitet. Er hieß wegen der deutlichen Leistungssteigerung fortan "High Output" und leistete 185 PS. Das Drehmomentband verschob sich nach oben, dafür gerieten die Fahrleistungen noch flinker: In den 1990er Jahren konnte man mit den rund neun Sekunden für den Spurt von 0-100 km/h selbst sportliche Pkw übertrumpfen.
Der Jeep Cherokee entwickelte sich auch in Deutschland zum Verkaufserfolg
Auch in Deutschland entwickelte sich der Cherokee XJ zu einem Verkaufsschlager, an den weder das Nachfolgemodell Cherokee KJ noch die aktuelle Cherokee-Modellreihe KK anknüpfen konnte. Entsprechend ist das Gebrauchtwagenangebot nach wie vor recht gut. Trotz seines kompakten Äußeren und der sportlichen Fahrmöglichkeit ist der Cherokee im Gelände nicht zu unterschätzen. Das geringe Gewicht, die beiden Starrachsen (vorne an Schrauben-, hinten an Blattfedern) und die Jeep-typisch kurze Geländeuntersetzung (2,48:1) lassen besonders in Verbindung mit dem bärigen Sechszylinder richtig Freude aufkommen.
Neben dem Vierlitermotor wurden noch weitere Maschinen angeboten: Der 2,5-Liter-Vierzylinder in der Vergaserversion war nur im freien Import erhältlich. Ab 1993 wurde er auch in Deutschland - allerdings mit Benzineinspritzung - als Basismodell angeboten. Große Verbreitung fand der leicht lethargische Reihenmotor allerdings nicht, die meisten Kunden entschieden sich für den Vierliter.
Nur für Fans: Die Dieselmodelle des Jeep Cherokee XJ
Für die dieselverliebten Europäer installierte Jeep außerdem ab 1991 zunächst einen gemütlichen und nicht sonderlich haltbaren Renault-Selbstzünder (2,1 Liter, 87 PS), der heute kaum noch zu finden ist. Ab 1996 übernahm im Rahmen der Modellpflege (unter anderem neu: Fahrerairbag) ein Italiener die Nagelarbeit: Der VM-Diesel mit 2,5 Liter Hubraum und 115 PS blieb bis zum Ende der XJ-Baureihe im Programm. Er lief zwar besser als der alte Renault-Motor (0-100 km/h in 16,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 165 km/h), ist aber als Gebrauchter mit Vorsicht zu genießen: Schäden an der Zylinderkopfdichtung durch Überhitzung sind ab 100.000 Kilometer Laufleistung eher die Regel als die Ausnahme.
Nachdem sich der VM-Diesel im Alltag auch 11-12 Liter auf 100 Kilometer schmecken lässt und außerdem bei der Steuer empfindlich abgestraft wird, ist der Vierliter-Benziner selbst unter Kostenaspekten die bessere Wahl. Für den Sechszylinder spricht außerdem der bessere Allrad: Er kann mit dem Selec-Trac-System auch mit permanentem Vierradantrieb gefahren werden. Beim Diesel mit Command Trac ist lediglich ein starr zuschaltbarer Allradantrieb verfügbar.
Empfehlenswert: die Facelift-Modelle ab 1997
1997 gab es ein umfangreiches Facelift für den Cherokee. Erkennbar sind die Facelift-Modelle an den in die Kotflügel eingelassenen Blinkern und der einteiligen Seitenscheibe ohne Dreiecksfenster. Der Innenraum wurde komplett renoviert, ein Beifahrerairbag zog ein. Die Verarbeitungsqualität der Facelift-Modelle ist außerdem merklich besser, was sogar spürbar ist: Die Fahrgeräusche haben durch bessere Dämmung abgenommen. Wer nicht im Niedrigpreis-Segment nach einem billigen Winterauto sucht, sollte sich daher auf die Facelift-Modelle ab 1997 konzentrieren.
Übrigens: Wenn Ihnen der auch innen recht kompakte Cherokee doch eine Nummer zu klein ausfällt: Sein großer Bruder Jeep Grand Cherokee in der ZJ-Baureihe lockt derzeit ebenfalls mit Schnäppchenpreisen.
