auto motor und sport-Kongress - Lutz Engelke denkt Zukunft: "Aus Wandel kann ein Geschäft entstehen"

auto motor und sport-Kongress - Lutz Engelke denkt Zukunft
"Aus Wandel kann ein Geschäft entstehen"

Vor welchen Herausforderungen steht die Menschheit in naher Zukunft?  Und welche Rolle spielen dabei Megacities, Mobilität und Nachhaltigkeit?

Engelke: „Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann“

Projekte CO2-neutraler Städte, wie etwa Dongtan in China, Masdar bei Abu Dhabi und Treasure Island in San Francisco sind laut Engelke zwar Fiktion. Doch sie seien ein Hinweis darauf, dass der Umdenkprozess bereits in vollem Gange ist. Wenn diese Projekte aktuell auch auf Eis gelegt sind, so sind sie laut Engelke doch wichtig und wertvoll. Sie sind Experimentierfelder für die Städte der Zukunft. Städte, die es geben wird – wenn die Realität derzeit auch noch anders aussieht. Die Pilotprojekte CO2-neutraler Städte haben laut Engelke eine weltweite Sogkraft. Sie zeigen, dass es an der Zeit ist, neu zu denken. Und neu über Dinge nachzudenken, die es noch gar nicht gibt. „Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann“, so Engelke in Anlehnung an Francis Picabia.

In Peking ist es an 200 Tage am Tag dunkel

Es geht nicht mehr nur darum, immer schneller immer mehr Wachstum zu realisieren. Dies resultiert in Smog-verseuchten Millionenstädten wie etwa in China. In Peking, so Engelke, ist es an 200 Tagen im Jahr schlicht dunkel, weil eine dichte Dunstwolke kaum Sonnenlicht durchlässt. Gerade Megacities wie die chinesischen Metropolen sind laut Engelke die eigentlichen Treiber in die Zukunft. Denn an ihnen können alle systemischen Fragen festgemacht werden: Wie geht man mit Wasser, Energie, mit Abfall, mit Ressourcen um? Und welche Mobilitätssysteme erlauben den Spagat aus individueller Mobilität und einem lebenswerten Umfeld?
 
Die Probleme der Zukunft – darunter das Thema Umweltverschmutzung – können laut Engelke nicht mit den althergebrachten Denkweisen gelöst werden. „Einstein meinte dazu: `Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.´“ Engelke verwies darauf, dass im Jahr 2050 rund 9,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden – davon 75 Prozent in Städten. Bereits 2015 wird es 500 Millionenstädte geben. Besonders rasant ist die Entwicklung in China. Hier werden in den kommenden 30 Jahren für mehr als 450 Millionen Menschen Städte gebaut werden, die es aktuell noch gar nicht gibt.

Neue Energien können zu einem Geschäft werden
 
Für die Weltausstellung in Shanghai, die Anfang Mai beginnt, hat Engelkes Unternehmen Triad Berlin für die chinesische Regierung einen zentralen Themenpavillon entwickelt, in dem auf 12.000 Quadratmetern Probleme und Lösungen von Megacities dargestellt werden. Die Expo in Shanghai steht unter dem Motto „Better City, Better Life“.
 
Laut Engelke kann die Expo jedoch nur Wege für die Zukunft aufzeigen. Der Systemwandel müsse von der Politik und von zahlreichen Global Playern eingeleitet werden. Neue Energien müssten, so Engelke, mit neuen Produkten kombiniert werden. Auf diese Weise könne aus dem Wandel gar ein neues Geschäft entstehen.

CO2-Ausstoß der USA weltweit: „Wir bräuchten acht Planeten“
 
Zwar gebe es Rahmenverabredungen wie Rio, Kyoto oder Bali. In der Realität jedoch existierten zum Beispiel Skipisten in der Wüste von Dubai. China produziere derzeit nur 4,9 Tonnen CO2 pro Kopf (Deutschland: zehn Tonnen, USA: über 20). Im Zuge des rasanten Wachstums werden sich die Emissionen in Zukunft enorm steigern. „Würde jeder Mensch auf der Erde so viel Treibhausgase wie ein durchschnittlicher US-Amerikaner verursachen, dann bräuchten wir acht Planeten“, so Engelke.
 
Dabei sind laut Engelke nicht alleine die Autos Verursacher für Treibhausgase. Sie seien jedoch gut nutzbare, mediale Kulissenbilder.
 
Cisco-Apple-Daimler: Neue Ideen, neue Partner

Dennoch: Während heute 700 Millionen Pkw weltweit unterwegs sind, werden es 2050 bereits bis zu drei Milliarden Autos sein. Allein in China wächst die Zahl der Pkw bis 2020 von aktuell 55 Millionen auf 140 Millionen. Das Resultat: Weltweit würden immer größere Stau-Räume produziert.
 
Für die daraus entstehenden Herausforderungen müssten Lösungen gefunden werden. Diese können laut Engelke nur aus einem Umbau der Denksysteme und Kooperationsmodelle resultieren. „Das was uns unbekannt ist, nehmen wir nicht zur Kenntnis, weil es noch keinen Ort, keinen Namen hat.“ Die Lösung liegt für Engelke in neuen Ideen, neuen Partnern und Vernetzungen. Denkbar sei etwa die Konstellation Cisco-Apple-Daimler. Neues Denken sei nötig, um Einsteins Vision zu vermeiden: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.“