Ram Trucks aus dem Stellantis-Konzern steht beim Pick-up-Angebot gegenüber den Wettbewerbern ziemlich blank da: Unterhalb der Fullsize-Pick-ups vom Ram 1500 gibt es bei der Marke nichts zu kaufen, während Ford, General Motors und Toyota sehr erfolgreiche mittelgroße Trucks wie den Ford Ranger im Angebot haben. Das soll sich künftig ändern – mit dem Ram Rampage.
Nach langen Verhandlungen mit der mächtigen US-Autogewerkschaft UAW (United Auto Workers) hatte die Stellantis-Geschäftsführung zugesagt, das im Dezember 2022 stillgelegte Werk in Belvidere, Illinois wieder in Betrieb zu nehmen. US-Medien berichten dazu, dass der Bau eines mittelgroßen Pick-ups in Belvidere starten wird. Es ist mehr als naheliegend, dass es sich dabei um den Ram Rampage handelt, den die Marke im Jahr 2023 für Südamerika präsentiert hat. Bereits damals deutete es sich an, dass es nicht alleine bei der Produktion in Brasilien bleiben wird.
Start in Südamerika
Der Rampage wurde komplett in Brasilien designt, entwickelt und wird aktuell auch dort gebaut: Im Werk Polo Automotivo Stellantis im brasilianischen Goiana. Das mit dem "Kompakt" muss allerdings ein bisschen relativiert werden, denn der neue Rampage ist alles andere als ein Kleinwagen. 5.028 mm Länge, 1.886 mm Breite, 1.780 mm Höhe und 2.994 mm Radstand ergeben einen ziemlich wuchtigen Auftritt, wenngleich klassische Midsize-Pick-up wie Ford Ranger oder Toyota Hilux noch rund 20 Zentimeter länger sind. Ziemlich genau entspricht das aber dem Ford Maverick Pick-up, mit dem Ford in den USA hübsche Erfolge feiert und der wohl auch das Haupt-Angriffsziel für den Rampage werden wird.
Über fünf Meter lang
Das Design des Rampage setzt auf Marken-Identität und zitiert sehr deutlich den großen Ram 1500 – Kühlergrill, Scheinwerfer, Motorhaubenausformung sind unverkennbar Ram. Einen markanten Unterschied zum großen Bruder erkennt man jedoch in der Seitenansicht. Die Ladefläche ist kein abgetrenntes Element, sondern Teil der Gesamtkarosserie, was die Bauart ohne Leiterrahmen wie bei großen Pick-ups verrät. Tatsächlich basiert der neue Ram Rampage auf der sogenannten Small Wide 4x4-Plattform für lange Radstände aus dem Stellantis-Konzern, die unter anderem beim Jeep Compass und beim Jeep Commander zum Einsatz kommt. Daraus folgt auch die Einzelradaufhängung rundum, die dem Rampage einen für Pick-up-Verhältnisse hohen Fahrkomfort beschert.

Bekanntes von Jeep findet sich auch unter der Haube: Der Vierzylinder-Benziner ist unter anderem aus dem Jeep Wrangler bekannt und leistet aus zwei Liter Hubraum 272 PS. Das macht den Ram Rampage zu einem ziemlich flinken Truck: 6,9 Sekunden von Null auf 100 km/h bei einer abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h, da schaut die Diesel-Konkurrenz im Midsize-Segment in die Röhre. Zum neuen Modelljahr 2025 hat die Marke in Südamerika außerdem den bisherigen Zweiliter-Diesel ersetzt. Zum Einsatz kommt jetzt der 2,2-Liter-Multijet-II-Motor mit 200 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment. Den kennen wir in Europa unter anderem aus dem Alfa Romeo Stelvio.
Innen nicht ganz markentypisch
Trotz der großen Widderkopf-Logos im Lenkrad und auf der Mittelkonsole ähnelt der Rampage im Innenraum eher dem Jeep Commander als dem großen Bruder Ram 1500. Bedienungselemente und Formgebung erinnern deutlich an den Jeep, was auch gar nicht so abwegig ist: Der Commander wird im selben brasilianischen Werk gebaut wie der neue Rampage und wird entsprechend dieselben Zulieferer nutzen.
Der Rampage verfügt über volldigitale Instrumente, die sich mit individueller Darstellung programmieren lassen, 10,3 Zoll misst das Display in der Diagonale. Zwei Zoll mehr sind es beim Querformat-Monitor des Multimediasystems, der separat über der Mittelkonsole steht. Hier kommt das aktuelle U-Connect System samt drahtloser Android Auto/Apple CarPlay-Koppelung. Die Sicherheits-Assistenzsysteme sind bis hin zum Querverkehrswarner und dem Notbremsassistent mit Fußgängererkennung auf dem aktuellen Stand.
Drei Ausstattungen
Den Rampage gab es zunächst in drei Ausstattungslinien: Laramie, R/T, Rebel und Bighorn. Der Laramie wendet sich in Styling und Ausstattung an Straßenfahrer mit Freude an Chrom, der Rebel ist die offroadmäßig angehauchte Version mit geschwärzten Anbauteilen und All Terrain Bereifung. Der R/T (für "Road and Track") ist schließlich der Sportler in der Familie, kommt mit einer strafferen Fahrwerksabstimmung und Tieferlegung um 10 mm sowie 235/55-R19-Bereifung. Alle Modelle sind mit automatischem Allradantrieb und einem Neungang-Automatikgetriebe ausgerüstet. Der R/T ist ausschließlich mit dem Benzinmotor zu haben.
Neu im Programm ist Nummer 4, der Bighorn. Der dient künftig als deutlich günstigeres Basismodell, nachdem die bisherigen Varianten speziell für brasilianische Verhältnisse im Hochpreissegment unterwegs sind. Ausschließlich mit dem neuen Turbodiesel und serienmäßigem Allradantrieb kostet der Rampage Bighorn umgerechnet rund 38.000 Euro, das sind rund 5.000 Euro weniger als für das bisherige Einstiegsmodell Rampage Rebel.
Das gibt auch einen Hinweis auf die zu erwartenden Preise bei einem Produktionsstart in den USA. Dort liegt der Ford Maverick mit Allradantrieb in der vergleichbaren XLT-Ausstattung bei umgerechnet rund 31.000 Euro vor Steuern. Bis es zwischen diesen beiden Kontrahenten zu einem ersten Duell kommt, wird es allerdings noch dauern. Aktuell ist der Produktionsstart des Rampage im US-Werk Belvidere für das Jahr 2027 angesetzt.