Optisch hat VW den Passat eher zurückhaltend angefasst, was den Vorgänger weniger alt aussehen lässt. Vorn sitzt ein geänderter Stoßfänger im Wind, der Kühlergrill bietet größere Luftöffnungen und neue LED-Scheinwerfer. Auch der Stoßfänger am Heck sieht jetzt ein bisschen anders aus, hinzukommen ebenfalls neue LED-Leuchten. Frische Lackfarben und vier neue Felgendesigns in den Dimensionen 17, 18 und 19 Zoll runden das Facelift ab.
Optionale AGR-Sitze und 30 Ambientelicht-Farben
Der Fahrer schaut auf neue Instrumente und greift in ein neues Lenkrad. Das weit vorn in der Mittelkonsole platzierte Ablagefach ist jetzt größer und beherbergt optional eine Schnittstelle zum induktiven Aufladen von Smartphones und dem neuen USB-C-Anschluss, bei dem endlich nicht mehr wichtig, wie rum der Stecker eingeführt wird. Über dem Warnblinkschalter am oberen Ende der Mittelkonsole prangt der Modellschriftzug „Passat“. Die wiederum optionale Ambientebeleuchtung lässt sich in 30 verschiedenen Farben verstellen. Neu sind auch das Design der Türinnenverkleidungen sowie Bezugs-Stoffe und Dekore. Gegen Aufpreis gibt es Sitze, die – wie von Opel bekannt – vom Verein Aktion Gesunder Rücken (AGR) und vom Bundesverband deutscher Rückenschulen (BdR) zertifiziert sind. Für die Ohren gibt es auf Wunsch eine 700-Watt-Anlage vom dänischen Spezialisten Dynaudio – natürlich speziell abgestimmt auf den Innenraum des Passat.

Immer online – ohne Aufpreis
Im neuen Passat ist eine eSIM (embedded subscriber identity module) verbaut, also eine fest eingebaute SIM-Karte – das entsprechende Modul nennt sich Online-Connectivity-Unit (OCU). Mit dieser eSIM ist der Passat immer online, ohne dass der Eigentümer monatliche Gebühren zahlen muss. Extra zahlen muss der Kunde Zusatzdienste wie Internetradio, Streaming und dem Einrichten eines mobilen Hotspots – wie teuer oder nach welchem Modell, ist noch nicht klar. Als erstes VW-Modell bekommt der Passat zudem die dritte Generation des Modularen Infotainment-Baukastens (MIB 3) und ein weiterentwickeltes Digital Cockpit mit einem 11,7-Zoll-Display vor dem Fahrer und einem zentralen Infotainment-Bildschirm, der je nach Ausstattung bis zu 9,2-Zoll groß ist. Als Infotainment-Systeme stehen Composition Media (6,5 Zoll, kein Navi), Discover Media (acht Zoll, Basis-Navi) und Discover Pro (9,2-Zoll, Top-Navi) zur Wahl. Bei Discover Pro gibt es nur noch am Multifunktionslenkrad einen echten Lautstärkeknopf, ansonsten lässt sich die Laustärke über den Infotainment-Bildschirm regeln.
Vorteile der OCU mit eingebauter SIM sind unter anderem, dass jetzt VWs We-Connect-Dienste auch ohne gekoppeltes Smartphone nutzbar sind. Deutlich mehr Komfort verspricht App-Connect, weil sich damit jetzt endlich iPhones ohne Kabel nur per Bluetooth mit dem Infotainment-System koppeln lassen. Außerdem hat VW jetzt wie Mercedes bei MBUX der Sprachsteuerung einen digitalen Assistenten zur Seite gestellt, der auch mit natürlichen Spracheingaben („Hallo Volkswagen, ich will nach Sindelfingen!“) klar kommen soll. Mit dem nicht änderbaren Weckruf „Hallo Volkswagen“ wird er aktiviert und nimmt dann je nach Spachkommando beispielsweise die gewünschten Einstellungen für Navigation, Telefon oder Radio vor.
