Mercedes CLA: Mundwinkel nach unten trotz Mega-Reichweite

Mercedes CLA C174 als Elektroauto und Verbrenner
Mundwinkel nach unten trotz Mega-Reichweite

In diesem Artikel:
  • Die MMA-Plattform
  • Antriebstechnik der Hybrid-Version
  • Infotainment auf Basis des neuen MB.OS
  • Fahrassistenzsysteme
  • Ausstattung

Mercedes läutet mit dem neuen CLA eine Zeitenwende ein. Mit der Limousine im Mittelklasse-Format führt der schwäbische Traditionshersteller eine völlig neue Plattform ein. Zudem bildet der Viertürer mit Coupé-Anmutung den Auftakt der neuen Strategie, die Elektro- und Verbrenner- beziehungsweise Hybrid-Versionen einer Baureihe optisch gleichzustellen.

Design und Dimensionen

Das führt uns direkt zum Design des 4,72 Meter langen Mercedes CLA, das sich optisch beim Serienauto nicht weit von der 2023er-IAA-Studie Concept CLA Class entfernt. Bereits damals deutete sich an, dass der CLA weiter auf eine rundliche, aerodynamisch optimierte Linienführung setzt. Die A-Säule erwächst sanft ansteigend aus der Frontpartie und geht in eine gebogene Dachlinie über, die am oberen Ende die knapp bemessenen Fensterflächen begrenzt. In der Seitenansicht fallen ferner der lange Radstand, die in der Karosserie versenkten Türgriffe und die weit nach vorn gerückte C-Säule auf, wodurch sich in diesem Bereich ein kleines Dreiecksfenster ergibt. Der cw-Wert beträgt sehr windschlüpfige 0,21. Die in zehn Designs verfügbaren Räder messen zwischen 17 und 19 Zoll.

Vorn zeigen sich ebenfalls Parallelen zwischen Serien-CLA und Concept-Car. Am auffälligsten ist bei der Elektroversion der stilisierte und vollflächig beleuchtete Kühlergrill, in dem der große zentrale Stern von insgesamt 142 kleinen eingerahmt wird. Nun, da das Design-Element – anders als bei der Studie – unten geschlossen ist, lässt der CLA seine Mundwinkel jedoch etwas traurig nach unten hängen. Für die Hybridversion gilt das ebenfalls; allerdings verstecken sich hinter dem Gitter tatsächlich Lufteinlässe und nur der Rand ist beleuchtet.

Anders als beim Concept CLA Class zeigt das Serienauto klassisch horizontal ausgerichtete Scheinwerfer. Sie sind per Leuchtenband miteinander verbunden, ziehen sich aber – anders als bei der Studie – nicht bis in die Kotflügel hinein. Wer sich für die optionalen Multi-Beam-Scheinwerfer entscheidet, erhält Tagfahrlichter in Sternenform. Die Standard-LED-Leuchten verfügen über ein verchromtes und als Stern ausgeführtes Design-Element.

Heckseitig greift der neue Mercedes CLA die am anderen Ende des Autos begonnene Optik auf. Das Leuchtenband mit seinen vertikalen Lichtelementen wächst sich außen zu größeren Rückleuchten aus, deren stilisiertes Stern-Design im Halbkreis schon eher die Nähe zu den Pendants der Konzeptstudie sucht. Auf dem Heckdeckel mit ausgeprägter Abrisskante sitzt eine dezente Spoilerlippe. Unterschiede zwischen Elektro- und Hybridversion sind hier nicht auszumachen; Letztere verzichtet auf sichtbare Abgasendrohre.

Die MMA-Plattform

Der neue CLA basiert auf der "Mercedes Modular Architecture" (MMA), die mit einem "Electric first"-Ansatz entwickelt wurde, aber auch Verbrenner- respektive Hybridantriebe aufnehmen kann. Folgerichtig bildet der CLA beides ab. Ist die Limousine rein elektrisch unterwegs, kombiniert Mercedes die Plattform mit einem 800-Volt-System, was besonders schnelle Ladezeiten ermöglichen soll. Gleichstrom nehmen die Elektro-Versionen mit bis zu 320 kW auf; 325 Extra-Kilometer sollen sich so innerhalb von zehn Minuten nachladen lassen.

Antriebs- und Batterietechnik der Elektro-Version

Den Elektro-CLA bringt Mercedes anfangs in zwei Varianten auf den Markt. Die an der Hinterachse platzierte permanenterregte Synchronmaschine (PSM) des CLA 250+ mit EQ Technologie leistet 200 kW (272 PS). Im Gegensatz dazu bietet der mit zwei PSM ausgerüstete CLA 350 4-Matic mit EQ Technologie Allradantrieb und 260 kW (354 PS) auf, wobei der an der Vorderachse platzierte E-Motor ausschließlich für das Boosten zuständig ist, im Normalfall aber Sendepause hat. Das maximale Drehmoment beträgt 335 (CLA 250+) respektive 515 Newtonmeter. Der 350er beschleunigt in 4,9 Sekunden von Null auf Hundert; die schwächere Modellversion benötigt für die Übung 6,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt in beiden Fällen elektronisch abgeregelte 210 km/h.

