Auf der CES in Las Vegas Anfang 2024 hatten die Koreaner erste Studien der neuen Elektrovans gezeigt. Dann hatte unser Erlkönig-Fotograf die ersten Bilder des noch stark getarnten Kia PV5 schießen können. Auf den Markt, zunächst in Japan, kommt der PV5-Transporter ab Anfang 2026. Vollumfänglich vorgestellt wurde der PV5 Ende Februar auf dem Kia EV Day 2025 im spanischen Tarragona.
Kia PV5 fast wie die Studie
Die kastenartige Karosserieform der Studie bleibt im Serienmodell erhalten. An der Front fallen die aufrecht stehenden LED-Lichtstreifen unterhalb der A-Säule auf. Die Scheinwerfer sind weit unten in der Schürze positioniert. Die weitere Frontgestaltung bleibt ebenfalls dicht an der Studie, Kia ist bekannt dafür, dass Ihre Studien nahe am Serienmodell sind. Auch die seitliche Fensterlinie und die Gestaltung der Außenspiegel entsprechen der Studie. Die große Fensterfläche und die niedrige Gürtellinie versprechen eine gute Übersicht. Schwarze Radlauf- und Schwellerverkleidungen sorgen für einen robusten Look und verleihen dem Transporter einen Hauch von Offroad-Charakter. Zudem lassen sich die Stoßstangenecken nach einem Rempler leicht austauschen. Als Personentransporter setzt der PV5 auf eine große Heckklappe, der Kastenwagen wird mit zwei Schwingtüren ausgerüstet. Zwei seitliche Schiebetüren sind immer zu haben.
Der Blick in den Innenraum offenbart vorn einen durchgehenden Fußraum ohne Mittelkonsole. Der zentrale Touchscreen ist 12,9 Zoll groß, das digitale Kombiinstrument 7,5 Zoll. Das Infotainmentsystem und der App-Marktplatz basieren auf Android Automotive OS und ermöglichen die Nutzung von geschäftsspezifischen Anwendungen. Software-Aktualisierungen können als Over-the-Air-Update (OTA) durchgeführt werden. Die Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) ermöglicht es, den PV5 unterwegs als 220-Volt-Stromquelle zu nutzen. Viel Nutzwert verspricht Kia auch wegen des modular aufgebauten Interieurs, welches maßgeschneiderte Konfigurationen für Arbeit und Freizeit verspricht.
Drei Varianten im Angebot
Die verschiedenen PV5-Modelle sind für unterschiedliche Zwecke konzipiert. Der PV5 wird in den drei Karosserievarianten Passenger, Cargo und Chassis Cab angeboten. Die Personentransporterversion sowie der Lieferwagen messen 4,70 Meter in der Länge, die Höhe beträgt tiefgaragenfreundliche 1,9 Meter. Die Hochdachvariante kommt auf 2,2 Meter. Die Variante Passenger des PV5 ist speziell für den Personentransport gedacht und verfügt über eine dreireihige Sitzkonfiguration, die für Gepäck- oder Campingszenarien optimiert werden kann und auch im Hinblick auf eine Nutzung durch Mitfahrdienste konzipiert ist. Zu den ersten zusätzlichen Varianten gehören der PV5 Crew, der über verschiedene Ladungssicherungsoptionen inklusive Airline-Schienen verfügt, und der PV5 WAV (Wheelchair Accessible Vehicle), der die Mobilität von Rollstuhlfahrern verbessert.
Der PV5 Cargo ist als Standard-, Lang- oder Hochdachversion und auch mit Durchgang zum Laderaum erhältlich. Das maximale Ladevolumen liegt in der Hochdachversion bei bis zu 5,1 Kubikmeter. In den Laderaum sollen zwei Europaletten passen. Ein optionales Airline-Schienensystem sorgt auch hier für ein Höchstmaß an Flexibilität, die Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) steigert die Effizienz. Die Kabine kann als Zwei- und Dreisitzer konfiguriert werden. Der PV5 Chassis Cab wird als Plattformmodell auf Basis der zweisitzigen Cargo-Variante geliefert. Die Anwendungsfälle, für die der PV5 Chassis Cab vorgesehen ist, reichen vom Pritschenwagen bis zum Kühltransporter, wobei die Länge des Fahrzeugs von 4.525 mm Raum für eine Vielzahl von kundenspezifischen Modifikationen bietet.