Smartphone als Schlüssel
Das Smartphone kann beim Passat in Verbindung mit We Connect zur Fernbedienung und zum Fahrzeugschlüssel werden. Der Fahrer richtet sich einmalig seine eigene VW-ID ein und wird dann anhand seines Smartphones erkannt. Außerdem kann er aus der Ferne Informationen über die verbleibende Reichweite und den Standort des Fahrzeugs abrufen. Wer ein Android-Smartphone von Samsung hat, kann dieses auch als Fahrzeugschlüssel nutzen. Dieser Schlüssel lässt sich mit Freunden teilen, gleichzeitig sind standardmäßig zwei Smartphone-Schlüssel möglich. Zum Motorstart muss das Telefon dann in der neuen Koppelbox vor dem Schaltknauf liegen.
Plattform für externe Dienstleister
VWs We-Connect-Welt steht auch externen Dienstleistern offen, in Wolfsburg sucht man derzeit weitere Geschäftspartner. Die Angebote externer Dienstleister sind kostenpflichtig. Aktuell gibt es We Park, We Deliver und MyCleaner, We Experience kommt hinzu. Bei We Park kann man in bestimmten Parkzonen Parken und die Gebühren per App bezahlen, hinzu kommt eine kommunenabhängige Transaktionsgebühr. Außerdem soll das Auslegen einer Parkuhr entfallen. We Park lässt sich beim Passat direkt über das Infotainment-System bedienen. Bei We Deliver nutzt der Fahrer den Kofferraum seines Passat als Lieferadresse für beispielsweise Online-Einkäufe oder Wäsche aus der Wäscherei. Die GPS-Daten zum Fahrzeugstandort und den Kofferraumzugang erhalten die Servicepartner temporär über die App. Und MyCleaner soll die Fahrt zur Waschstraße überflüssig machen: Der Dienstleister kommt mit einem Servicefahrzeug zum Auto und wäscht es je nach Buchung innen und außen – aktuell kostet die Basisreinigung für einen Passat außen 25 und innen 65 Euro. We Experience ist als künftiger Dienst geplant: Hier bekommt der Fahrer auf Wusch individuelle Vorschläge zu Tankstellen, Läden und Restaurants entlang seiner Fahrtroute.
Flottenmanagement vereinfacht
Fuhrparkmanager können ihre Passatflotte jetzt komfortabel mit We Connect Fleet managen. Ein digitales Fahrtenbuch, ein Wartungsmanagement, eine Verbrauchsüberwachung und das Speichern von Standortverläufen sollen dem Flottenverantwortlichen die Arbeit erleichtern.
Adaptive Dämpfer: feinere Regelung
In Sachen Fahrwerk bleibt das adaptive Dämpfersystem im Angebot – aber es ist jetzt deutlich feiner einstellbar. Während beim Vorgänger die Ventile für den Ölfluss nur in groben Stufen schaltbar waren, ist die Dosierbarkeit zwischen Comfort, Normal und Sport jetzt nahezu stufenlos möglich. Passenderweise erledigt der Fahrer dies über einen virtuellen Schiebeschalter im zentralen Infotainment-Display. Auch die Gesamtspreizung ist jetzt weiter: Unterhalb von Comfort ist das Fahrzeug maximal entkoppelt, oberhalb von Sport sorgt maximale Dämpfung für minimierte Karosseriebewegungen.
Passat Alltrack mit Offroadfähigkeiten
Auch vom Passat-Facelift gibt es wieder eine Alltrack-Variante. Dieses Modell ist immer ein Kombi und hat spezielle Stoßfänger, einen Unterfahrschutz, verbreiterte und ebenfalls mit einem Unterfahrschutz ausgerüstete Seitenschweller sowie Radhausverbreiterungen. Das modifizierte Fahrwerk ermöglicht eine erhöhte Bodenfreiheit von 172 Millimetern und der Allradantrieb gehört zum Serienumfang. Für die Fahrt im Gelände gibt es einen Offroad-Modus. Als Motoren stehen ein 272-PS-Benziner und zwei Diesel (190 PS und 240 PS) zur Wahl, die Schaltarbeit übernimmt immer ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.