Gebrauchtwagen-Checkliste Jeep Cherokee XJ
Karosserie-Check
Besonders bei den Modellen vor dem Facelift (1997) sollte man sehr genau hinsehen. Bei mäßiger Wartung und Pflege neigen diese vor allem im Bereich der hinteren Radhäuser sowie am Schweller zu erheblichem Rostfraß. Das Anheben des Teppichs im Laderaum ist deshalb Pflicht beim Gebrauchtwagencheck.
Technik-Check
Getriebe und Benzinmotoren sind üblicherweise Kilometerfresser, außer der Vorbesitzer war ein Wartungsmuffel. Der Sechszylinder ist bei entsprechender Pflege auch nach 300.000 Kilometer noch munter. Probleme bereiten allenfalls die zahlreichen Sensoren der Einspritzanlage, die allerdings preiswert ersetzt werden können. Wer vorsorgen möchte, lässt beim Vertragshändler den Fehlerspeicher des anvisierten Gebrauchten auslesen. Vorsicht bei frühen Modellen vor der Modellpflege (1993), die mit ABS ausgestattet sind: Das von Bendix zugelieferte ABS-System neigt zu Systemausfällen, ein Ersatz der Komponenten ist wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen. Deshalb Hände weg von Fahrzeugen, bei denen bereits die ABS-Warnlampe aufleuchtet, egal welche Geschichte der Vorbesitzer dazu parat hat. Die Dieselmotoren (2,1 Liter und 2,5 Liter) neigen selbst bei behutsamer Behandlung zu Überhitzungsschäden mit teuren Folgekosten (Zylinderkopfdichtung oder sogar Schäden am Zylinderkopf selbst). Für sie sollten sich nur Bastler mit genügend Schrauberfahrung entscheiden, entsprechende Reparaturen beim Vertragshändler kosten bis zu 2.000 Euro.
Ersatzteile
Chrysler-Jeep hält noch alle Originalteile auf Vorrat, die Preise sind moderat. Nachbauteile werden bei zum Teil erstaunlich guter Qualität sehr preiswert angeboten. Für Schrauber ist der Cherokee im Vergleich zu japanischen Allradlern ein extrem günstiges Auto. Karosserieteile sind ebenfalls billig zu haben. Durch die recht hohe Verbreitung ist außerdem das Angebot an gebrauchten Komponenten (Austauschmotore und -getriebe) zu humanen Preisen groß.
Preisspanne
Von 500 Euro für einen heruntergerittenen Ersatzteilträger aus den ersten Baujahren bis zum topgepflegten Schmuckstück für rund 8.000 Euro ist alles zu haben. Für ein empfehlenswertes Faceliftmodell ab 1997 sollte man zwischen 5.000 bis 6.000 Euro einplanen.
Antriebstechnik
Die Dieselmodelle haben Schaltgetriebe und einen starr zuschaltbaren Allradantrieb, der nur im Gelände genutzt werden kann (Command Trac). Das gleiche gilt für die nur selten verkauften Basis-Benziner mit 2,5 Liter Hubraum. Die starken Sechszylinder wurden mit Automatikgetriebe und dem Selec-Trac ausgestattet, der wahlweise mit Permanent-Allrad auch auf der Straße Sicherheitsreserven bietet.
Technische Daten
Jeep Cherokee XJ
4.0 R6 ab 1987
Motor: Sechszylinder-Reihen-Benziner, 3.964 cm3, 171 PS, 292 Nm
4.0 R6 High Output ab ab 1991
Motor: Sechszylinder-Reihen-Benziner, 3.964 cm3, 185 PS, 305 Nm
2.5 TD ab 1996
Motor: Vierzylinder-Reihen-DI-Turbodiesel, 2.499 cm3, 115 PS, 278 Nm
Maße Länge/Breite/Höhe
5-türig 4288/1790/1700 (Abmessungen 2.5 TD inkl. Dachreling) mm
Neupreise
4.0 R6 171 PS Limited (1993): 29.450 Euro
4.0 R6 185 PS Limited (1996): 30.400 Euro
2.5 TD 115 PS (1996): 28.305 Euro