Als Ford vor etwa dreieinhalb Jahren das Facelift seines Pick-up-Bestsellers F-150 präsentierte, war der Hersteller auf eine Neuerung besonders stolz: den Dreiliter-V6-Turbodiesel, genannt "Power Stroke". 253 PS und maximal 597 Newtonmeter stark, sollte der Selbstzünder beim F-150 des Modelljahres 2019 eine bärige Kraftentfaltung (vor allem beim Schleppen von Anhängern) mit niedrigen Verbrauchswerten kombinieren. Mit variabler Turbinengeometrie sowie ebensolchen Lufteinlässen, Visco-Lüfter und SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung für saubere Abgase ist der Antrieb – zumindest für US-Pickup-Verhältnisse – sogar ziemlich ausgeklügelt konstruiert.

Oder sollten wir besser schreiben: "war ausgeklügelt konstruiert"? Die Vergangenheitsform ist bald nötig, denn Ford entfernt den Power Stroke-Diesel aus dem Antriebs-Portfolio für den Ford F-150. Dieser befindet sich inzwischen in einer völlig neuen Generation und im Modelljahr 2021, aber der Dieselantrieb entspricht (beziehungsweise entsprach) weiterhin exakt dem aus dem Vorgänger bekannten Ursprungszustand. Wie die Amerikaner dem heimischen Fachblatt "Car and Driver" bestätigten, verschwindet der Selbstzünder bereits am Freitag, den 16. Juli, aus dem Angebot. Die Auslieferungen werden sich aber noch bis zum Jahresende hinziehen.
Zu große interne Konkurrenz
Einmal mehr zeigt sich: Wenn sie nicht in waschechten Lastwagen oder in den ganz dicken Super- und Heavy Duty-Pickups (der F-150 gehört zu den kleineren "Light Trucks") stecken, sind Dieselmotoren bei US-Autokäufern weiterhin unbeliebt. Auch beim F-150 hätten die Käuferinnen und Käufer "mit überwältigender Mehrheit" – so ein Ford-Sprecher bei "Car and Driver" – zu den V6-Benzinern gegriffen. Wobei diese zahlenmäßig im Vorteil sind: Mit dem 3,3-Liter-Saugmotor (294 PS und maximal 359 Newtonmeter), dem 2,7-Liter-Ecoboost-Turbo (330 PS und höchstens 542 Newtonmeter) und dem 3,5-Liter-Twin-Turbo aus dem Raptor (406 PS und bis zu 678 Newtonmeter) grub gleich ein komplettes Otto-Trio dem Diesel das Wasser ab. Und den Fünfliter-V8 gibt es ja auch noch.

Ford sieht aber nicht diesen 406 PS und maximal 556 Newtonmetern starken "Coyote"-Motor als prädestinierten Diesel-Ersatz, sondern den F-150 mit Hybridantrieb. Hier spannen das Raptor-Triebwerk und ein Elektromotor zusammen, was in Kombination ein 436 PS und höchstens 773 Newtonmeter starkes Power-Paket ergibt. Vor allem Letzteres dürfte den Hybriden zum Favoriten für den Anhänger-Einsatz machen. Zumal er mit einem kombinierten Normverbrauch von 9,4 (Hinterradantrieb) beziehungsweise 9,8 Litern (Allrad) den stets vierradgetriebenen Diesel (10,2 Liter) auch in dieser Hinsicht in die Schranken weist.
Die Diesel-Pickups der Konkurrenz
Wer künftig einen Light Truck mit Dieselmotor haben möchte, muss sich bei der Konkurrenz umsehen. Chevrolet bietet den Silverado 1500 mit dem 281 PS und maximal 624 Newtonmeter starken Dreiliter-Reihensechszylinder-Turbodiesel der Duramax-Familie an. Und auch den Ram 1500 gibt es mit Selbstzünder-Antrieb: Sein Dreiliter-V6-Turbodiesel leistet 264 PS und liefert ein höchstmögliches Drehmoment von 651 Newtonmetern.