Mit dem PV5 wird das "Kia AddGear"-System eingeführt, mit dem die Kunden den Innenraum des Fahrzeugs durch modulares Zubehör, das an maßgeschneiderte Möbel erinnert, individuell gestalten können. Das System ermöglicht es, auch nach dem Kauf des Fahrzeugs Komponenten auf einfache Weise zu ergänzen oder zu verändern.
3 Akkugrößen, bis zu 400 km Reichweite
Angetrieben werden die PV5-Modelle, die auf der Kia-Plattform E-GMP.S stehen, immer von einem Elektromotor an der Vorderachse, der je nach Batterievariante bis zu 120 kW Leistung und 250 Nm Drehmoment mobilisiert. Kunden können zwischen zwei Batterien mit 51,5 kWh und 71,2 kWh Kapazität wählen. Für den PV5 Cargo wird darüber hinaus ein 43,3-kWh-LFP-Akku angeboten. Die Reichweite soll bis zu 400 Kilometer betragen. Nachladen lassen sich die Akkus per Schnellladung von zehn auf 80 Prozent unter optimalen Bedingungen in 30 Minuten.
Das Modell verfügt über 400-Volt-Architektur und soll für einen Preis von 35.000 Dollar (rund 32.020 Euro) ab Mitte 2025 in Korea und Europa angeboten werden. Die Markteinführung in weiteren Märkten folgt im Jahr 2026. Gefertigt wird der PV5 in Korea. Eine Robotaxi-Variante mit dem Namen PV5-R soll je nach Regulatorik frühestens ab 2028 in Zusammenarbeit mit Rimac verfügbar sein. Der Kia PV5 stellt sich einer zunehmenden Anzahl von Mitbewerbern wie dem Ford E-Transit, dem Mercedes-Benz E-Vito und dem VW ID.Buzz Cargo.
Nach dem PV5 folgen weitere PBV-Modelle
Kia plant in Zukunft auf Basis der eigenen "Platform Beyond Vehicle" (PBV) mehrere Vans zu produzieren. Neben dem PV5 als Bus und Transporter mit Hochdach sollen auch ein PV7 und ein PV1 auf den Markt kommen. Dank der "Easy-Swap"-Technologie können Nutzer das Fahrzeugchassis an verschiedene Anforderungen anpassen. Diese flexible "e-CCPM"-Architektur (Electric Complete Chassis Platform Module) bietet austauschbare Camper-, Taxi- und Fahrerhaus-Chassis-Konfigurationen hinter einem festen Cockpit. Diese Aufbauten lassen sich mittels elektromagnetischer und mechanischer Kupplungstechnologie verbinden. Kia sieht Anwendungsmöglichkeiten beispielsweise als Taxi am Tag und als Lieferwagen in der Nacht. Die modulare Konstruktion der Plattform, bestehend aus hochfestem Stahlrohr und Polymeren, soll die Anzahl der Bauteile um 55 Prozent reduzieren und dennoch die Eigenschaften des Fahrgestells beibehalten.
Das Projekt wird in drei Phasen hochgefahren: Phase 1 startet mit der Einführung des Kia PV5 als vielseitiges Elektrofahrzeug, das auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt ist. In Phase 2, ab 2027 bis 2032, möchte Kia die Palette der PBV-Modelle vervollständigen und KI-basierte Plattformen entwickeln. Phase 3, ab 2032, soll die PBV frei an die Wünsche der Kunden anpassbar machen. Die Fahrzeuge werden zudem über die V2X-Funktion verfügen, die bidirektionales Laden ermöglicht. Wechselkabinen sollen bereits ab 2026 erscheinen.