Mit der noch recht jungen „M Performance“-Abteilung ist BMW ein strategisch genialer Schachzug gelungen. Dort landen die Kunden, die einen waschechten M zu kompromisslos finden, aber einen Serien-BMW zu lasch. Frisch in dieser sportiven Linie: der M760Li xDrive der neuen 7er -Baureihe, Codename G11, 600 PS stark. Damit fordert er die etablierten Sport-Modelle von Audi, Mercedes-AMG und auch Alpina heraus.
Der BMW M760Li hat den größten, der AMG den stärksten Motor
Im Vergleich mit dem Vorgänger packt der Neue noch drei Kölsch an Hubraum drauf. Statt der sechs Liter gibt’s jetzt 6,6 Liter Platz für die Kolben. Im Vergleich hat der BMW M760Li xDrive damit den größten Motor. Zwei Turbolader verhelfen den Triebwerk zu 600 PS, die bei 5.500/min anliegen, das maximale Drehmoment von stattlichen 800 Nm steht schon bei lächerlichen 1.500/min parat.

Der Audi S8 plus kann nur mit 700 Nm Drehmoment punkten, zusätzlich fehlen dem Ingolstädter vier Zylinder im Vergleich mit seinem bayerischen Konkurrenten. Der Vierliter-V8-Biturbo gibt den Hubraum-Zwerg im Quartett, aber mit seinen 605 PS zieht er am BMW M760Li vorbei.
Quasi genauso mächtig ist der Alpina B7 Biturbo Allrad, der drei PS mehr leistet als der Audi, deren 608, um genau zu sein. Wie sein Bruder, der M760Li, wuchtet auch der B7 satte 800 Nm maximales Drehmoment an beide Achsen, doch diese Kraft entwickelt das 4,4 Liter große V8-Biturbo-Triebwerk erst bei 3.000/min.
800 Nm sind schon viel? Nicht, wenn man Mercedes-AMG fragt: Ihr neuer S 65 wuchtet 1.000 Nm an die Hinterachse, die stärkste Kraft im Feld – mit Abstand. Auch bei der Leistung lassen sich die Affalterbacher nicht wuppen: 630 PS wirft der AMG auf die Kurbelwelle. Der Motor ist indes nicht der größte mit seinen sechs Litern Hubraum, der BMW M760Li übertrifft das.
Und der Alpina B7 schlägt sie alle im Sprint von 0 auf 100 km/h
Der BMW M760Li xDrive schlägt den 30 PS stärkeren Mercedes-AMG auch in der Standardmessung von 0-100 km/h: Während der Benz hier 4,3 Sekunden benötigt, schafft es der allradgetriebene BMW in 3,9 Sekunden. Geschlagen wird der BMW vom Erzrivalen aus Ingolstadt: Der Audi S8 plus traktioniert sich eine Zehntelsekunde vor den marginal schwächeren BMW.

Doch jetzt schlägt die Stunde des Alpina, der mit seinen 608 PS sogar nur 3,7 Sekunden brauchen soll, um Landstraßentempo zu erreichen, und er lässt damit alle Konkurrenten hinter sich. Außerdem darf er als Einziger der vier Luxuslimos 310 km/h schnell sein, der Audi S8 plus und der BMW M760Li xDrive können gegen Aufpreis nur 305 km/h. Im Normalfall sind beide wie der Mercedes-AMG S 65 auf 250 km/h begrenzt. Mit dem AMG-Driving-Paket darf der Besitzer der S-Klasse an einem Fahrerertraining teilnehmen und mit seinem S 65 300 km/h schnell fahren. Trotzdem: Vorteil Alpina.
Der Mercedes-AMG S 65 ist die teuerste Limo im Vergleich
Der Alpina hat noch einen weiteren Vorteil im Vergleich mit der V12-S-Klasse, nämlich seinen Preis. Der Alpina B7 Biturbo kostet ab 147.300 Euro, beim Mercedes-AMG werden rund 85.000 Euro mehr fällig: 234.700 Euro kostet der Affalterbacher, beinahe eine Viertelmillion. Damit rückt er eher ins Konkurrenz-Umfeld des Rolls-Royce Ghost, der ab 270.000 Euro zu haben ist.
Noch günstiger als der Alpina ist der Audi S8 plus, dessen Preisliste einen Listenpreis von 145.200 Euro angibt. Und der BMW M760Li xDrive? Dessen Preis steht noch nicht fest, Gerüchten zufolge soll er sich jedoch auf Höhe des Audi S8 plus und des Alpina B7 Biturbo einpendeln. Wir rechnen mit 150.000 Euro – samt umfangreicher Serienausstattung.

Der S8 plus ist das Leichtgewicht im Vergleich
Aufgrund des eher schwergewichtigen Grundgerüsts des BMW 7ers hat auch der Alpina B7 Biturbo mit einem hohen Gewicht zu kämpfen: 2.110 Kilogramm sind es nach EG-Norm, der BMW M760Li ist auch aufgrund seines hohen Ausstattungslevel noch schwerer: 2.255 Kilo bringt der stärkste 7er auf die Waage.
Der Mercedes-AMG S 65 wiegt allerdings nur fünf Kilo weniger, obwohl er nur die Hinterräder antreibt und auf ein aufwendiges Allradsystem verzichtet. Als Leichtgewicht, falls man in dieser Fahrzeugklasse überhaupt davon sprechen darf, geht der Audi S8 plus durch: Er ist „nur“ 2.065 Kilogramm schwer, hat allerdings – im Gegensatz zum BMW und Mercedes – auch keinen Zwölfzylinder in der Motorbucht.
BMW M760Li xDrive mit futuristischem Infotainment
In Sachen Infotainment hat der betagte S8, der ja im Prinzip noch auf dem 2009 vorgestellten Audi A8 basiert, ein paar Nachteile. Gegen die Konnektivitäts-Lösungen von BMW und Mercedes kommt der plus trotz des Facelifts 2013 und der Neu-Implementierung eines verbesserten MMI-Systems nicht an. Der neue BMW M760Li bietet die – zugegeben recht komplexe – Gestensteuerung, der Alpina ebenfalls.
Mercedes kann dieses System in der S-Klasse noch nicht liefern, Audi auch nicht. Ist das die Zukunft? Wer weiß. Als BMW das iDrive-System vorgestellt hat, zweifelten auch alle noch an der Bedienfähigkeit des Dreh-Drück-Reglers. Mit dem M760Li xDrive betritt BMW jedoch als letzter Premiumhersteller die Welt der High-Performance-Limousinen, und ja, das M ist auch einfach ein geschickter Marketing-Schachzug.