Wir schreiben das Jahr 1999. Die auto motor und sport-Leser wählen den VW Sharan zum besten Auto des Jahres, Bayern München wird wie üblich Deutscher Fußball-Meister und bei Opel schieben sie einen Meilenstein der Markengeschichte ins Rampenlicht, den nagelneuen Zafira. Und der fährt mit seinem cleveren Sitzsystem vom Stand weg in die Herzen kleiner wie großer Familien.
Die Van-Welle ist verebbt
Heute, 23 Jahre später, ist von der Van-Begeisterung der 1990er Jahre nichts mehr zu spüren. Opel gehört zu Stellantis, der Zafira von heute ist ein ausgewachsener Kastenwagen und nur noch mit Elektromotor zu haben. Andernorts wurden die kleinen Cleverlys gleich ganz eingestellt. Beerdigt wurde die Van-Welle von der deutlich heftigeren SUV-Woge, die bis heute anhält. Standen die Vans vor 20 Jahren noch bei einem Marktanteil von über zehn Prozent und die Offroad-Sparte bei gerade einmal sechs Prozent des deutschen Gesamtmarktes, steht das Verhältnis heute bei 39 Prozent SUV-Marktanteil und nur noch drei Prozent für die praktischen Raumwagen.
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Dass es so gekommen ist, liegt sowohl an den Herstellern (mehr Gewinnmarge) als auch den Käufern (cooleres Image) der SUV. Und der Tatsache, dass es sich bei einem erheblichen Teil der SUV in Wahrheit einfach nur um verkleidete Vans handelt: Hohe Sitzposition und bequemes Einsteigen, geräumiger Fahrgastraum, variable Sitzgestaltung – also genau die Eigenschaften, wegen der kleine und große Vans einst so beliebt waren. Ein paar angeklebte Rempelleisten im Offroad-Look ändern nichts an dieser Tatsache.

Die Kehrseite dieser Entwicklung: Wer vor allem einen praktischen und bezahlbaren Transportbehälter sucht, hat immer schlechtere Karten, weil die SUV durchgängig preislich höher positioniert werden. Zumal inzwischen viele Hersteller dazu übergegangen sind, ihre Vans zu elektrisieren – siehe Citroën Berlingo, Opel Zafira oder Kia Soul, billiger wird es damit natürlich auch nicht.
Trotzdem halten sich einige Modelle (noch) hartnäckig im Programm, obwohl auch hier weiteren Vans das Aus droht. So hat VW dem Sharan inzwischen alle Diesel gestrichen und bietet das ehemalige Auto des Jahres nur noch als 150 PS-Benziner an, dem BWM Gran Tourer wird in Kürze ebenfalls das Licht ausgeknipst, ein Nachfolgemodell für die B-Klasse von Mercedes ist eher fraglich.

Dennoch haben wir noch immerhin 28 kleine und große Vans mit Verbrenner-Motor gezählt, die wir Ihnen in der Bildergalerie mit den wichtigsten technischen Daten und Preisen vorstellen. Manches Mal hilft es nämlich, auch in der Nutzfahrzeug-Ecke nachzusehen. Denn dort finden sich immer noch zahlreiche verglaste Kombis in den unterschiedlichsten Größen, die zwar nicht mit Luxus-Gimmicks, dafür aber mit robuster Ausstattung und familienfreundlichen Tarifen locken. So spart man etwa beim Griff zum VW T6 als Kombi-Transporter statt zum T6 Multivan rund 30.000 Euro – das ist ein Wort.

Viele SUV sind eigentlich Vans
Übrigens: Bei allem Lamento über das Ende der Vans kann ein Blick zu den SUV durchaus lohnen. Denn zahlreiche Modelle haben bei nüchterner Betrachtung mit Offroad so viel am Hut wie ein Toyota Prius mit Rennstrecke; tatsächlich handelt es sich eigentlich um Vans mit Tarnanstrich. Beispielhaft dafür drei Modelle, der Citroën C3 Aircross, der Hyundai Bayon und der Peugeot 5008.