Jürgen Mayer H., Architekt und Gewinner des Audi Urban Future Award 2010, wird auf dem auto motor und sport-Kongress wohl am weitesten in die Zukunft schauen und skizzieren, wie individuelle Mobilität in Zukunft funktionieren könnte und welche Möglichkeiten sich daraus für Architektur und Städtebau ergeben.
Keine Staus, keine Parkplatzsuche, auf den Straßen fließt der Verkehr – und das in Städten mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. Computer steuern die Verkehrsströme, Straßenbeleuchtung, Schilder und Ampeln sind abgeschafft. Das über Assistenzsysteme selbstständig fahrende Auto wird zum Wohn- und Arbeitsraum. So sieht Mobilität im Jahr 2030 aus, glaubt Jürgen Mayer H.
Unterwegs in den Megacitys der Zukunft sind nur noch Elektroautos, die gemietet werden. „Sie ordern an einem beliebigen Punkt in der Stadt per Elektrosignal eines der ständig fahrenden Autos, steigen in den Wagen ein, stecken Ihr iPhone in die Station und schon ist das Auto auf Sie personalisiert“, beschreibt Mayer. Die Windschutzscheibe funktioniert wie ein Touchscreen, der nach Bedarf aktiviert werden kann. Beispielsweise der Modus Natur. Dann wird durch die Scheiben während der Fahrt nur das Grün der Stadt gesehen, alles andere wird ausgeblendet. Oder Wohnungssuchende wählen eine Einstellung, die nur für sie interessante Objekte sichtbar herausfiltert.
Über seine Vorstellung von Mobilität in Mega-Citys in nicht allzu ferner Zukunft wird Mayer auch auf dem auto motor und sport-Kongress sprechen. „Ich glaube, das mobile individuelle Verhalten ist das, was sich grundlegend verändern wird, das personalisierte Bewegen, nicht das Gruppenbewegen.“ Überzeugt hat Mayer mit seinen Ideen zum Zusammenspiel von Mobilität, Architektur und Stadtentwicklung bereits im vergangenen Jahr: Er wurde mit dem Audi Urban Future Awards 2010 ausgezeichnet – mit 100.000 Euro Deutschlands höchstdotierter Architekturpreis.
Das 1996 von Jürgen Mayer in Berlin gegründete Architekturbüro J. Mayer H. Architects arbeitet interdisziplinär, die Grenzen zwischen Architektur, Kommunikationsdesign und Neuen Medien sind fließend. Bei den Projekten des Büros kommt intelligente Technologie zum Einsatz, neueste Materialien werden erforscht.
Mayer, geboren am 30. Oktober 1965, studierte an der Universität Stuttgart, der Cooper Union in New York und an der Princeton University. Inzwischen lehrte der 45-Jährige selbst, beispielsweise als Gastprofessor an der Harvard Universität in Boston. Bereits für sein erstes realisiertes Bauwerk, das Stadthaus Scharnhauser Park in der Gemeinde Ostfildern bei Stuttgart (1999-2002) wurde Jürgen Mayer H. mit dem renommierten Mies van der Rohe-Preis für zeitgenössische Architektur in Europa ausgezeichnet.