Mercedes verspricht für seinen Neuling sensationell niedrige Verbrauchswerte: Beim CLA 250+ sollen pro 100 Kilometer nur 12,2 bis 14,1 Kilowattstunden aus dem Energiespeicher verschwinden, während es beim stärkeren 350er kaum mehr sind (12,5 bis 14,7 kWh). Neben der guten Aerodynamik, der serienmäßigen Luft-Luft-Wärmepumpe und dem Siliziumkarbid-Wechselrichter ist das Zwei-Gang-Getriebe am Hauptantrieb an der Hinterachse eine Ursache für die effizienten Antriebe. Die Rekuperation lässt sich vierstufig einstellen.

Beide anfangs angebotenen elektrischen Modellvarianten verfügen über eine Lithiumionen-Batterie, die auf vier große Zellmodule einen nutzbaren Energiegehalt von 85 kWh verteilt. Sie soll den CLA 250+ zu einer WLTP-Reichweite von 792 Kilometern befähigen; der 350er soll im Bestfall ebenfalls sehr starke 771 WLTP-Kilometer schaffen. Der Energiespeicher verfügt nicht nur über eine um 20 Prozent höhere Energiedichte als der Vorgängerakku, sondern auch über Anoden aus Siliziumoxid, denen Graphit lediglich beigemischt wird; zuvor waren reine Graphit-Anoden üblich. Der Anteil an Kobalt ist ebenfalls geringer als zuvor. Grundsätzlich ist der neue CLA zu bidirektionalem Laden fähig; diese Funktion soll später per Software-Update freigeschaltet werden.

Noch im Jahresverlauf 2025 soll eine weitere Modellvariante des elektrischen Mercedes CLA mit Lithium-Eisen-Phosphat-Kathoden auf den Markt kommen. Der Energiegehalt dieses LFP-Akkus wird 58 kWh betragen.

Antriebstechnik der Hybrid-Version

Etwas später als die E-Version kommt der neue Mercedes CLA mit Verbrennerantrieben. Dabei wird der 1,5-Liter-Turbobenziner aus der FAME-Motorenfamilie (Typbezeichnung M 252) auf 48-Volt-Basis elektrisch zum Hybridantrieb aufgerüstet. Die E-Unterstützung kommt dabei aus einem ins Getriebe integrierten Elektromotor, wobei auch der Wechselrichter in dieses Paket integriert wird. Hinzu kommt ein 1,3-kWh-Akku. Die technischen Daten der Hybrid-Versionen verrät Mercedes noch nicht. Es soll den Antrieb aber in drei Leistungsstufen sowie mit Front- und Allradantrieb geben.

Fordern der Fahrer oder die Fahrerin den Antrieb nur schwach (mit maximal 20 kW/27 PS), kann der CLA Hybrid rein elektrisch fahren. Elektrisches Segeln ist bis zu einem Tempo von etwa 100 km/h möglich. Rekuperieren gelingt in allen acht Gängen des Doppelkupplungsgetriebes.

Infotainment auf Basis des neuen MB.OS

Mercedes bezeichnet den neuen CLA als "das cleverste Auto", das die Marke jemals gebaut hat. Anlass zu dieser selbstbewussten Selbsteinschätzung gibt das neue, unternehmensintern entwickelte "Mercedes-Benz Operating System" (MB.OS). Diese KI-gestützte Elektronik-Architektur arbeitet mit "Supercomputern" (O-Ton Mercedes), die mit einer Cloud verbunden sind. Auf MB.OS basiert die neue (vierte) MBUX-Generation, die KI-Technik sowohl von Microsoft als auch Google nutzt. Dabei bleibt die Mercedes-typische Nutzeroberfläche erhalten.

Dank dieser doppelten Künstlichen Intelligenz soll der neue CLA über seinen "MBUX Virtual Assistant" in der Lage sein, mit den Insassen komplexe mehrteilige Dialoge zu führen und verfügt zudem über ein "Kurzzeitgedächtnis". Der Assistent ist als Mercedes-Stern auf dem Infotainment-Startbildschirm als "lebendiger" sowie farbig animierter Avatar präsent und kann jederzeit auf eine Ansprache per "Hey Mercedes" reagieren, wenn er benötigt wird. Dank ChatGPT in der Version "4o", der Microsoft-Bing-Suche und Googles KI-Chatbot Gemini soll im Auto das gesammelte Wissen des Internets zur Verfügung stehen. Die Navigation funktioniert fortan auf Basis von Google-Maps und berechnet eventuelle Ladestopps automatisch mit ein. Heutzutage eine Selbstverständlichkeit: Software-Updates holt sich das System automatisch und kabellos "over the air". Beim neuen CLA umfasst das sogar Auffrischungen der Fahrassistenzsysteme.