Gebündelte Assistenten: IQ.Drive
Viel passiert bei den Assistenzsystemen, die jetzt unter der Dachmarke IQ.Drive gebündelt sind. Dabei geht es auch einen Schritt weiter Richtung autonomes Fahren: Der erstmals bei VW verfügbare Travel Assist ermöglicht bei Geschwindigkeiten bis zu 210 km/h teilautomatisiertes Fahren nach Level zwei (vollautomatisiertes Fahren wäre Level fünf). Das System hält den Passat zum einen in der Mitte der Spur. Dafür beobachtet die neue oben in der Mitte der Frontscheibe sitzende Multifunktionskamera MFK 3.0 den Bereich vor dem Passat. Ihre Software erkennt jetzt nicht nur auf der Straße aufgebrachte Fahrbahnmarkierungen, sondern auch Grasnaben. Zum anderen gibt es jetzt optional eine „vorausschauende“ adaptive Geschwindigkeits-Regelung (ACC: Adaptive Cruise Control). Die reagiert nicht nur auf den vorausfahrenden Verkehr, sondern auch auf Tempolimits, Ortschaften, und Kreuzungen. Beim Vorgänger arbeitete die ACC in Kombination mit dem Stauassistenten und dem Seitenführungs-Assistenten Lane Assist bis zu Geschwindigkeiten von maximal 60 km/h. Inzwischen beherrscht das System bei den Varianten mit Doppelkupplungsgetriebe auch ein automatisches Wiederanfahren im Stop-and-Go-Betrieb. Zum Aktivieren des Travel Assist drückt der Fahrer eine Taste am Lenkrad, danach muss er aus gesetzlichen Gründen die Hände am Lenkrad halten. Dies überwacht das System nicht mehr über das Registrieren von Lenkimpulsen, sondern über die neue kapazitive Oberfläche des Lenkrads.
Ähnlich wie bei manchen Touchscreens, reagiert eine kapazitive Oberfläche auf Berührungen mit dem Fingern: Der Finger leitet an der Druckstelle einen Teil der Ladung eines schwachen elektrischen Feldes ab, unterbricht dieses also fast. Dadurch verändert sich das elektrische Feld, was sich wiederum mit Sensoren messen lässt. Sind die Hände länger als zehn Sekunden nicht am Lenkrad, beginnt eine Kette von Warnimpulsen: Nach einem kräftigen Zug am Gurt folgt ein unterbrochener und dann durchgehender Warnton. Reagiert der Fahrer immer noch nicht, erfolgt im Rahmen des Emergency Assist ein Bremseingriff bis zum Stillstand. In Ländern, in denen auf der Autobahn bei Linksverkehr nicht rechts überholt werden darf, bringt das System unter Überwachung des nachfolgenden Verkehrs den Passat auf dem rechten Standstreifen zum Stehen und schaltet die Warnblinkanlage ein.
Stärkere Bremskraft für alle Varianten
Der bisher nur aus der Plug-in-Hybridvariante Passat GTE bekannte elektromechanische Bremskraftverstärker (eBKV) ist jetzt in allen Passat-Modellen Serie. Die Vorteile des eBKV sind laut VW ein deutlich schnelleres Ansprechen der Bremsen und wegen der feineren Dosierbarkeit eine komfortablere Distanzregelung im ACC-Betrieb. Zudem soll sich beim Eingreifen des Front Assist mit Fußgängererkennung der Bremsweg verkürzen.
Sicheres Ausweichen mit Lenk-Assistenten
Auch den Emergency Steering Assist bekommt von allen VW-Modellen der Passat zuerst. Die Lenkhilfe greift ein, wenn der Fahrer plötzlich einem Hindernis ausweichen muss. Nähert sich das Hindernis schnell, erfolgt eine optische und akustische Warnung. Ein intuitives Ausweichmanöver des Fahrers soll durch einen unterstützenden Bremseingriff agiler und trotzdem kontrollierter ablaufen.
Neue LED-Matrixscheinwerfer: IQ.Light
Die neuen optionalen LED-Matrixscheinwerfer bekommt der Passat als zweites Modell nach dem Touareg. Beim Passat arbeiten in jedem Frontscheinwerfer 44 dimmbare LEDs, die je nach Bedarf den Gegenverkehr ausblenden und ihr Licht der Fahrsituation (Kurve, Stadt, Land, Autobahn) anpassen. Dafür nutzt das System Daten der Frontkamera, der Navikarten und GPS-Signale. Außerdem werden die aktuelle Geschwindigkeit und der Lenkwinkel berücksichtigt. Verkehrsschilder werden weniger stark angestrahlt, um ein Blenden des Fahrzeuginsassen zu vermeiden. Bei Fahrten in Ländern mit Linksverkehr lässt sich das Licht in den Modus „Reiseverkehr“ schalten, was für eine angepasste Ausleuchtung der Fahrbahnränder sorgt. Für das dynamische Blinklicht ist ein schmaler LED-Querstreifen oben im Scheinwerfer zuständig. Damit die Scheinwerfer nicht von innen beschlagen und die Steuerungselektronik der LEDs immer gekühlt ist, rotiert in jedem Scheinwerfer ein Lüfter.

