Was war denn dieser Carlo Alberto Abarth für ein Kerl? Die Googlerei fängt harmlos an: Karl Albert Abarth hieß der Österreicher, bevor er sich für die italienische Staatsbürgerschaft entschied. Seine dritte Ehe schloss er wenige Wochen vor seinem Tod im Alter von 71 mit einer 30 Jahre jüngeren Frau. Die beiden einte vor allem ihre Leidenschaft für den Motorsport.
Auf Bildern ist Abarth mal dick, mal dünn, immer in feiner Klamotte. Halbe Sachen waren sein Ding nicht. So soll er sich mit 57 Jahren so lange nur von Äpfeln und Steaks ernährt haben, bis er in den Fiat Abarth 1000 Monoposto Record passte. Sozusagen ein Pionier der Low-Carb-Diät.

Ehrgeizig war er wohl und scheinbar nicht ganz uneigen. Es heißt, der spätere Opel-Tuner und damalige Rennfahrer Klaus Steinmetz habe seinem Teamchef Abarth zur Bettzeit gelegentlich Märchen vorlesen müssen. Nein, wir sind im Internet nicht falsch abgebogen; das steht so in einem gehaltvollen, unterhaltsamen Artikel der „Süddeutschen“.
Dazu kommt eine Prise Mythos, wie sie die Anekdoten über die frühen Autobauer fast alle liefern. Wobei Abarths Vita ohne auskäme: Sein Geld verdiente er als Motorrad-Rennfahrer, Karosseriebauer oder Hersteller von Auspuffanlagen. Doch vor allem hat er Rennwagen konstruiert und meist kleinen Straßenautos Leben eingehaucht – für die Rennstrecke, die Landstraße oder beides.
Sein Unternehmen Abarth & C. gründete er 1949; Namensrechte und Produktionsstätten verkaufte er 1971 an Fiat. Nach einer langen Pause bauen die Italiener seit 2007 wieder richtige Abarth nach bewährtem Prinzip: kompakte, leichte Autos mit modifizierten Fahrwerken, kräftigen Motoren und rockigen Abgasanlagen.

Derzeit dienen der Fiat 124 Spider und der kultige 500 als Basis. Wie einst wird der kleine Kugelblitz durch den Haus-Tuner zum 595, erhältlich ist er in zig Variationen mit Namen wie Pista, Turismo, Competizione oder EsseEsse: 1,4 Liter Hubraum, vier Zylinder, 140 bis 180 PS.
Der Spider ist ein in Kooperation mit Mazda entwickeltes Leichtgewicht – 1.135 Kilogramm bei vollem 45-Liter-Tank. Die kompakte Größe erlaubt eine geniale Dachkonstruktion: Die Stoffmütze schmeißt der angeschnallte Fahrer in wenigen Sekunden auf und zu – da fährst du bei jeder Gelegenheit offen. Im Vergleich zu seinem Bruder MX-5 steckt kein Saug-, sondern ein Turbomotor mit 170 PS auf den Lagern, außerdem ist das Fahrwerk straffer ausgelegt.
Leserausflug in die Eifel
Auf dem Parkplatz des Nürburgring-Fahrerlagers steht eine Kolonne beider Modelle für unsere Leser-Test-Drive-Gewinner bereit, also kann das Programm zum 70-jährigen Jubiläum losgehen. Es herrscht klassisches Eifel-Frühlingswetter: grau, bedeckt, kalt. Und Regen natürlich. Nonstop.

Das Fest beginnt mit einer Ausfahrt: Navi aus, Copiloten mit Wegbeschreibung ausstatten, und ab dafür. Der Weg führt durch feinste Kurvenlandschaft, die perfekte Route, um auf Tuchfühlung mit den beiden Abarth zu gehen – und die Navigationsfähigkeiten des Beifahrers auf die Probe zu stellen.
Breites Grinsen dank Regen
Spätestens auf dem GP-Kurs des Nürburgrings ist das Regenwetter eigentlich fast ein Gastgeschenk der Eifel – das bestätigen zumindest die glücklichen Gesichter hinter den Lenkrädern. Die nasse Piste reduziert den Reifengrip, holt also das Haftungslimit in niedrigere Tempobereiche.
So werden die stark unterschiedlichen Charakteristiken beider Autos für alle Teilnehmer sicher erlebbar: Hinterradantrieb mit hervorragender Balance im Roadster; Frontantrieb im 595 mit gut 60 Prozent des Gewichts vorne.
In beiden Fällen eine Gaudi, denn die aktivierten Regelsysteme erlauben Spielraum: mit gefühlvollem Gasfuß am Traktionslimit der 595- Vorderräder entlanghangeln oder mit dem 124 am Kurvenausgang das agile Heck spüren und kontrollieren.
Eine herausfordernde und anstrengende Situation – nach fast zwei Stunden möchte trotzdem niemand aufhören. In diesem Sinne: Happy Birthday, Abarth!