
Daimler-Chef Dieter Zetsche ist zuversichtlich, dass es "noch Ende des Jahres zu einem für Auto-Industrie wie Politik und Umwelt tragbaren Kompromiss bei der Festlegung der CO2-Grenzwerte für Neuwagenflotten ab 2020 kommt".
Daimler gibt rund 5 Mrd. € für CO2-Reduktion aus
Zetsche geht davon aus, dass man sich wohl auf eine multiple Anrechnung von E- und Hybridautos auf den Flottenverbrauch einigen werde. Ein anderes Alternativ-Szenario wäre eine Ausnahmeregelung für größere und schwere Autos, welche die Grenzwerte ein paar Jahre später erst erfüllen müssten.
Im Rahmen einer von den "Stuttgarter Nachrichten"veranstalteten Podiumsdiskussion "Treffpunkt Foyer" in der Stuttgarter Liederhalle am Abend des 14. Oktober mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger forderte Zetsche "ein Ende des Teppichhandels" bei der Festlegung solcher Grenzwerte, die nicht länger allein von der Politik, sondern zusammen mit der Auto-Industrie festgelegt werden müssten. Mercedes stehe zu seiner Verantwortung für die Umwelt: "Von den 10,8 Milliarden Euro, die wir in den nächsten Jahren für Forschung und Entwicklung ausgeben, widmen wir 50 Prozent der CO2-Reduktion", so der Daimler-CEO.
Arbeitsplatzsicherung in Gesamt-Europa
EU-Kommissar Oettinger räumte ein, dass bei dem Ringen um das Festzurren der neuen Abgasrichtlinien auch "knallharte Industrie-Standort-Politik gemacht werde" - von Franzosen, Italienern und auch von der deutschen Bundeskanzlerin. "Es geht um dem Erhalt von Arbeitsplätzen in Gesamt-Europa", so Oettinger.
Selbst Zetsche äußerte Verständnis für die Verhandlungstaktik der mehr auf Klein- und Kompaktwagen fokussierten französischen und italienischen Auto-Konzerne, die finanziell weniger kapitalstark seien als die deutschen Premiummarken und schon im Heimatmarkt Probleme hätten, auf ausreichend Stückzahlen zu kommen, vom Export ganz zu schweigen. "Ein Niedergang der französischen Auto-Industrie kann auch nicht im Sinne von Herrn Zetsche sein" ergänzte Oettinger. "Schließlich stecken auch in einem Mercedes bis zu 10 % Anteil französischer Lieferanten - von den Reifen bis zu den Scheiben."
Die Kanzlerin hat nur einen Schuss frei
Dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel so vehement in Brüssel für die Interessen der deutschen Autoindustrie einsetzt, kann Oettinger verstehen. "Aber", so der EU-Kommissar, "so viel Lobbyismus kann man in dieser Position nicht alle Tage, sondern höchstens alle Jubeljahre mal machen - die Kanzlerin hat nur einen Schuss frei."
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen auto motor und sport eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.