Schreyer: Ich bin für das Design der beiden Marken verantwortlich. Dass ich diesen Titel erhalten habe, ist auch eine Anerkennung dessen, was wir bisher erreicht haben. Das Design wird auf eine höhere Ebene gehoben. Und die Stellung des Designs wird in der Firma stärker verankert.
Schreyer: Das lief komplett eigenständig. Das sind zwei eigenständige Unternehmen.
Schreyer: Final unser Chairman Chung Mong-koo. Da laufen am Ende die Fäden zusammen.
Schreyer: Die Tagesarbeit muss ich jetzt neu strukturieren. Kia wird nach wie vor für mich wichtig sein. Wir haben einige Projekte in Vorbereitung. Wir werden uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen und werden das Design weitertreiben. Genauso bei Hyundai. Da werden wir die Richtung festigen und ausrichten. Eine wichtige Aufgabe ist es auch, die beiden Marken zu differenzieren. Beide müssen eine eigenständige Richtung finden.
Schreyer: Aus der kurzen Historie gibt es schon Unterschiede, auch in der Unternehmenskultur. Auch wenn Hyundai und Kia Schwestern sind.
Schreyer: Unser Vice-Chairman Eui-sun Young hat eine schöne Beschreibung dafür: Kia ist wie ein Schneekristall, Hyundai wie ein Wassertropfen. Und ich finde, das fasst es gut zusammen. Kia ist straff, architektonisch und strukturiert aufgebaut. Bei Hyundai sind die Linien etwas fließender.
Schreyer: Das ist eine Entwicklung, die ich konstruktiv berücksichtigen will. Hyundai hat diese Entwicklung gebraucht. Um aus der Konvention auszubrechen, muss man auch etwas wagen. Und das war nicht nur sehr mutig. Das hat ja weltweit zum Erfolg geführt. Hyundai hat beim Design eine Eigenständigkeit erreicht, die so weit geht, dass es auf andere abfärbt.
Schreyer: Wir sprechen hier über eine Industrie, die gerade mal 30 Jahre alt ist. Und wenn man anfängt, Autos zu bauen, dann schaut man auf die anderen, wie die das machen. Aber einige Dinge haben wir zuerst gehabt. Beispielsweise hat Hyundai seit langem den Hexagonal-Grill, den man mittlerweile auch bei anderen sieht. Da ist Substanz da. Daraus kann man was machen. Wir fangen nicht bei Null an.
Schreyer: Es gibt sehr viele Produkte, die parallel auf der gleichen Plattform laufen. Die haben zwar ein anderes Design, aber sie ähneln sich irgendwo. Da werden wir Unterschiede bei der Silhouette, beim Volumen oder beim Radstand machen. Es muss ein anderes Produkt rauskommen, mit einem anderen Charakter, der auch unterschiedliche Käufer ansprechen kann.
Schreyer: Gerne würde ich so einen Sportwagen konzipieren und bauen. Der Provo strahlt Frische und Optimismus aus und zeigt, dass Kia eine junge, ehrgeizige Marke ist, so gesehen auch sportlicher. Zumal bei Kia jetzt der Cee’d und der ProCee’d als GT-Version kommen. Hyundai ist eher die klassischere der beiden Marken, wird aber im Herbst in die WRC einsteigen. So viel zum Thema Sportlichkeit auch bei Hyundai.
Schreyer: Bei Geschmacksrichtungen muss man vorsichtig sein. Mein Standpunkt: Der Geschmack ist gar nicht so unterschiedlich, es sind die Ansprüche der Kunden. Ein BMW Dreier ist mit seiner Eigenständigkeit und Kontinuität auf der ganzen Welt erfolgreich. So habe ich das auch bei Kia gemacht. Unsere Modelle werden vielleicht unterschiedlich gesehen, aber sie haben ein einheitliches Design, beispielsweise bei Sorento und Sportage, die es in Korea, den USA und in Europa gibt.
Schreyer: Die Hyundai Motor Group macht das schon lange. Wir nennen es Glocalisation. Autos werden global entwickelt und auf lokale Märkte abgestimmt. Es gibt aber auch Fahrzeuge, wie die Cee’d-Familie oder den i30, die nur für Europa designt und entwickelt sowie in Europa produziert werden.
Schreyer: Das ist das obere Ende der Produktpalette. Bei Hyundai nennen wir es "modern Premium". Bei Kia und Hyundai haben wir eine sehr breite Produktpalette. Das Design ist hier angepasst – vom Kleinwagen bis zu riesigen Limousinen. Unsere Produktpalette ist sehr differenziert. Wir sind vielfältig aufgestellt, bauen spezielle Produkte für China, Indien oder Südamerika. So unterscheiden sich unsere Strategien.
Schreyer: Wir sind Mainstream-Marken mit Premiumanspruch. Hyundai geht schon mehr in den Premiumbereich. Mehr Qualität, mehr Designqualität wird eine Stärke beider Marken sein.
Schreyer: Ich denke, dass das, was in Europa, speziell in Deutschland passiert, schon Benchmark ist. Dazu zählen die automobile Kultur sowie der Enthusiasmus und Tiefgang, mit dem an Autos gearbeitet wird. Aber auch die kulturellen Unterschiede inspirieren uns beim Design und geben interessante Aspekte.
Schreyer: Ich glaube schon. Allerdings haben die auch eine andere Perspektive.
Schreyer: Die Koreaner sind sehr weltoffen. Chung Mong-koo hat ein Riesenunternehmen mit globalem Charakter aufgebaut. Die ganze Prozesskette wird innerhalb des Konzerns abgedeckt, es gibt sogar ein eigenes Stahlwerk. Das schafft Freiheiten. Zudem hat man sich früh über China und Indien Gedanken gemacht.
Schreyer: Das Schöne an meinem Job ist, dass ich viel reisen darf. Ich bin in Chicago oder Los Angeles nicht nur auf der Auto Show. Ich gehe abends auch mal in einen Blues Club. Oder ich treffe mich mit Künstlern in Seoul. Das sind alles Einflüsse, die sich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Inspiration bekommt man, wenn man offen durch die Welt geht.
Schreyer: Ich glaube schon, dass auch das Autogeschäft schnelllebiger geworden ist. Aber mein Credo ist: Design muss eine Gültigkeitsdauer haben, eine gewisse Zeitlosigkeit, Kontinuität und Verlässlichkeit. Auf der anderen Seite glaube ich, dass die Leute gern eine Sensation erleben wollen. Dadurch werden die Autos etwas expressiver.