Traton Group SE ist der offizielle Name eines Unternehmensverbunds, der selbst Auto-affinen Menschen derzeit noch eher unbekannt ist. Doch die Namen dahinter sind es sicher nicht: Traton ging im Sommer 2018 aus der ehemaligen Volkswagen Truck & Bus hervor und versammelt unter dem neuen Firmennamen die schweren Nutzfahrzeuge der Volkswagen AG. Mit den drei Kernmarken MAN, Scania und der in Südamerika tätigen Marke Volkswagen Caminhões e Ônibus (VWCO) ist Traton im Nutzfahrzeugbereich entsprechend als „Vollsortimenter“ unterwegs.
Beim diesjährigen „Innovation Day“ von Traton im schwedischen Södertälje, bei dem die aktuellen und zukünftigen Modellstrategien vorgestellt wurden, kamen entsprechend alle drei Marken mit passenden Konzept- und Serienfahrzeugen auf dem Testgelände von Scania zum Zuge. Die größte Aufmerksamkeit fand dabei zunächst der Scania AXL, ein autonom fahrender Muldenkipper, obwohl es sich um ein reines Konzeptfahrzeug handelt, das in dieser Form nicht gebaut werden wird.

Weit weniger futuristisch beim Traton Innovation Day sind die Exponate zum Thema Elektromobilität. Dazu gehört eine schwere Scania-Sattelzugmaschine mit einem Oberleitungs-Abgriff für elektrifizierte Autobahnen, ein autonom fahrender und elektrisch angetriebener Stadtbus von Scania, der schwere MAN eTGM Verteiler-Lkw und der mittelschwere Liefer-Lkw von VWCO mit elektrischem Vorderradantrieb.
Traton will nach eigenen Angaben in den kommenden fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro in die Digitalisierung der Konzern-Nutzfahrzeuge investieren, hierunter fallen auch die Entwicklung autonom fahrender Modelle sowie von Elektroantrieben. Durch die Zusammenarbeit der früher getrennt operierenden Marken der Traton Group sollen Synergie-Effekte ähnlich dem Pkw-Bau genutzt werden, indem Steuerungen und Bauteile bei allen Marken zum Einsatz kommen.
Elektroantrieb als Ergänzung, nicht als Ersatz
Die künftige Elektromobilität bei schweren Nutzfahrzeugen sieht Traton dabei klar als Ergänzung zu den konventionellen Diesel-Antrieben, nicht als Ersatz. Für letzteres sind diverse Problemfelder nach wie vor ungelöst: Die für Nutzfahrzeuge im Fernverkehr unzureichenden Reichweiten, das immense Gewicht der Traktionsbatterien sowie deren sehr hoher Preis sowie die inzwischen extrem sauber und effizient arbeitenden Dieselmotoren werden die Selbstzünder in diesem Verkehrssegment auch weiterhin unentbehrlich machen.

Speziell für den Verteilerverkehr und den Personentransport im städtischen Bereich sieht Traton allerdings mittelfristig eine Kostenangleichung zwischen Elektroantrieben und konventionellen Verbrennern. Andreas Renschler, CEO der Traton SE, betonte auf dem Innovation Day entsprechend den Anspruch des Konzerns: „Unser Ziel ist es, führender Hersteller von E-Lkw und E-Bussen zu werden“, so Renschler. „Mittelfristig erwarten wir, dass batteriebetriebene Lkw im Verteilerverkehr und Stadtbusse über ihren Lebenszyklus hinweg TCO-Parität (Total Cost of Ownership) mit fossilen Antrieben erreichen werden. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, könnte in zehn bis 15 Jahren jeder dritte Lkw und Bus unserer Marken mit alternativen Antrieben fahren – die meisten davon voll elektrisch“, skizzierte Renschler die weitere Entwicklung.
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist laut Renschler allerdings auch ein umfangreicher Ausbau der Infrastruktur notwendig, nicht nur bei den elektrischen Ladekapazitäten, sondern auch bei der Entwicklung und Bereitstellung alternativer Kraftstoffe.