Scout-Offroader: Kommt die 800-Volt-Plattform nach Europa?

Scout Offroad SUV
VW prüft E-Offroader für Europa

Scout Terra E-Pick-up USA
Foto: Scout Motors

Als Volkswagen 2022 die Wiederbelebung der US-Marke Scout ankündigte, war schnell klar: Hier soll etwas entstehen, das es im Konzern bislang nicht gibt. Mit den Modellen Scout Terra (Pick-up) und Scout Traveler (SUV), deren Marktstart für 2027 in Nordamerika geplant ist, steigt VW wieder ernsthaft in das Segment echter Geländewagen ein – allerdings nicht unter der Kernmarke VW, sondern mit dem legendären Scout-Label aus den USA. Offiziell nur für den US-Markt vorgesehen, werfen die beiden Offroader dennoch die Frage auf: Wird die zugrundeliegende Technik auch Europa erreichen?

Robuste Technik: Leiterrahmen, E-Motoren und Range-Extender

Das technische Fundament der neuen Scout-Modelle ist eine eigens entwickelte Elektroplattform mit klassischem Leiterrahmen – eine Bauweise, wie sie sonst hauptsächlich bei Fahrzeugen wie dem Toyota Land Cruiser oder der Mercedes G-Klasse zum Einsatz kommt. Scout integriert zwei Elektromotoren – je einer pro Achse – mit einem maximalen Drehmoment von 1.350 Newtonmeter. Dazu kommt eine 800-Volt-Architektur, die Ladeleistungen von bis zu 350 kW ermöglichen soll. Optional wird es sogar einen Range-Extender geben, der die Reichweite von 560 auf bis zu 800 Kilometer erhöhen kann.

Warum nicht in Europa?

Trotz dieser vielversprechenden Technik blockt VW-Markenchef Thomas Schäfer die Idee eines europäischen Scout-Ablegers entschieden ab. "Nein, Scout ist zu groß für Europa. Das sind ja ein Full-Size-Pickup und -SUV", sagte er im Interview mit auto motor und sport. Stattdessen sei der VW Atlas, ein großes SUV für den US-Markt, eher für Europa geeignet – ein Statement, das wenig Spielraum für kurzfristige Pläne lässt.

Doch intern scheint die Debatte nicht abgeschlossen. Burkhard Huhnke, Technikchef von Scout, sagte dem britischen Magazin Autocar, dass es im gesamten VW-Konzern keine vergleichbare Plattform gebe. "Es gibt keine solche Karosserie, kein solches Elektrofahrzeug und kein solches Fahrgestell", so Huhnke. Man beobachte bei VW genau, wie Scout als Start-up die technischen Herausforderungen löse – eine indirekte Einladung an den Mutterkonzern, die Plattform langfristig zu übernehmen.

Alternative Pfade: ID. Ruggdzz oder Audi-Offroader?

Auch wenn die offizielle Linie aktuell gegen einen Europa-Start spricht, zeigen vergangene Projekte, dass das Interesse an einem echten Elektro-Geländewagen bei VW nie ganz erloschen ist. Bereits 2020 wurde das Projekt ID. Ruggdzz vorgestellt – ein robuster MEB-basiertes E-SUV mit Offroad-Genen. Ursprünglich für 2023 angekündigt, verschwand das Modell nach mehreren Chefwechseln in Wolfsburg wieder von der Agenda. Doch es könnte als Konzept auf neuer technischer Basis ein Comeback feiern – möglicherweise mit Scout-Plattform unter der Haube.

Hinzu kommt: Auch Audi hatte laut interner Überlegungen Interesse an einem eigenen Elektro-Geländewagen – und könnte die Produktionskapazitäten des neuen Scout-Werks im US-Bundesstaat South Carolina nutzen. Scout-CEO Scott Keogh bestätigte, dass dort nicht nur eigene Modelle, sondern auch Fahrzeuge anderer Konzernmarken gebaut werden könnten.