Die teils erheblichen Abweichungen der Ergebnisse zu Praxiswerten ist beinahe ähnlich lang bekannt. Je strenger die Vorgaben wurden, desto mehr optimierten alle Hersteller ihre Modelle auf den Prüfstandszyklus – mit legalen Mitteln, mit technischen Tricks, die der Test nicht verbot oder im Falle von VW mit einer Schummelsoftware. Bei der Mehrzahl der Modelle wuchs so auch die Kluft zwischen Prüfstand und Praxis – selbst wenn keine betrügerische Software Anwendung fand.
VW-Skandal: Vermischung dank ähnlichem Ergebnis
Da die Wirkung der legalen Tricks und die Wirkung des Betruges recht ähnlich ausfielen, kam in der Diskussion immer wieder den Vorwurf auf, alle Hersteller würden bei den Tests betrügen. Nach allem was wir bislang wissen, stimmt das nicht. Fakt ist leider, dass der NEFZ so lax ist und mit so vielen legalen Tricks weiter verwässert werden kann, dass es schlicht nicht nötig war, mit einer betrügerischen Software zu arbeiten, um die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten. In den USA, wo der VW-Betrug seinen Ursprung hat, ist das anders, weil allein schon die Grenzwerte deutlich strenger sind.
Was nach wie vor Bestand hat: Die in der Realität teils enorme Abweichung der Emissionswerte moderner Diesel von den Grenzwerten und somit auch Prüfstandswerten. Weil der Anteil an Dieselfahrzeugen in den letzten Jahren stetig gewachsen ist und diese in der Praxis viel mehr emittieren als theoretisch vorgegeben, wurde die gleichzeitig in den Städten gemessen Luftbelastung immer größer. Umweltverbände schlagen daher seit langem Alarm, die EU zwingt die Städte zu Luftreinhaltungsmaßnahmen, die bisher wenig bringen. Die Emissionen müssen an der Quelle bekämpft werden. Aber die Politik bewegte sich nur langsam auf einen neuen Test zu (WLTP – Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedures), der 2017 angewandt werden soll.
Der ADAC misst seit 2003 in einem eigenen Eco-Test, der 2012 verschärft wurde und dem WLTP nahe kommt. Die Ergebnisse für Dieselmodelle, die die EU5- und EU6-Abgasnorm erfüllen (nach NEFZ) finden Sie im Downloaddokument, die Modelle in der Bildergalerie. Wichtig: Wie hoch die Überschreitungen der Grenzwerte im Einzelfall auch sein mögen – mit Betrug hat das nichts zu tun, die Fahrzeuge erfüllen die gesetzlichen Vorgaben. Der Dieselskandal abseits des VW-Betruges ist ein politischer, im übertragenen Sinne dürfte der in die Jahre gekommene NEFZ eigentlich längst keine HU-Plakette mehr bekommen.