Wenn wir Ihnen heutzutage etwas von 1,5 Litern Hubraum erzählen, haben Sie vermutlich einen Drei-, maximal Vierzylinder im Sinn. 1950 sah das noch ganz anders aus, denn da waren bei gleichen Daten schonmal sechzehn Zylinder am Werk. So auch im BRM Type 15, einem Formel 1 Rennwagen, der von 1950 bis 1953 als eine Art britisches Nationalprojekt von verschiedenen Beteiligten unter dem Dach von British Racing Motors gebaut wurde. Heute existiert nur noch ein einziges Museumsstück, doch die Briten haben sich etwas wesentlich wertvolleres behalten: Mehr als 20.000 Konstruktionszeichnungen, darunter rund 5.000 originale Blaupausen.
Neuauflage 1:1
Was macht man nun mit dem ganzen Papierkram? Richtig: Man baut das Auto einfach neu. Wobei "neu" nur auf die Bauzeit im 21. Jahrhundert zutrifft. Das Auto selbst wird ganz und gar dem Original entsprechen. Insgesamt drei Exemplare will BRM auf die Räder stellen und hat sich dazu – ebenfalls nach historischem Vorbild – Hilfe geholt. Die Restaurations- und Klassiker-Profis von Hall and Hall's in Lincolnshire kümmern sich um den V16-Kompressor-Rennwagen.

Das Konstruktions-Team kann sogar passende Chassis-Nummern verwenden, die damals nicht mehr aufgebaut wurden, weil sich das Reglement der Formel 1 änderte. Eine Teilschuld hatte daran aber auch die Erfolgsbilanz des Type 15, der Zeit seines aktiven Motorsport-Lebens keine nennenswerten Erfolge vorweisen konnte. Böse Zungen betiteln den BRM gar als einen der größten Flops der Formel 1-Geschichte. Zahlreiche Rennen trat der V16 gar nicht erst an, andere mussten wegen anhaltender Überhitzungsprobleme abgebrochen werden. Doch der Klang des Motors bei 12.000 Umdrehungen dürfte davon losgelöst für feuchte Augen sorgen – auch heute noch. Zumal der P15 schon innerhalb seiner Bauzeit einige Verbesserungen erfahren hatte. Darunter zusätzliche Lüftungsschlitze, eine größere Kühleröffnung und den Einsatz von Scheibenbremsen ab 1952.
Simples Fahrwerk, komplexer Motor
Insgesamt ist die Konstruktion des BRM Type 15 simpel gehalten. Ein einfacher Rohrrahmen trägt die Karosseriebleche, die Vorderräder hängen an einer Kurbellenkerachse und sind mit einer Spindellenkung versehen. Hinten setzt BRM eine De-Dion-Achse ein. Zwei Benzintanks fassen insgesamt 181 Liter Sprit. Einer davon sitzt zwischen Cockpit und Motor über den Beinen des Fahrers, der andere hinter dem Sitz. Komplizierter ist da schon der Leichtmetall-Sechzehnzylinder mit 135 Grad Bankwinkel und Trockensumpfschmierung. Im Prinzip wurden dazu zwei V8 an ihren Rückseiten miteinander verbunden und mit einer zweiteiligen, zehnfach gelagerten Kurbelwelle versehen. Zwei große Vergaser sorgen für die Gemischaufbereitung. Der Radialverdichter leitet sich vom Ladegebläse eines Flugzeugmotors ab, und zwar keines geringeren als dem des Rolls-Royce Merlin. Erfolgreicher war allerdings das Nachfolge-Modell des BRM-Sechszehnzylinders – mehr dazu erfahren Sie in unserer Fotoshow.

Eines der drei neuen Autos hat sich bereits John Owen, Sohn des ehemaligen Rennstall-Chefs Sir Alfred Owen gesichert. Zwei Autos sind demnach noch zu vergeben, und potentielle Kunden dürfen sich dafür bei BRM bewerben. Eine Grundvoraussetzung für die etwaige Zusage ist das Versprechen, das Auto auch zu fahren und es nicht in einer Sammlung zu parken.