Keine Atempause, es geht voran: so oder ähnlich könnte es durch die Werkshallen bei Hyundai schallen. Die Koreaner bauen ihre Ioniq-Reihe konsequent aus, wollen bis 2030 insgesamt 23 neue Modelle. Ab Mai 2025 kommt erst einmal der Hyundai Ioniq 9 zu uns. Ein besonders geräumiger und variabler E-SUV, eher in der Tradition einer Großraumlimousine aka Familienvan, denn eines Geländewagen-Ablegers. Allein schon wegen der drehbaren Sitze in Reihe zwei, ebenso kuschelig flachzulegen samt Beinauflagen sowie verbesserter Massagefunktion wie die zwei in der ersten Reihe. Die neue Dynamic Touch Function" soll Druck und Vibration nutzen, um den Blutkreislauf anzuregen und Ermüdung zu verhindern. So darf ein Trip im großen Hyundai auch gern mal gern länger dauern.
Großer Akku, drei Antriebsvarianten
Zum einen wegen des wohnlichen Innenraumes samt der bequemen Sitze und des räkelfreudigen Platzangebotes bei 3,13 Meter Radstand plus flachem Boden, zum anderen wegen der Drehfunktion der beiden Plätze in Reihe zwei, mit denen sich eine lustige Runde konfigurieren lässt – wenn auch nur im Stand. Wobei der Hyundai Ioniq 9 mit einer Akkuladung nach WLTP immerhin bis zu 620 Kilometer weit kommt.

Der wohnliche Innenraum ist auch für längere Trips bestens ausgerüstet.
Der gut geschützt im Wagenboden der E-GMP-Plattform residierende Lithium-Ionen-Akku fasst 110 kWh und versorgt drei unterschiedliche Antriebsvarianten: Long Range RWD mit 160 kW starkem Heckantrieb, Long Range AWD mit Allradantrieb und 160 kW hinten sowie 70 vorn oder einen Allradantrieb mit 160 kW vorn und hinten, dem 436 PS starken Performance AWD.
Sorgfältige Dämmung, gute Aero
Wenn letzterer voll durchzieht, könnte es den Gästen beim Nullhundert-Sprint in 5,2 Sekunden blümerant werden. Die Basis lässt es mit 9,4 Sekunden ruhiger angehen. Komfortabel und leise sollte es immer bleiben dank aufwendiger Geräuschdämmung, die von speziellen Reifen über strukturelle Karosseriesteifigkeit zum Dämpfen niedriger Frequenzen bis hin zur aktiven Noise Cancellation (ANC-R) reicht.
Der Antrieb ist gekapselt, das Glas speziell laminiert, die Dichtungen dreifach und die A-Säule verstärkt. Zudem ist die Karosserie insgesamt windschlüpfig gestaltet (cW-Wert: 0,26 mit Bildschirmspiegeln, 0,27 mit konventionellen), was die Windgeräusche an sich reduziert. Statt außen liegenden Antennen sind diese an drei Stellen in die Karosserie integriert. Auch der 3D-strömungsoptimierte Unterboden sowie gesteuerte Luftklappen reduzieren den Widerstand.
Ladepower mit 800 Volt
Nicht reduziert: die Ladepower von maximal 240 kW dank 800-Volt-Technik. So steigt der SOC am 350 kW-Lader in 24 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Zudem kann der Hyundai Ioniq 9 auch andere mit Strom versorgen (Vehicle to Load). Seine Insassen versorgt er jedenfalls aufs Feinste, unter anderem mit einer verschiebbaren Konsole namens Universal Island 2.0 sowie nachhaltigen Materialien wie Öko-Leder, Bio-Wolle oder Stoffe aus recyceltem Kunststoff. Die Klimaanlage lässt sich separat nur im Fond aktivieren, was bei längeren Standzeiten Energie spart. Fahrer und Beifahrer blicken auf ein Curved Display mit zwei Bildschirmen und fein aufgelösten Darstellungen.
Weitere Features lassen sich auf Wunsch hinzubuchen und "over-the-air" laden. Schlanke Lüftungsdüsen, Ambientelicht und die Hyundai-typischen Matrix-Pixel-LED sind ebenso Serie wie die eingängige Bedienung, die noch auf reichlich physische Tasten und Regler sowie klar beschriftete Touchfelder setzt.
Anhänger? Gern, bis 2,5 Tonnen
Ebenso erfreulich: unterschiedliche Soundsysteme mit bis zu 14 Lautsprechern und das volle Assistenzprogramm von Ausstiegswarnung über Totwinkelwarner bis Querverkehrswarner. Gepäck? Hat Platz im regulären Kofferraum von 620 bis 1.323 Litern sowie unter der vorderen Haube mit 52 respektive 88 Litern je nach Antriebsversion. Apropos Antrieb: der erkennt selbstständig Anhängerbetrieb (bis 2,5 Tonnen) und passt die Ladeplanung entsprechend an.
Erste Fahrt im Hyundai Ioniq 9
Und wie fährt der 5,06 Meter lange Elektro-SUV? Konsequent entspannt. Die zart distanzierte Lenkung führt den Hyundai Ioniq 9 ausreichend präzise durch Kurven und stabil über Geraden. Speziell auf langen Autobahnetappen lernt man die Spurtstabilität und Ausgeglichenheit zu schätzen. Ausgeglichenheit bedeutet nicht, dass er sich um die Mittellage indifferent anfühlen würde. Das passt soweit, ebenso das Pedalgefühl der Bremse. Auch dieses bleibt auf der entspannten Seite, zudem bietet der große Hyundai unterschiedliche Rekuperationsstufen von freiem Rollen bis annähernd One Pedal Drive.
Wer das rechte Pedal bei der von uns gefahrenen Top-Version mit zwei Motoren und 435 PS voll durchdrückt, erntet hingegen eine vehemente Beschleunigung, die sich nach den versprochenen 5,2 Sekunden auf 100 anfühlt. Sehr angenehm: Das niedrige Innengeräuschniveau an Bord. Hier zahlen sich die Maßnahmen von ausgefeilter Aerodynamik über isolierende Scheiben bis Noise Cancellation hörbar aus. Spürbar zahlen sich die bequemen Sitze aus, die selbst stundenlange Touren ohne Beschwerden ermöglichen. Und längere Touren ohne Laden sind dank der Kombination aus 110-kW-Akku und moderatem Verbrauch kein Thema. Selbst bei Temperaturen unter Null Grad sind weit über 400 Kilometer bis Richtung 500 Kilometer kein Problem. Auch das Laden klappt erfreulich fix. Lediglich das Ansprechen der konventionellen Federung (Stahlfedern, keine Adaptivdämpfer) könnte etwas flauschiger ausfallen.