Innenraum

Optisch dominiert der MBUX-Superscreen das CLA-Cockpit. Er vereint ein 10,25 Zoll großes Fahrer- und ein 14-Zoll-Infotainment-Display unter einer gemeinsamen Glasfläche. Zusätzlich lässt sich das Armaturenbrett mit einem optionalen 14-Zoll-Monitor auf der Beifahrerseite aufrüsten. Hier können unter anderem die Inhalte der Video-Streaming-Dienste Disney+ und Ridevu abgerufen sowie Videospiele gedaddelt werden. Ein Darstellungs-Highlight im Fahrer-Display ist die "MBUX Surround Navigation", die in Echtzeit nahtlos die Fahrassistenzansicht mit einer 3D-Darstellung der Umgebung und der Routenführung verbindet. Auf Wunsch installiert Mercedes ein Head-up-Display im neuen CLA, das seine Anzeigen direkt in die Windschutzscheibe projiziert.

Das serienmäßige und auf mehrere Arten wärmedämmend ausgeführte Panoramadach schwebt in einem Teil über den Köpfen der Insassen und zieht sich fugenlos vom Frontscheibenrahmen bis zum Heck. Die schwebend gestaltete Mittelkonsole bietet zwei Ebenen und auf Wunsch eine Ablage zum kabellosen Laden von Smartphones. Bei den verwendeten Materialien geht Mercedes teils neue Wege. Besonders erwähnenswert sind die neu entwickelten Sitzpolster mit einem technisch anmutenden Perleffekt in "Schwarz/Clean White Pearl" sowie Zierteile aus offenporigem Holz, gebürstetem Aluminium und mit einer Beschichtung in Eloxaloptik. Hinzu kommt eine in der Automobilindustrie neuartige Dekoroberfläche aus Papier. Der Kofferraum fasst im Normalzustand 405 Liter – 55 Liter weniger als beim Vorgänger. Das unter der Fronthaube des Elektro-CLA sitzende Frunk-Gepäckabteil gleicht mit seinen 101 Litern Fassungsvermögen den Verlust jedoch mehr als auf.

Fahrassistenzsysteme

Die elektronischen Fahrhilfen arbeiten im neuen Mercedes CLA aufseiten der Hardware mit acht Kameras, fünf Radar- und zwölf Ultraschallsensoren sowie einem wassergekühlten Hochleistungsrechner. Serienmäßig bringt der CLA als Assistenzsystem den automatischen Abstandshalter "Distronic" mit. Zusätzliche Systeme, die automatisiertes Fahren auf Level 2 ermöglichen, sind in Paketen mit der Bezeichnung "MB.Drive" gebündelt und kosten in Europa extra. Darin sind anfangs ein Lenk- und Spurwechselassistent neu enthalten; später sollen weitere Funktionen hinzukommen. In China bietet Mercedes schon ab 2025 den "MB.Drive Assist Pro" an, der unter anderem aufgrund zweier weiterer Kameras automatisiertes Fahren auf dem Level 2++ ermöglicht. In den USA ist dessen Markteinführung für 2026 geplant; Europa soll folgen, sobald die regulatorischen Rahmen angepasst werden.

Eine interessante Funktion für die Fahrerinnen und Fahrer des Elektro-CLA ist die Reservierungsmöglichkeit einer Ladestation. Bei aktiver Routenführung über die Navigation mit "Electric Intelligence" erfolgt die Reservierung in einem unternehmenseigenen Mercedes-Ladepark automatisch durch das Fahrzeug 15 Minuten vor Erreichen des Ladepunktes.

Ausstattung

Als Basisausstattung des neuen Mercedes CLA fungiert die Progressive-Line, in der unter anderem LED-Scheinwerfer, Kunstledersitze und vier USB-C-Anschlüsse enthalten sind. Darüber rangiert die AMG-Line mit sportlichen Design-Applikationen innen und außen, darunter 18-Zoll-Leichtmetallrädern sowie Sportsitzen und -lederlenkrad. In Kombination mit beiden Ausstattungslinien lässt sich das Night-Paket buchen, das schwarze Zierelemente ans Auto bringt. In der neu eingeführten Variante AMG-Line-Plus ist das Night-Paket bereits werksseitig enthalten. Gleiches gilt für 19-Zoll-Leichtmetallräder.

Marktstart und Preise

Die beiden Elektro-Versionen Mercedes CLA 250+ und CLA 350 4-Matic kommen zuerst zu den Händlern. Gegen Jahresende folgen die ersten Hybridversionen. Preise nennt Mercedes noch nicht; die des Vorgängers (zuletzt ab 43.286 Euro erhältlich) dürften allenfalls einen groben Anhaltspunkt bieten, schließlich gab es die Baureihe damals nicht mit reinem E-Antrieb. Sowohl die Elektro- als auch die Hybrid-CLA rollen für die westlichen Märkte im badischen Werk Rastatt vom Band. Parallel gleist Mercedes in China eine Produktion des Modells für den dortigen Markt auf.