Polaris stellt ein leistungsstarkes Allrad-UTV mit Elektroantrieb vor. Der Ranger XP Kinetic wurde gemeinsam mit Zero Motorcycles entwickelt.
Gleich zu Beginn müssen wir die Marketingabteilung von Polaris kurz berichtigen. In der Information zum neuen Ranger XP Kinetic schreibt der Hersteller: "Der komplett neue Polaris Ranger XP Kinetic ist das erste Utility Task Vehicle (UTV) mit flüsterleisem Elektroantrieb." Dass das so nicht stimmt, hätte man eigentlich bei einem Blick in die eigene Modellgeschichte herausfinden können, denn in unserem Fahrbericht aus dem Jahr 2010 haben wir den elektrisch angetriebenen Ranger EV von Polaris bereits vor über elf Jahren vorgestellt, und der ist bis heute im Verkaufsprogramm.
Allerdings ist der bisherige Ranger EV eher eine hemdsärmelige Lösung, die mit einem Verbund aus konventionellen Blei-Säure-Batterien und einem gemütlichen 48-Volt-Motor mehr an die Technik eines Golfcarts erinnert als an ein modernes Performance-Elektrofahrzeug. Das ist nun definitiv anders, denn der neue Ranger XP Kinetic setzt auf maximale Power und moderne Lithium-Ionen-Akkus. Der Sprung aus dem Elektro-Mittelalter in die Neuzeit gelang durch eine Kooperation mit dem ebenfalls in den USA beheimateten Motorradhersteller Zero Motorcycles. Dort entstehen bereits seit geraumer Zeit vergnügliche Akku-Zweiräder wie die Zero SR. Der Hinweis auf diese Zero SR ist auch daher interessant, weil sich deren Antriebsdaten und die des neuen Polaris Ranger XP Kinetic auffällig gleichen.
Gemeinsame Entwicklung mit Zero Motorcycles
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass der Elektro-Ranger Akku, Batteriemanagement und E-Maschine aus der Zero übernommen hat, zumindest lesen sich die Daten so: Maximalleistung 110 PS, ein maximales Drehmoment von 190 Newtonmeter und ein Standard-Akku mit 14,9 kWh Kapazität. Der soll nach vorläufiger Berechnung eine Reichweite von bis zu 70 Kilometer ermöglichen. Eine zweite Version mit verdoppelter Akku-Kapazität (29,8 kWh) wird ebenfalls angeboten, dort steigt die maximale Reichweite auf 130 Kilometer. Außerdem erhält das Modell mit der doppelten Akkuleistung noch eine verbesserte Ausstattung mit einem Infotainmentsystem.
Wahrscheinlicher Technikspender: Die Zero SR
Mit diesen Leistungsdaten ist der Ranger XP Kinetic das kräftigste Modell in der Reihe. Selbst die Polaris Rennabteilung unter den Side-by-Side-Modellen, die RZR-Baureihe, hat nur zwei stärkere Varianten mit Turbomotor zu bieten. Den bisherigen stärksten Ranger XP 1000 mit seinen 82 PS und 90 Nm Drehmoment übertrifft der neue Elektriker damit deutlich. Zudem liegt beim Ranger XP Kinetic das maximale Drehmoment praktisch sofort an, was bei einem speziell für Landwirtschaft und Forstbetrieb vorgesehenen Nutzfahrzeug enorm vorteilhaft ist. Entsprechend großzügig ist man bei Polaris auch bei der Freigabe der Nutzlasten: 1.134 Kilo Anhängelast und 567 Kilo Zuladung (die schrägen Zahlen stammen aus der Umrechnung ins metrische System) erreicht der Ranger XP Kinetic.
Für Jagd, Forst und Landwirtschaft
Jäger, Landwirte und Forstbetriebe stehen als Kundschaft im Fokus für das neue Elektromodell. In diesen Bereichen, wo das leise, abgasfreie Befahren von Wald und Flur oder landwirtschaftlichen Gebäuden enorme Vorteile bringt, ist auch die Reichweite kaum ein Thema, selbst mit den 70 Kilometer des Standardmodells sind die meisten Arbeitsaufgaben abzudecken. Polaris betont außerdem zurecht die Wartungsarmut des Elektroantriebs, der laut Hersteller bei den Wartungskosten eine Ersparnis von rund 70 Prozent gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner bieten soll.
Für den Geländebetrieb ist der Ranger XP Kinetic denkbar gut geeignet. Mit 29 Zoll sind die speziellen Offroad-Reifen die größten innerhalb der Baureihe und bescheren dem UTV eine Bodenfreiheit von rund 36 Zentimeter. Wie die Benzinermodelle verfügt der Ranger XP Kinetic über einen automatischen Allradantrieb und ein Hinterachssperrdifferential. Es stehen zwei Fahrstufen (High/Low) für die Vorwärtsfahrt zur Verfügung.
Bis 9 kW Ladeleistung
Der Onboard-Lader liefert beim Standardmodell 3 kW Ladeleistung, der Ranger XP Kinetic Ultimate mit dem großen Akku hat einen 6 kW-Lader verbaut. Gegen Aufpreis lässt sich mit leistungsfähigeren Ladern jeweils auf 6 kW oder 9 kW steigern. Alles natürlich "Netzstrom"-basiert als Wechselstromlader, schnellladefähig ist der Ranger XP Kinetic nicht. Ebenfalls aufpreispflichtig ist ein elektrisches Heizsystem, das freilich nur bei montierter Kabine Sinn ergibt. Dabei kann dank der unveränderten Karosserieform auf das reichhaltige Zubehörangebot der Verbrennermodelle zugegriffen werden, das unter anderem eben eine geschlossene Kabine mit Türen bereithält.
Polaris will den neuen Ranger XP Kinetic im Laufe des Jahres 2022 ausliefern. Analog zu den Verbrennervarianten wird auch der elektrische XP Kinetic höchstwahrscheinlich mit Straßenzulassung verfügbar sein. Zu den Preisen in Deutschland gibt es noch keine Info, in den USA stehen diese bereits fest: Rund 25.000 Dollar für das Modell mit Standard-Akku (XP Kinetic Premium) und rund 30.000 Dollar für den XP Kinetic Ultimate mit Doppelakku. Angesichts der stets spürbar höheren Preise der Polaris-Modelle in Europa gehen wir von einem Startpreis von rund 30.000 Euro hier bei uns aus.
Fazit
Das elektrische side-by-side-Fahrzeug von Polaris wendet sich zwar an eine (zumindest in Europa) eher überschaubare Kundschaft, liefert dieser aber zielgruppengerecht ein ideales Angebot. Wer abgasfrei und leise unterwegs sein möchte, sei es bei der Baumpflege im Wald oder bei der Arbeit im Stall, bekommt hier ein potentes Angebot vom Polaris mit vielversprechenden Leistungsangaben. Auch der Fahrspaß dürfte angesichts strammer 110 PS für das kompakte und vergleichsweise leichte UTV nicht zu kurz kommen. Mit Ladefläche und über einer Tonne Anhängelast sind die Arbeitsmöglichkeiten vielseitig. Ein Schnäppchen wird der Elektro-Ranger aber sicher nicht.
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