Selbstfahrende Peterbilt-Trucks: autonome Lkw von Waymo Via

Selbstfahrende Peterbilt-Trucks
Waymo Via entwickelt autonome Riesen-Lkw

Bereits seit 2009 arbeitet Google an selbstfahrenden Autos. In den vergangenen zehn Jahren sind die Forschungsfahrzeuge dabei immer größer geworden: Es begann mit den markanten Kleinstwagen, die sich mit legendärer Vorsicht und Langsamkeit über die kalifornischen Straßen tasteten. Als der Google-Mutterkonzern Alphabet das Thema in die Verantwortung seiner neuen Tochterfirma Waymo legte, wurden aus den Eier-Autos Minivans des Typs Chrysler Pacifica.

Peterbilt-Fronthauber mit modernster Technik

Inzwischen kümmert sich Waymo sogar um ausgewachsene Lastwagen: Seit 2017 lassen die Amerikaner sogenannte Semi-Trucks zu Testzwecken durch die US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Georgia fahren. Ab sofort sind die Lkw und Lieferwagen unter dem Markennamen Waymo Via unterwegs – und das bald auch in Texas sowie New Mexico. Damit grenzt die Firma diese Aktivitäten von seinem autonomen Mitfahr-Service ab, der inzwischen Waymo One heißt.

03/2020, Peterbilt und Chrysler Pacifica von Waymo
Waymo

Die Peterbilt-Fronthauber sind von typisch amerikanischer Machart und vollgestopft mit Technik: Die Lkw nutzen eine Kombination aus Kameras, Radar und Lidar ähnlich denen in den Chrysler-Vans, um sich möglichst sicher über die Highways zu bewegen. Die Kombination der Technologien nennt die Google-Schwester neuerdings "Waymo Driver". Damit vermenschlicht die Firma die abstrakte Technik – wohl aus psychologischen Gründen, um den Menschen ihre Bedenken zu nehmen.

Radar und Lidar an Bord

Die Kameras sitzen auf einem zentralen Gehäuse auf dem Dach, das sogenannte "Vision modules" enthält. Dabei handelt es sich um mehrere Kameras: Normale, aber auch hochauflösende für eine bessere Fernsicht und solche mit besonders hoher Bildrate, die vor allem bei Dunkelheit gut funktionieren sollen.

Um die Entfernung von Objekten einschätzen zu können, kommen Radar- und Lidar-Systeme zum Einsatz. Radar sendet Schallwellen aus und kann anhand der Reflexionszeiten erkennen, wie weit ein Objekt entfernt ist. Der Vorteil dieser Technik: Sie kann weit in die Ferne blicken, funktioniert bestens bei schlechtem Wetter und ist gut darin, bewegte Objekte zu erkennen.

Waymo-Plattform für LKW
Waymo

Selbstlernender Computer vernetzt alles

Die Funktionsweise von Lidar ist ähnlich; nur mit dem Unterschied, dass die Technik mit Licht- statt mit Schallwellen arbeitet. Lidar ist ebenfalls dafür da, die Entfernung zu Objekten einzuschätzen. Es ist der Technik egal, ob es hell oder dunkel ist; und da sie die Welt dreidimensional wahrnimmt, ist sie besonders gut darin, Personen zu erkennen. Am Waymo Via-Truck sind mehrere Lidars angebracht: für kurze Strecken auf dem Dach und für mittlere sowie lange Entfernungen über den Außenspiegeln.

Hinzu kommt ein Computer, der hochauflösende Karten nutzt, um präzise zu bestimmen, wo genau sich der Lkw gerade befindet. Per Software und künstlicher Intelligenz lernt das Fahrzeug selbständig hinzu. Auf Basis der gesammelten Daten und eigener Interpretationen soll der Truck so prognostizieren können, was die Personen und Fahrzeuge in der Umgebung als Nächstes tun – und eine Entscheidung für das eigene Verhalten treffen.

Andere Herausforderungen als bei normalen Autos

Das sieht bei einem großen Lkw oft anders aus als bei einem normalen Auto: Es gibt größere tote Winkel, der Bremsweg ist länger, die Beschleunigung langsamer, der Wendekreis größer. "Deshalb müssen wir genau verstehen, wie wir das Fahrzeug lenken, beschleunigen und bremsen müssen, damit es sich sicher fortbewegt", sagt Vijay Patnaik, Produktmanager bei Waymo Via, beim US-Fachportal Jalopnik. Um zu erfahren, wozu der Lastwagen in der Lage ist und wozu nicht, mussten die Ingenieure erst einmal mehrere hundert Testreihen durchführen. Doch bald sind die Peterbilt-Lkw soweit, offiziell auf die US-Highways abzubiegen und dort richtige Transportaufgaben zu übernehmen.