Für Auto-Fans bleibt ein bittersüßer Geschmack. Geliebte Attribute wie eine manuelle Schaltung, Hinterradantrieb und großvolumige Saugmotoren verschwinden zusehends von der Bildfläche. Doch immer wieder künden einzelne Leuchtturm-Projekte vom Fortbestand solcher puristischer Fahrspaß-Qualitäten. Aller Ehren wert, keine Frage. Doch für Normalsterbliche sind solche Autos höchstens als Poster oder im Maßstab 1:18 erschwinglich. Es fühlt sich ein wenig so an, als verhungere man am gedeckten Tisch.
In diese gefühlige Gemengelage stößt nun auch – wenngleich doppelt aufgeladen und nicht frei saugend – Paganis neuestes Werk: der Utopia. Schon im Namen schwingt eine gewisse Unerreichbarkeit mit, wobei sich die italienische Hypercar-Schmiede noch nie der Volksnähe verdächtig gemacht hat. Das dritte Modell nach Zonda und Huayra fährt standesgemäß mit einem von AMG entwickelten Sechsliter-V12-Twinturbo vor, der es in dieser Ausbaustufe auf 864 PS und 1.100 Newtonmeter maximales Drehmoment bringt – ganz ohne jegliche Elektrifizierung. Um die 1.280 Kilogramm Fahrzeuggewicht in Wallung zu bringen, dürfte das allemal ausreichen. Geschaltet wird dabei serienmäßig von Hand, sieben Gänge stehen zur Verfügung; das Getriebe liefert Xtrac. Wer möchte, kann optional auch ein sequenzielles Siebengang-Getriebe ordern.
Leichtbau und 50er-Jahre-Design
Die Abgasanlage mit den vier charakteristischen Endrohren ist aus Titan gefertigt, das Monocoque aus einer Titan-Carbon-Mischung. Durch diesen Unterbau ist das Hypercar um 10,5 Prozent steifer als seine Vorgänger, verspricht Pagani. Darüber formen die Italiener eine Silhouette, die von Design-Elementen der 1950er-Jahre inspiriert sein soll. Darunter Riva Speedboote und die Scheinwerfer klassischer Vespas. Dabei will der Utopia weder retro noch modern sein, sondern zeitlos. Vermutlich ist dieses Bestreben auch der Grund, weshalb auf ausladende Spoiler und Aero-Anbauteile verzichtet wurde. Aerodynamische Effizienz erreicht der Utopia über seine Form selbst.

Im Innenraum dominieren Aluminium und Leder das Bild. Allein das Lenkrad ist aus einem einzelnen Block des leichten Metalls gefräst. Der Hingucker sitzt allerdings weiterhin in der Mitte des Fahrzeugs: Der Schalthebel mit seiner offenen Kulisse thront zwischen Startknopf und Dreh-Drück-Steller. Weiter oben geben vier analoge Rundinstrumente Aufschluss über Lade- und Öldruck sowie Wasser- und Öltemperatur. Hinter dem Lenkrad sind Drehzahlmesser und Tacho ebenfalls analog ausgeführt. Dazwischen sitzt ein Display für alle weiteren Informationen.
Preis und Auflage
Für die Straßenanbindung sorgt eine Mischbereifung von Pirelli. PZero Corsa im Format 265/35 R21 arbeiten vorne, 325/30 R22er kommen an der Hinterachse zum Zuge. Gespannt werden die Pneus über Aluminium-Schmiedefelgen im Turbinen-Design. Vier Fahrmodi (Comfort, Wet, Sport und Race) stehen zur Verfügung und werden über einen Drehregler an der Lenkrad-Unterseite angewählt. Elektrisch verstellbare Dämpfer sollen den Spagat zwischen Rennstrecken-Action und entspannter Sonntagsausfahrt gewährleisten. In jedem Fall gebietet eine Carbon-Keramik-Bremsanlage von Brembo dem Boliden auf Kommando Einhalt.
Und nun zur niederschmetternden Wahrheit. Der Netto-Basispreis des Utopia liegt bei 2,15 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel, wie für einen frühen Huayra verlangt wurde. Die Summe schreckt Sie nicht ab? Gut für Sie, aber es wird nicht helfen. Alle 99 geplanten Exemplare sind bereits ausverkauft und sollen ab Sommer 2023 an die Kunden ausgeliefert werden. Wenn Sie nett fragen, gibt's aber vielleicht noch ein Poster. Oder ein 1:18-Modell.