Das hat ein bisschen gedauert: Schon 2022 hatte Jeep mit einer Studie einen ersten Ausblick auf ein neues Strom-Flaggschiff der Marke gegeben, zwei Jahre später wurd mit der offiziellen Weltpremiere des Serienmodells Vollzug gemeldet. Er soll mit Leistungsfähigkeit und Ausstattungsfeatures den Spitzenplatz im Markenangebot einnehmen. Der Wagoneer S fuhr in der zweiten Jahreshälfte 2024 in den USA vor, allerdings nur in Form einer Handvoll ausgelieferter "Launch Edition"-Exemplare. Seit Februar 2025 ist der vollelektrische Jeep in einer günstigeren "Limited"-Version bestellbar, die Preise haben wir am Ende dieses Beitrags zusammengefasst.
Spoiler statt Bodenfreiheit
Das Serienmodell des Wagoneer S hält weitgehend am Styling des zwei Jahre zuvor gezeigten Konzepts fest. Augenscheinlichste Änderung gegenüber dem 2022er-Konzept sind die akzentuierter gestaltete Fronthaube und die seitlichen Lufteinlässe in der Schürze. Dafür bleibt es bei der sehr niedrigen Interpretation des markentypischen "Seven-Slot-Grills" und der über die gesamte Front geführten LED-Leiste. Das Heck mit der durchgehenden LED-Leuchtleiste wird von einem außergewöhnlichen freistehenden Dachspoiler dominiert, unter dem sich die Karosserielinie leicht Coupé-artig absenkt.
So richtig Jeep-like ist das Gesamtkonstrukt nicht, alleine schon die geringe Bodenfreiheit hebt den Wagoneer S von seinen geländegängigen Vorfahren ab. Bis auf den Namen ähnelt der Wagoneer S dem riesigen und etwas grobschlächtig auftretenden Verbrenner-Wagoneer, der auf dem Ram 1500 Pick-up basiert, in keinem Detail. Beim Wagoneer S handelt es sich um einen elegant gezeichneten Luxus-SUV mit sehr hoher Gürtellinie und niedrigen Fenstern, an dem eigentlich nichts an ein anderes Jeep-Modell erinnert.
Die Innenraumbilder zeigen gleich vier Bildschirme im Cockpit. Neben dem Instrumenten-Display und dem Zentralbildschirm für die Steuerung der Fahrzeug- und Multimedia-Funktionen bekommen Beifahrer ein eigenes Medien-Display, um Musik und Videos abzuspielen. Der vierte Screen dient zur Steuerung der Klimatisierung, zu sehen ist hier auch das Bedienfeld für die Massagefunktion der Vordersitze. Die Fahrstufenwahl geschieht über einen runden Drehregler; darunter liegt der Schalter für verschiedene Fahrprogramme.
Kleiner als der Grand Cherokee
Die Abmessungen des neuen Wagoneer S prädestinieren ihn vielmehr für den Weltmarkt als nur für die "bigger is better"-Fans in den USA. Er baut sogar kompakter als der Jeep Grand Cherokee, mit rund 4,9 Meter Länge und lediglich 1,65 Meter Höhe ist er weit von den Fullsize-SUV der amerikanischen Stellantis-Marken entfernt. Das und zahlreiche Aerodynamik-Kniffe bringen dafür einen sehr niedrigen cW-Wert, den Jeep mit 0,29 angibt.
Nach dem Avenger ist der Jeep Wagoneer S das zweite Modell der Marke mit rein elektrischem Antrieb. Bei den Leistungsdaten wird es Jeep den Kunden leicht machen, von den bisherigen PS-Monstern der Marke mit dem Kompressor-V8 Abschied zu nehmen. Die beiden Elektromotoren (einer pro Achse) bringen es auf eine Systemleistung von 447 kW/608 PS, jeder für sich alleine leistet maximal 250 kW/340 PS. Die vordere Elektromaschine wird nur bei Bedarf (hoher Leistungsabruf oder bei zusätzlichem Traktionsbedarf) zugeschaltet, im Alltagsbetrieb ist sie aus dem Geschehen ausgeklinkt, um die Effizienz zu verbessern. Die Maschinen integrieren Motor, Getriebe und Leistungselektronik in einem Gehäuse.
Der Jeep Wagnoeer S basiert auf der neuen Stellantis-Plattform STLA Large (siehe Video oben). Diese Plattform ist für Fahrzeuglängen bis zu 5,16 Meter ausgelegt und soll mit Batteriepaketen von maximal 118 kWh Kapazität bestückt werden. Die modulare Bauweise soll durch möglichen Allradantrieb, offroadtaugliche Radaufhängung und die maximale Reifengröße von 33 Zoll ausdrücklich auch für große SUV geeignet sein.
Das Batteriepaket im Wagoneer S ist recht nahe an der angekündigten Maximalkapazität der Plattform. Mit 100,5 kWh Speicherkapazität sollen laut Hersteller rund 480 Kilometer Reichweite bei vollem Akku möglich sein. Stellantis setzt dabei auf ein 400-Volt-System, was den Wagoneer im Hinblick auf die Ladezeiten gegenüber einigen Wettbewerbern mit 800-Volt-Technik benachteiligen dürfte.
Mit 400-Volt-System
Konkrete Angaben zur maximalen Ladestärke an Schnellladern gibt es noch keine, Jeep nennt lediglich Ladetempi: Demnach soll am Wechselstromanschluss mit 240 Volt in 6,8 Stunden ein Ladehub von fünf auf 80 Prozent erfolgen, am Schnelllader verspricht Jeep ein Ladetempo von 160 Kilometer in zehn Minuten, von 20 auf 80 Prozent in 23 Minuten.
Angesichts der Leistungswerte sind die Fahrleistungen natürlich spektakulär. Für den Sprint aus dem Stand auf 96 km/h (0-60 mph) sollen 3,4 Sekunden genügen. Beachtlich: Jeep gibt den Wagoneer S bis zu einem Maximaltempo von 200 km/h frei. Im Video unter diesem Absatz zeigt Jeep die Performance im Vergleich zu einem Tesla Model Y.
Marktstart und Preis
In den USA lief die Produktion des Jeep Wagoneer S in 2024 mit der Launch Edition an. Auslieferungen im größeren Stil sind mit dem im Februar erfolgten Bestellstart des Wagoneer S Limited für die erste Jahreshälfte 2025 geplant. Die restlichen Weltmärkte folgen 2025, darunter auch Europa. Zu den Preisen sind aktuell natürlich nur Spekulationen möglich. Angesichts der Leistungsdaten und dem aktuellen Tarif-Gefüge der Marke dürfen wir uns in Europa wohl auf mindestens 90.000 Euro einstellen. In den USA gibt es dagegen bereits Tarife. Die Launch-Edidtion schob Jeep zum Jahresende 2024 für 71.995 Dollar ins Schaufenster, inklusive Überführung und wie in den USA üblich ohne Mehrwertsteuer. Das entspricht aktuell umgerechnet rund 69.400 Euro. 5.000 Dollar günstiger fährt künftig, wer den Wagoneer S als Limited bestellt. Dann liegt der Nettopreis bei 66.995 Dollar, was ungefähr 64.400 Euro entspricht.