Schizophrenes BMW Display: Dieser 8er ist innen ein X5

Displays und Bediensystem Operation 7 von BMW
Softwareupdate - Dieser BMW 8er ist innen ein X5

Autosalon Paris 2018

Unser Fotograf hat gut zu tun auf dem Pariser Autosalon – neue Modelle gibt es jede Menge und viele wollen fotografiert werden, eins nach dem anderen. Trotzdem verliert unser Mann nie den Überblick: Als er bei BMW erst den X5 und dann den 8er in Szene setzt, staunt er beim Aussteigen aus dem Coupé nicht schlecht: Das virtuelle Automodell mit der rot markierten, weil geöffneten Tür, das auf dem Display erscheint, zeigt nicht den sportlich flachen 8er, sondern den neuen X5 (siehe Bildergalerie).

BMW Display
Guido ten Brink

Software Update zum Schluss der Produktion

Was war passiert? Laura Kanamüller, bei BMW für das Infotainment-System zuständig, erklärt, dass auf den vom neuen Betriebssystem Operating System 7.0 gesteuerten Displays (Mitte und Instrumente) die Software ganz am Ende des Produktionsprozesses aufgespielt wird. Dann werde dort auch die Verkaufskonfiguration des jeweiligen Fahrzeugs hinterlegt. Und zwar inklusive Farbe und Felgen. Beim neuen 3er ist dann außerdem die richtige Frontschürze am virtuellen Auto verbaut – die mit den schlüsselförmigen Lufteinlassöffnungen bei den meisten Ausstattungslinien und die mit konventionellen Öffnungen beim M-Sport-Paket. Das silberne Einheitsmodell soll eigentlich passé sein. „Manche Messefahrzeuge haben aber noch alte Software-Stände. Künftig können wir die “over the air updaten„. Der 8er, den ihr Kollege fotografiert hat, war ein Vorserienmodell. In frühen Stadien, wenn die Autos beispielsweise noch getarnt unterwegs sind, kommt es auch vor, dass absichtlich ein anderes Modell eingespielt wird – damit auch bei einem Erlkönig mit offener Tür niemand das endgültige Design zu Gesicht bekommt“, erklärt Kanamüller.

Sprachsteuerung – die einfachste Bedienung?

Das neue Bediensystem beinhaltet auch eine Sprachsteuerung, die wie MBUX bei Mercedes, natürliche Sprache versteht. Auch hier stammt die Spracherkennung von Nuance. Das 14.000-Mann-Unternehmen aus Massachusetts, versorgt nach eigenen Angaben die 10 größten Autobauer mit entsprechenden Lösungen.

Auch BMWs sollen damit beizeiten Antworten auf Fragen finden, die nicht direkt mit der Bedienung zu tun haben – etwa: „Hey BMW, was hältst Du von Audi?“. Bei Mercedes ist es schon so weit. auto motor und sport Redakteur Alex Bloch hat’s bereits ausprobiert. Bei BMW darf der Fahrer dem Sprachassistenten schon jetzt einen anderen Namen als BMW geben – per Sprachsteuerung. „Sepp“ beispielsweise würde aber auch weiterhin auf „Hey BMW“ hören.

Die BMW-3er-Messefahrzeuge verstehen noch ausschließlich Englisch und geben nur recht funktionale Antworten: Kanamüller sagt beispielsweise fleißend: „Hey BMW, I’am cold“ und das System erhöht die Temperatureinstellung der Heizung auf der Beifahrerseite nach Rückfrage um 2 Grad, weil die Expertin in das Mikro auf der rechten Seite gesprochen hat. Natürlich funktionieren auch direkte Kommandos wie „Set the seat heating on level two“ aktiviert Stufe 2 der Sitzheizung – erneut auf der Beifahrerseite, von der aus Kanamüller das System erläutert.

Der Fahrer darf den Sprachassistent taufen

Nur der Namenstausch ist eher schwierig – „Sepp“ kennt das Englische nicht. Laura Kanamüller sagt etwas, das für mich wie „Joy“ klingt, das System versteht offenbar wie beabsichtigt „Joel“, warnt aber gleichzeitig davor, dass Wörter, die dem Namen klanglich nahe kommen, öfter in Gesprächen auftauchen und es womöglich häufiger zu unbeabsichtigten Aktivierungen der Sprachsteuerung kommen könnte. Und wer den Sprachbutler von Amazon ins Auto integrieren will – was BMW ermöglicht – sollte den Assistenten von BMW nicht „Alexa“ nennen.

Während die Münchner den Einsatz eines anderen Öko-Systems in ihrem Auto also schon durchgewunken haben, diskutieren sie noch, ob „Sepp“ Witze erzählen können soll. Bei Mercedes antwortet das Sprachsystem auf die Aufforderung einen Witz zu erzählen mit einer Verneinung, einem Witz und einer Falschaussage gleichzeitig. Nämlich mit: „Ich kann nicht. Die Ingenieure, die mich entwickelt haben, waren Deutsche“ – was zumindest für die Sprachsoftware nicht stimmen dürfte.