Klick-Klack-Bremslicht wie im Touareg
Für die Top-Version der LED-Rückleuchten gibt es jetzt einen bereits aus dem Touareg bekannten Bremslicht-Effekt: Beim Tritt auf die Bremsen schalten sich die je drei winkelförmigen Rücklichter ab und die gegenüberliegenden ebenfalls winkelförmigen Bremslichter hinzu – dies soll die Erkennbarkeit deutlich verbessern.
GTE mit mehr elektrischer Reichweite
Den Plug-in Hybrid von GTE Limousine und Variant stattet VW mit einer größeren im Fahrzeugboden vor der Hinterachse sitzenden Batterie aus: Ihre Kapazität wächst um 31 Prozent von 9,9 auf 13 Kilowattstunden. Im WLTP-Zyklus ist eine rein elektrische Reichweite von 55 Kilometern drin, nach altem NEFZ-Zyklus wäre dies mit 70 Kilometern 20 Kilometer mehr als beim Vorgänger. Außerdem hat VW die Betriebsmodi jetzt so konfiguriert, dass mehr Batteriekapazität für eine innerstädtische Fahrt am Ende der Route zur Verfügung steht. Die beiden Betriebsmodi Battery Hold und Battery Charge sind jetzt im Modus Hybrid (automatisches Umschalten zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor) enthalten. Zudem gibt es den E-Mode für rein elektrisches Fahren und den GTE-Modus für sportliches Fahren unter Abrufung der vollen Systemleistung. Das Laden der Batterie erfolgt entweder während der Fahrt im Hybridmodus oder über das Stromnetz. Mit 230-Volt-Haushaltsstrom (2,3 Kilowatt) dauert eine Ladung auf 100 Prozent sechs Stunden und 15 Minuten. An einer Wallbox/Ladestation mit 360 Volt und 3,6 Kilowatt verkürzt sich der Ladevorgang auf vier Stunden. Der GTE-Antrieb erfüllt zum Marktstart als einziger in der Passat-Palette die Emissionsnorm Euro 6. Dafür modifizierten die Ingenieure auch den 1,4-Liter-Verbrennungsmotor (wie vorher 150 PS, Systemleistung 218 PS): Der Einspritzdruck steigt auf 350 bar, zudem wurde der Turbo überarbeitet. Den Feinstaub hält ein Otto-Partikelfilter zurück. Alle anderen Motoren sind nach Euro 6d-Temp zertifiziert.
Auch die weiteren drei Benzinmotoren mit 150, 190 und 272 PS erhalten einen Otto-Partikelfilter. Das Abgas der vier Dieselvarianten (120, 150, 190 und 240 PS) wird durch ein vergrößertes SCR-System gereinigt. Überschüssiges AdBlue landet in einem Ammoniak-Sperrkatalysator – damit ist die gesetzliche Vorschrift erfüllt, dass kein Ammoniak über das Abgassystem in die Umwelt gelangen darf.
Ab sofort bestellbar
Zur Bekanntgabe eines genauen Marktstart-Datums lässt sich VW aktuell noch nicht hinreißen. Bestellbar ist der neue VW Passat ab sofort. Zum Vorverkaufsstart am 6. Juni sind insgesamt fünf Motorisierungen verfügbar: Zwei Benziner (TSI) mit 190 PS und 272 PS sowie drei Diesel (TDI). Letztere entwickeln 120 PS, 190 PS und 240 PS. Die 190-PS-Limousine kostet ab 38.750 Euro, der Variant ab 39.825 Euro. Der 120-PS-Diesel steht mit 34.720 Euro in der Preisliste, der entsprechende Variant ab 38.825 Euro. Die Alltrack-Variante mit 272 PS kostet ab 49.925 Euro, der 190-PS-Diesel ab 47.800 Euro und der 240-PS-Selbstzünder ab 50.795 Euro. Der facegeliftete Passat soll in der zweiten Hälfte 2019 auf den Markt kommen.