- Design
- Innenraum mit "Toot"
- Motoren von BMW – Getriebe von ZF – Fahrwerk von Carraro
- Marktstart und Händler
- Ineos Grenadier: Das sind die Preise
Ineos Automotive, ein Ableger eines britischen Chemie-Konzerns, lässt den Grenadier in Frankreich bauen. Dafür hat das Unternehmen das Smart-Werk in Hambach übernommen. Die Entwicklung zum Serienfahrzeug erfolgte bei Magna in Graz. Nach dem Start der Serienproduktion gibt es Informationen zum Preis und Vertrieb des rustikalen Geländegängers, den Ineos mit zwei Sechszylindern von BMW ausrüstet.
Design
Obwohl das Design des Grenadier in zahlreichen Details, von der Kotflügelform über die "Schulterlinie" unterhalb der Seitenfenster bis hin zu den Türgriffen und den außenliegenden Scharnieren zahllose Details des alten Defender zitiert, ist Ineos bei einigen Dingen dennoch neue Wege gegangen. So sind statt der oberen kleinen Dachfenster im Original beim Ineos Grenadier mit gleicher Grundform kleine Relings versenkt verbaut, an denen sich Ausrüstungsgegenstände außen am Auto befestigen lassen.

Auch bei der Hecktür ging Ineos eigene Wege: Sie ist zweigeteilt, das Ersatzrad an der längeren, rechts angeschlagenen Tür befestigt. So lässt sich für den schnellen Zugriff in den Laderaum die linke kleinere Hecktür schnell und ohne viel Kraftaufwand öffnen und schließen. Ob es die integrierte Trittleiter zum Aufstieg auf das Dach in die Serie schafft, wird sich noch weisen müssen.
Klassisch bleibt es beim Gesamt-Layout des Modells. Glatte Flächen, klare Kanten, kurze Überhänge, hoher Aufbau mit großen Fenstern. Praktisch, übersichtlich und zweckmäßig.
Innenraum mit "Toot"
Schon im Sommer 2021 hatte Ineos einen Blick in den Innenraum des Grenadier zugelassen. In Anlehnung an das Karosseriedesign hat das Unternehmen das Cockpit und den Innenraum auf Praxistauglich- und Langlebigkeit ausgelegt. Zu sehen ist ein kantiges Interieur, das von einer extrem breiten und hoch aufragenden Mittelkonsole dominiert wird.

Für die Planung des Interieurs hat man sich sogar in Sachen Ergonomie von modernen Flugzeugen, Booten und Traktoren inspirieren lassen. So sind alle Kippschalter und Drehregler in der Mittelkonsole klar beschriftet und mit gehörigem Abstand positioniert. Dadurch lassen sie sich auch mit Handschuhen bequem bedienen. Weitere Schalter für Zubehör wie Seilwinden oder Arbeitsleuchten sind bereits verbaut und verkabelt. On top des Schalter- und Knöpfchenturms tront der 12,3 Zoll großen Touchscreen, für das Infotainmentsystem, das Fahrer auch über einen Drehregler in der Mittelkonsole bedienen können. Apple Car-Play und Android Auto sind ebenfalls verfügbar, darüber hinaus lassen sich mit dem Pfadfinder-Navigationssystem Routen abseits befestigter Straßen oder Wege anhand von Wegpunkten programmieren, verfolgen und aufzeichnen. In der Mittelkonsole gibt es außerdem noch ein abschließbares Fach für Wertsachen.
Zwischen Fahrer und Beifahrer hat Ineos den von BMW bekannten Fahrstufen-Wähler, die Schaltung für das Untersetzunggetriebe sowie die Handbremse untergebracht. Der Fahrer greift in ein Zweispeichenlenkrad, das ein wenig an das Volant des Smart Fortwo erinnert. Über die linken Lenkradtasten lassen sich Tempomat und Telefon steuern, rechts sind Lautstärkeregelung sowie Sender-Lauf steuerbar. Eine Besonderheit ist der rote "Toot"-Knopf mit Fahrradsymbol. Der soll statt der regulären Hupe (Bedienung wie gewohnt im Pralltopf) Fahrradfahrer mit einem "freundlichen" Signalton auf das Fahrzeug aufmerksam machen.

Da der Grenadier für den Einsatz auf Abwegen konzipiert ist, hat Ineos strapazierfähige Oberflächen verbaut, ein Ablassstopfen im gummierten Boden erlaubt es, den Innenraum mit Wasser auszuspritzen. Auch die Recaro-Sitze sind wasser- und fleckabweisend und sollen den Passagieren Halt und Komfort bieten. Unter dem Rücksitz befindet sich außerdem ein Trockenlagerungsfach. Übrigens, wer nicht vorhat, Dreck und Schmutz in seinen Grenadier zu tragen, für den gibt es noch Teppiche und Lederpolster.
Motoren von BMW – Getriebe von ZF – Fahrwerk von Carraro
Unter der Haube des Ineos Grenadier arbeiten Motoren aus dem Hause BMW. Die Reihensechszylinder mit drei Liter Hubraum kommen als Diesel auf 249 PS und 550 Nm Drehmoment, das Benziner-Pendant ist 285 PS stark und erreicht 450 Nm maximales Drehmoment.
Die Verbindung zum speziell für den Grenadier entwickelten Verteilergetriebe (permanenter Allradantrieb, Geländeuntersetzung zuschaltbar, zentrale Differenzialsperre) übernimmt bei beiden Varianten eine Achtgang-Wandlerautomatik von ZF.

