Porsche 718 Cayman und Boxster als Elektro-Sportwagen

Porsche 718 Boxster
Elektrisch, leicht, offen, Allrad, verspätet

Nach den Taycan-Modellen und dem elektrischen Porsche Macan legt Porsche auch die 718-Baureihe – also den Cayman und den Boxster – als Elektrosportwagen auf Kiel. Das bestätigte Porsche bereits vor einiger Zeit. Optisch orientieren sich beide Sportwagen an der auf der IAA gezeigten Studie Mission R (siehe Fotoshow). Für die Serien-Modelle entfallen die expressiven Aero-Elemente wie der große Heckspoiler oder die martialische Frontschürze nebst Seitenschwellern. Was der Mission R jedoch als Hinweis auf die kommenden 718er präsentiert, ist das typische E-Gesicht, wie wir es vom Taycan kennen.

718 Boxster und Cayman EV als "modernste Porsche"

Auch die Erlkönig-Bilder zeigen den modernen Porsche-Style an der Front – hier verliert das Modell allmählich an Tarnung. Natürlich bleibt es beim 718 Boxster bei dem Stofffaltdach und dem klassischen Roadster-Layout. Zu erkennen sind eine wellenförmige Fensterlinie, eine etwas stärker gewölbte Fronthaube sowie ausgestellte Kotflügel. Die Schürzen vorne und hinten sind konsequent auf Akku-Kühlung und Aerodynamik ausgelegt. Am Heck erkennen wir die schmale Lichtleiste, wie sie vom 911 bekannt ist,

Aus gut unterrichteten Quellen heißt es, dass die Elektro-718er im Interieur deutlich zukunftsweisender ausfallen, als der große Bruder Taycan. Das Cockpit soll einen "gewaltigen Sprung" machen und beide Modelle die "modernsten Porsche" werden. Hier ziele der Sportwagenbauer wohl in erster Linie auf den chinesischen Markt mit seinen jungen, im Durchschnitt 31 Jahre alten Kunden.

Porsche 718 Boxster und Cayman mit 400 km Reichweite

Technisch bauen beide Modelle wie auto-motor-und-sport.de bereits Mitte 2021 berichtete auf der von Audi und Porsche gemeinsam entwickelten 800-Volt-PPE-Plattform – modifiziert – auf. Auf dieser Basis bauen auch der Macan EV sowie das Schwestermodell Audi Q6 E-Tron auf. Die Plattform wird jedoch im Vergleich zu den SUV verkürzt und weiter angepasst. Besonders der Einsatz von Leichtbau-Elementen soll den Gewichtsnachteil der schweren Batterien wettmachen. Die Modelle sollen rund 1.600 Kilo auf die Waage bringen. Für einen besseren Schwerpunkt sowie eine niedrigere Karosserie, aber auch, um es dem Fahrer zu ermöglichen tief zu sitzen, wandern die Batterien aus dem Unterboden hinter die Sitze vor die Hinterachse. Diese modifizierte Mittelmotor-Plattform kann dann auch bei Audi zum Einsatz kommen.

In Sachen Antrieb sollen beide Modelle in der Basisausführung nur mit einem elektrischen Heckmotor an den Start gehen, in den leistungsstärkeren Versionen macht ein zusätzlicher Front-E-Motor die Sportwagen zu Allradlern. Als Reichweite stehen rund 400 Kilometer zu Buche, wobei Porsche hier noch Ladeleistung und Reichweite verbessern will.

Verzögerung: Batterie macht Probleme

Allerdings liegt das Projekt nach Informationen der "Automobil-Woche" deutlich hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Grund dafür sei die hohe Komplexität der Batterieentwicklung. Um die charakteristischen Fahreigenschaften des Modells beizubehalten, muss die Batterie zentral im Fahrzeug positioniert werden. Diese technische Anforderung gestaltet sich jedoch als äußerst anspruchsvoll.

Porsche hat daher beim Batterielieferanten Valmet Automotive, der eigens für diesen Auftrag eine Produktionsstätte in Baden-Württemberg errichtet hat, zahlreiche Anpassungen eingefordert. Diese Änderungen haben laut Insidern zu erheblichen Mehrkosten bei Valmet geführt, für die Porsche offenbar nicht oder nur teilweise aufkommen möchte.

Lücke im Angebot

Ursprünglich war geplant, dass die Verbrenner-Version des 718 im Sommer 2025 ausläuft, wie Produktionschef Albrecht Reimold angekündigt hatte. Ob bis dahin das Elektromodell auf den Markt kommt, ist jedoch ungewiss. Branchenexperten halten es für wahrscheinlich, dass Porsche eine Lücke im Angebot hinnehmen muss, da die Markteinführung des elektrischen 718 sich weiter verzögern wird.

Die Verzögerungen bei diesem Projekt könnten nicht nur finanzielle Auswirkungen auf die beteiligten Unternehmen haben, sondern auch Porsches Zeitplan für die Elektrifizierung seines Modellportfolios insgesamt beeinträchtigen.

Rückblick: Bereits 2011 hat Porsche mit dem Boxster E einen ersten Elektrosportwagen als Einzelstück angefertigt. Er verfügt über einen 350 Kilo schweren Eisen-Phosphat-Akku mit einer Kapazität von 29 kWh. Der E-Motor mit 122 PS stammt aus dem E-Golf und treibt die Hinterräder an. Auch ein Allrad-Modell mit zwei Motoren wurde aufgebaut. 2017 präsentierte Porsche dann mit dem Cayman E-Volution einen weiteren Elektro-Sportwagen auf Basis des 981c.

Im Unterboden wurden 365 Kilo schwere Akkus verbaut, die eine Kapazität von 38 kWh hatten. Die Leistung lag bei 462 PS respektive 340 Kilowatt – 140 kW leistete die vordere Maschine, 200 kW der hintere E-Motor. In 3,3 Sekunden sollte der E-Cayman auf Tempo 100 beschleunigen. Mit seiner 800-Volt-Ladetechnik gab die Studie damals einen ersten Hinweis auf den Porsche Taycan. Dass die 718er als Elektrosportwagen an den Start gehen werden, wurde dann in der Folge mehrfach in Aussicht gestellt. "Der 718 und Elektroantrieb – das passt, nicht wahr?", sagte Porsches Finanz- und IT-Vorstand Lutz Meschke bereits 2019 dem britischen Fachmagazin "Top Gear". "Die nächste Generation dieses Autos wäre ein guter Zeitpunkt, um vollelektrisch zu fahren." Meschke kündigte im gleichen Atemzug einen Allradantrieb für den Sportwagen an: "Ja, das muss so sein, es ergibt einfach Sinn."