Gutes Auto, aber die Optik... So und ähnlich lauteten die (freundlicheren) Kommentare der stets besonders traditionsbewussten Jeep-Fangemeinde, als der aktuelle Cherokee 2014 debütierte. Nun waren die Freunde des Modells zwischen Wrangler und Grand Cherokee bereits Kummer gewohnt, denn alles, was nach dem inzwischen legendären Jeep Cherokee XJ aus den 1980er Jahren folgte, war deutlich jenseits einer massenkompatiblen Gestaltung, unvergessen etwa das schrullige Design des Cherokee KJ. Doch der aktuelle Cherokee, Modellcode KL, toppte das alles.
Und zwar in allererster Linie wegen seiner Front, die mit ihrer spitz zulaufenden Bootsform und dem Vieraugen-Design der untereinander liegenden Scheinwerfer keinen Zusammenhang zum übrigen Modellprogramm erkennen ließ. Der Verkaufserfolg in Deutschland blieb verhältnismäßig überschaubar, erst recht, seitdem mit dem attraktiven Compass ein größenmäßig gar nicht so weit entferntes Modell ins Programm zog.
Riesen-Facelift für den Cherokee
Die turnusmäßige Überarbeitung zur Mitte des Modellzyklus nutzte Jeep jetzt jedoch unerwartet ausgiebig, um diese Nasenproblematik nachhaltig zu entschärfen. Das Ergebnis verschafft auch den genannten Traditionalisten Grund zur Freude. Denn mit einer Radikalkur wurde die gesamte Front umgestaltet. Die Motorhaube verabschiedet sich von der geschwungenen Linie und erhält nun nach aktueller Mode eine Kante zu den Kotflügeln hin. Der Stoßfänger wandert weit nach oben, der traditionell sieben Schlitze umfassende Kühlergrill ist nicht mehr so prominent abgeknickt. Und vor allem: Große, einteilige Hauptscheinwerfer im Grand Cherokee-Look bringen Ruhe und Normalität in die Formensprache, die Nebelscheinwerfer ziehen sich in kleine, runde Gehäuse im Stoßfänger zurück.

Am Heck hält ebenfalls eine allgemeingültigere Form Einzug. Das Nummernschild ist nun in die Heckklappe statt wie bisher in die Heckschürze eingebettet, diese wanderte im Gegenzug flächig nach oben. Der optische Unterfahrschutz wird deutlich vergrößert, die Endrohre der Abgasanlage ovalisiert. Mit der neuen Grafik der LED-Rückleuchten wirkt das Heckdesign nun insgesamt erheblich bulliger. LED gibt es auch an der Front, wo Abblend- und Fernlicht als Bi-LED um die Wette strahlen, auch die Nebelscheinwerfer setzen auf die moderne Technik.
Die neue Heckklappe ist aus leichtem Verbundwerkstoff hergestellt und verfügt optional über eine automatische Öffnung bei Annäherung des Besitzers. Auch vom neuen Cherokee wird es außerdem eine Trailhawk-Version geben, so nennt Jeep die dank zusätzlicher Baumaßnahmen besonders offroadtauglichen Varianten jeder Baureihe.
Überarbeiteter Innenraum
Der Innenraum bekommt ebenfalls eine Kosmetikbehandlung, unter anderem mit neuen Verblendungen in Klavierlack-Optik. Auch beim Cherokee zieht die neueste UConnect-Generation mit Einbindung von Apple- und Android-Smartphones ein. Außerdem wurde wie bereits beim Renegade der Unterteil der Mittelkonsole mit dem Wahlschalter für die verschiedenen Fahrprogramme umgestaltet, was zusätzlichen Ablageplatz schafft. Weiterhin erhält die elektronische Steuerung der Neungang-Automatik ein Update. Schaltpaddel am Lenkrad sind ebenso neu wie die Gestaltung des Laderaums: Hier entdeckten die Techniker, unter anderem durch die geänderte Ausformung der Heckverkleidung, zusätzliche 70 Liter Volumen.

Das Facelift bekommt außerdem einen nagelneuen Benziner unter die Haube. Der Zweiliter-Vierzylinder, bei dem sowohl der Kopf als auch der Block aus Aluminium hergestellt sind, verfügt über Direkteinspritzung und einen Twin-Turbo. Der 270-PS-Motor mit zwei Liter Hubraum wird den bei uns nicht besonders beliebten 3,2-Liter-V6 mit nahezu identischer Leistung ersetzen, der in den USA im Programm bleibt. Allerdings nicht sofort, auf den Benziner warten wir in Europa noch bis 2019.
Neue Motoren im Jeep Cherokee
Ab dem Start verfügbar ist die neue Dieselmotorengeneration. Die auf Euro-6d-Norm getrimmten Multijet-Motoren kommen künftig in den Varianten 150 und 195 PS, leisten damit jeweils 10 PS mehr als die Vorgängermotoren. Die frühere 200-PS-Variante entfällt folgerichtig. Den 150-PS-Diesel gibt es nur mit Sechsgang-Handschaltung, den 195-PS-Motor nur mit der bereits bekannten Neunstufen-Wandlerautomatik. Neu ist die Kombination des starken Automatik-Diesel mit Frontantrieb, Allradandtrieb (stets automatisiert, wahlweise mit Geländeuntersetzung) ist künftig optional.
Mit der 195 PS-Version im vollausgestatteten Overland-Trim absolvierten wir die erste Testfahrt mit der neuen Modellgeneration des Jeep Cherokee. Der große Aha-Moment bleibt dabei aus, denn an der – prinzipiell gut gelungenen – Abstimmung hat sich beim Facelift nichts wesentliches geändert. So kann man auch weiterhin recht gekonnt durch Kurven dynamisieren, weil die Wank- und Seitenneigung nicht arg ist und das leicht ins straffe tendierende Fahrwerk einen kompetenten Eindruck hinterlässt.
Auch mit dem Automatikgetriebe kann man weitestgehend zufrieden sein. Auffällig ist der sehr spontane Antritt aus dem Stand, wer große Freude an Ampelspurts hat, wird das mögen. Die Schaltvorgänge geschehen auch unter Last sanft und fluffig. Prinzipiell begrüßenswert ist das eifrige Mitdenken des Getriebes, indem es bei bestimmten Situationen – Schiebebetrieb bergab oder eine Spontanbeschleunigung zum Beispiel – schnell ein-zwei Gänge niedriger einsortiert. Doch gelegentlich bleibt es dann auch hartnäckig bei dieser getroffenen Entscheidung, bis wieder ein drehzahlsenkender hoher Gang nachgeschoben wird.
Der Dieselmotor tritt mit breiter Brust an und liefert recht druckvollen Vortrieb. Das mit dem „bärig“ will er jedoch auch gerne akustisch untermalen. Obwohl die insgesamt gelungene Schalldämmung sein Arbeitsgeräusch in den Hintergrund dimmt, bleib das (leise) kernige Nageln stets präsent.
Der Einstiegspreis für den 195-PS-Fronttriebler in Longtitude-Ausstattung liegt bei 41.500 Euro, die günstigeren 150-PS-Varianten kommen erst später. Das bedeutet einen doch recht kernigen Aufpreis zum letzten Modelljahr, da bekam der Kunde zum selben Tarif noch Allradantrieb und Automatikgetriebe geliefert. Der günstigste Allradler kostet ab 43.500 Euro. Die Limited-Ausstattung startet ab 45.500 Euro, als Overland-Version werden wenigstens 51.500 Euro gefordert.