Wer ist der Drehmoment-König? Die Antwort finden wir in Schweden. Bei Koenigsegg. Der Hersteller exklusiver und ultrapotenter Supersportwagen hat mit dem Regera die ultimative Drehmomentbestie in seinen Reihen. Der Schreck aller Antriebswellen vereinigt über 2.000 Nm unter der Karosserie.
Bugatti Chiron muss sich geschlagen geben
Koenigsegg fährt groß auf. Allein der 5,0-Liter-Biturbo-V8 entfaltet 1.250 Nm. Der restliche Punch kommt von drei Elektromotoren, die wie drei Viagra-Pillen auf einen Schlag wirken. Eine der E-Maschinen bearbeitet die Kurbelwelle. Die anderen beiden sitzen rechts und links vom Differential auf der Antriebsachse. Zusammen leisten sie 900 Nm. Das irrwitzige: Die Hinterräder müssen die Wucht verdauen.
Angesichts dieser Leistungsdaten muss selbst der allradgetriebene Bugatti Chiron kleinbeigeben. Obwohl der Supersportwagen mit seinem W16, angeheizt von vier Turboladern, 1.600 Nm bei 2.000/min ausspuckt. Kurzum gesagt: Einen echten Drehmomenthammer gibt es nur mit Turbo. Noch besser: mit mehreren Ladern. Ein Saugmotor braucht schon einigen Hubraum, damit sich viel Drehmoment ansammelt - also die Kraft, um etwas zu einer Drehung zu bewegen. Dafür stehen Saugmotoren für eine angenehmere und sauberere Leistungsentfaltung. Das macht den Wagen in vielen Fällen einfacher beherrschbar. Und: Das direkte Ansprechverhalten und das breite Drehzahlband lassen Saugmotoren weiter punkten. Nicht umsonst arbeitet kein Diesel in einem echten Sportwagen.

Diesel-Bumms von Audi
In unserer Liste, die bis 800 Nm hinunter reicht, schafft es nur ein einziges natürlich beatmetes Aggregat. Und das ist bereits ausgestorben. Trotzdem wollten wir den 8,4-Liter-V10-Sauger der Dodge Viper SRT mit 814 Nm mitaufnehmen. Auch, um dem Hubraum-Dino zu huldigen. Auf Drehmoment stehen sie auch bei Bentley: 1.100 Nm bei 1.750/min leistet der Mulsanne Speed und ist damit die Newtonmeter reichste viertürige Luxus-Limousine der Welt. Auch andere Modelle des britischen Edelherstellers finden Sie in unserer Galerie.
Die drehmomentstärksten Dieselaggregate haben die Techniker in Bentley Bentayga und Audi SQ7 eingepflanzt. Der 4,0-Liter-V8 mit zwei gewöhnlichen Ladern und einem elektrischen Verdichter stammt von der Marke mit den vier Ringen. Das Aggregat malträtiert die Kupplung mit bis zu 900 Nm. So viel braucht es auch. Weil der Antrieb eine Masse von über zwei Tonnen nach vorne wuchten muss. Das ist bei Sportwagen anders. Ein Ford GT zum Beispiel wiegt 1.385 Kilogramm trocken und stemmt dieses Gewicht mit 745 Nm Drehmoment und 656 PS.
Viel Drehmoment ist kein Garant für schnelles Beschleunigen. Dafür braucht es Leistung, und die passende Getriebeübersetzung. Eine gesunde Portion Drehmoment hilft vor allem beim Durchzug und bei der Elastizität. Damit kann auch in höheren Gängen und mit niedrigerer Drehzahl kraftvoll durchbeschleunigt werden. Praktisch sofort auf das volle Drehmoment können Fahrer von Elektroautos zurückgreifen. Das Tesla Model S P100D zum Beispiel stellt ab 1/min 967 Nm parat. Das wirkt. In 2,7 Sekunden feuert der E-Sportwagen auf 100 Sachen.
Um die aktuellen Serienautos mit dem meisten Drehmoment in eine noch bessere Relation zu stellen, haben wir auch die Fahrmaschinen Ferrari LaFerrari, Porsche 918 Spyder und McLaren P1 mit aufgenommen. Obwohl sie inzwischen nicht mehr gebaut werden (bis auf den LaFerrari Aperta). Getunte Autos finden Sie in unserer Galerie nicht. Sondern nur Fahrzeuge, die Serie sind, und auf dem deutschen Markt zu haben sind.
Wichtig: Es handelt sich um eine Bestenliste mit einer Grenze von 800 Nm. Das soll nicht heißen, dass ein Porsche 911 GT3 mit 460 Nm drehmomentschwach sei. Im Gegenteil. Kleiner Fun-Fact: Die Kupplung eines Formel 1-Autos wiegt mit rund 1.800 Gramm nur etwa ein Zehntel so viel wie eine handelsübliche Kupplung für Straßenautos. Am Start muss sie laut Spezialist ZF über 1.200 Nm Drehmoment übertragen. Wohl dosiert.