Die Geburt fand an einem Samstag statt. Gefahren wurde in Silverstone, und König George der 6. begrüßte jeden der 21 Teilnehmer per Handschlag. In der ersten Startreihe standen vier Alfa Romeo und gewonnen hat ein gewisser Nino Farina, der fünf Monate später auch als erster Weltmeister der Geschichte gekrönt wurde.
Als der erste von bislang 825 Grand Prix gestartet wurde, da lag die Zielgerade in Silverstone noch zwischen Abbey und Woodcote, und der Kurs auf dem ehemaligen Flugplatz der Royal Airforce hatte gerade mal acht Kurven. Die 21 Starter waren auf nur sechs Startreihen verteilt. Je vier und drei Autos teilten sich eine Reihe. Sicherheit war noch ein Fremdwort. Die damals rund 100.000 Zuschauer standen gefährlich nahe an der Strecke. Für die königliche Familie gab es eine eigene Tribüne, die eher einem Jagdsitz als einer VIP-Lounge glich.
Vereinigung zu einer Weltmeisterschaft
In der Nachkriegszeit fanden diverse Grand Prix-Rennen in Europa statt, ohne jedoch zu einer Meisterschaft zu zählen. Der italienische FIA-Delegierte Graf Antonio Brivio machte den Vorschlag, die Rennen zu einer Serie zusammenzufassen und dem Fahrer mit den meisten Punkten den Titel Formel 1-Weltmeister zu verleihen. Das erste Punkteschema 8-6-4-3-2 berücksichtigte nur die ersten fünf Piloten, jedoch sollte der Fahrer mit der schnellsten Runde einen Extrazähler erhalten.
Die Saison 1950 war ein Versuchsballon. Deshalb wurden trotz großer Nachfrage nur die Grand Prix in England, Monaco, der Schweiz, Belgien, Frankreich und Italien berücksichtigt. Auf Wunsch des amerikanischen Delegierten kamen auch die 500 Meilen von Indianapolis in den Kalender. Das Rennen, das mit technisch völlig anderen Autos bestritten wurde, verschwand erst 1960 aus den Formel 1-Annalen. Die Regeln waren zunächst denkbar einfach. Sie bezogen sich hauptsächlich auf den Motor. erlaubt waren 4,5 Liter Saugmotoren oder 1,5 Liter Triebwerke mit Kompressor.
Alfa Romeo dominiert bei Formel 1-Premiere
Beim Debüt zeigten sich die Alfa Romeo Tipo 158 haushoch überlegen. Die Alfa-Armada mit Nino Farina, Luigi Fagioli, Juan-Manuel Fangio und Reg Parnell belegte wie erwartet die erste Startreihe. Maserati, Talbot-Lago, E.R.A. und die kleinen englischen Altas waren nur Kanonenfutter für die 350 PS-Geschosse aus Italien und teilweise über 10 Sekunden pro Runde langsamer. Eine Fahrergewerkschaft, die zwei Qualifikationsgruppen gefordert hätte, gab es damals nicht. Genauso wenig missliebige Konkurrenten, die sich über die Hinterbänkler lustig gemacht hätten. Man war froh um jeden Teilnehmer.
Vom Start schossen die vier Alfas unbedrängt in Front. Nino Farina gewann den ersten Grand Prix ohne große Gegenwehr durch seine Stallrivalen. Der spätere Weltmeister ließ Fagioli kurz vor der Zielflagge zwar noch bis auf drei Sekunden aufschließen, doch das war nicht mehr als eine großmütige Geste des unerbittlichen Kämpfers aus Turin.
Vier Grands Prix dauerhaft im Kalender
Fangio traf in der Stowe-Kurve einen Strohballen, demolierte dabei Teile des Ölkühlers und musste in der 62. Runde mit einer gebrochenen Ölleitung aufgeben. Der Engländer Parnell, der als einziger der Alfa-Herrenfahrer einen echten Sturzhelm trug, hatte auf seiner Fahrt zu Platz drei einen Hasen erlegt, was der Alfa besser verdaute als das vorwitzige Tier. Während die drei Alfa-Piloten innerhalb einer Runde lagen, betrug der Rückstand des Talbot-Fahrers Yves Giraud-Cabantous auf die Spitze bereits zwei Runden.
Im Rahmenprogramm fuhr ein gewisser Bernard Ecclestone ein Formel 3-Auto. Der ziemlich erfolglose Rennfahrer sollte Jahrzehnte später die Formel 1 zu einem Milliardengeschäft machen. Aus einer Clubsportart wurde eine weltweite Show. Vier der damals sieben Schauplätze von 1950 sind auch heute noch im Kalender: Silverstone, Monte Carlo, Spa und Monza. Aus sieben Rennen wurden 19. Aus Herrenfahrern mit Bauchansatz durchtrainierte Profisportler. Aus Zufall Berechnung.
Die Tücken der modernen Formel 1
60 Jahre später führt sich der GP-Sport teilweise ad absurdum. Die Teams hausen in Millionen Euro teuren Glaspalästen, die mit einer Armada von über 200 LKWs an die Cote d‘Azur verfrachtet wurden. Die 24 Fahrer dürfen nur soviel sagen, wie ihnen die PR-Abteilung vorschreibt. Das ist ein bisschen mehr als nichts. Die Rennautos sind zu hochkomplizierten Fahrmaschinen mutiert. So kompliziert, dass selbst die Beteiligten nicht immer verstehen, wo das eine oder andere Zehntel verloren oder gewonnen wurde.
Die Perfektion hat ihre guten Seiten, wenn wir nur an die Sicherheit denken, doch sie hat dem Sport auch viel von seinem Reiz genommen. Vieles, was heute an einem GP-Wochenende passiert, ist vorhersehbar. Ein Faszinosum ist die Formel 1 auch nach 60 Jahren geblieben. Wenn am Sonntag in Monte Carlo 24 mal 750 PS von der Kette gelassen werden, dann kann kein Computer, kein Simulator und kein Windkanal berechnen, was auf dem Weg in die ersten Kurve passiert.
In unserer großen Fotoshow haben wir noch einmal die verrücktesten Autos aus 60 Jahren Formel 1 zusammengestellt.