Sehr speziell für ein Zivilfahrzeug: Vorn und hinten sind beim Ineos Grenadier Starrachsen verbaut. Die Entwicklungsmannschaft entschied sich für den italienischen Zulieferer Carraro. Der ist eigentlich vor allem bei Achsen und Getrieben für Nutzfahrzeuge und Ackerschlepper eine Branchengröße. Das sieht man den Grenadier-Achsen an, deren enorm großes Differenzialgehäuse verdeutlicht, welchen Wert Ineos auf Haltbarkeit legt.
Marktstart und Händler
Corona-bedingt ging der Ineos Grenadier statt, wie ursprünglich geplant, im Sommer 2021 erst im Oktober 2022 in die Serien-Produktion in Hambach. Seit Ende 2021 waren Vorreservierungen möglich. Gegen eine (rückzahlfähige) Anzahlung von 450 Euro konnten sich Interessenten einen Platz unter den ersten zu beliefernden Kunden sichern. Insgesamt wollte Ineos im laufenden Jahr 2022 noch 5.000 Fahrzeuge produzieren, von denen 1.000 Stück für den deutschen Markt reserviert wurden. Ab 2023 soll die Produktion jetzt auf 30- bis 40.000 Einheiten/Jahr gesteigert werden.

Als neuer Hersteller setzt Ineos auf ein modernes Vertriebssystem, das sich vom klassischen Handelskonzept der etablierten Marken unterscheidet. An aktuell rund 15 Standorten (perspektivisch sollen es 40 werden) im Bundesgebiet sind Vertriebspartner zu finden, welche den Grenadier in einem sogenannten Agentenmodell zum Kunden bringen. Verkauft wird der Grenadier online direkt über Ineos, die Stützpunkte kümmern sich um Präsentation, Probefahrten und Auslieferung und erhalten dadurch eine fixe Provision. Vorteil für die Händler: Sie müssen nicht auf eigene Kosten eine Neufahrzeug-Flotte bereithalten. Vorteil für Ineos: Durch den Zentralvertrieb lässt sich der Verkaufspreis deutschlandweit steuern.
Für Wartung und Instandhaltung der ausgelieferten Fahrzeuge hat sich Ineos mit Bosch Car Service zusammengetan, sodass bundesweit flächendeckend qualifizierte Werkstätten für den neuen Geländewagen bereitstehen. Dort können alle Reparaturen, aber auch die garantieerhaltenden Servicearbeiten durchgeführt werden. Stichwort Garantie: Fünf Jahre lang wird Ineos für Defekte am Grenadier geradestehen. Dazu soll es ein markeneigenes Pannenhilfeangebot sowie mobile Einsatzteams geben, die bei ungewöhnlichen Problemen binnen 24 Stunden am Fahrzeug sind. Auch für die Teilelieferung soll ein 24-Stunden-Fenster garantiert werden.

Absolut ungewöhnlich, aber passend zum erfrischenden Ansatz bei Ineos: Alle Kunden werden Zugriff auf ein Online-Werkstatthandbuch mit 3D-Teilekatalog bekommen. So können bei Defekten – Internet-Zugang vorausgesetzt – von jeder Ecke der Welt aus die passenden Teile identifiziert und ihre Montage studiert werden. Ein Angebot, das speziell die Globetrotter unter den Kunden sehr schätzen werden.
Ineos Grenadier: Das sind die Preise
Ineos hat Ende April 2022 erstmals finalen Preise genannt. Vor dem eigentlichen Marktstart wurden diese aber nochmals angehoben. Der Einstieg liegt bei 65.890 Euro, dafür gibt es die zweisitzige Cargo-Variante "Utility Wagon" mit praxistauglicher Ausstattung. Als Fünfsitzer liegt der Grenadier dann bei 67.390 Euro. Über dem Basismodell liegen die beiden thematisch unterschiedlich aufgestellten Varianten "Station Wagon" (ab 75.230 Euro) als Modell Fieldmaster und Trialmaster.
Der Fieldmaster soll Käufer mit höherem Komfortbedarf ansprechen und ist daher eher in Richtung Luxus ausstaffiert. So sind dort die Ledersitze mit Heizung, Leichtmetallräder, die hinteren "Safari-Fenster" im Dach sowie Teppiche serienmäßig. Der Trialmaster wiederum ist die Variante für häufige Offroadeinsätze. Entsprechend verfügt er unter anderem serienmäßig über Differentialsperren an beiden Achsen, Geländereifen auf Stahlrädern und die außen liegende "Utensilienleiste" zum Befestigen von Zubehör. Die einzelnen Paketinhalte der beiden Station-Wagon-Modelle lassen sich wahlweise auch für den günstigeren Utility Wagon ordern. Für welchen Antrieb man sich entscheidet, ist dabei einerlei: Benziner und Diesel kosten in allen Varianten dasselbe.
Mit diesem Tarif ist man natürlich weit entfernt von den ursprünglich in den Raum gestellten rund 40.000 Euro. Ursprünglich hatte Ineos-Chef James Ratcliffe in Aussicht gestellt, dass die Preise des Land Rover Defender Classic die Orientierungslinie seien, der kostete zuletzt rund 38.000 Euro als Station Wagon SE. Auch spätere Richtungsangaben, die Tarife würden sich auf dem Level eines gut ausgestatteten Pick-up bewegen, sind damit gerissen. Stattdessen sortiert sich der Grenadier nun oberhalb des Toyota Land Cruiser (Fünftürer-Basis ab 53.740 Euro) ein.