Der neue Shelby GT500, der Mustang schlechthin, kommt nicht nach Europa. Da müssen Fans und Interessenten erst einmal schlucken, war aber nicht anders zu erwarten. Das stärkste Auto der Firmengeschichte reitet überwiegend dort, wo es gebaut wird: in Amerika, im Flat Rock Assembly Plant in Michigan.
Etwa 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, aber bei 290 km/h ist Schluss
Bislang ist der Shelby GT350 der stärkste Mustang der sechsten Generation mit 533 PS und 582 Newtonmetern. Ab Herbst 2019 wird das Pony Car auf der Straße, dem Drag-Strip und der Rennstrecke von seinem stärkeren Bruder überholt.
Der GT350 holt seine Leistung aus einem freisaugenden 5,2-Liter-V8-Motor mit Flat-Plane-Kurbelwelle. Der Hubzapfenversatz beträgt hier 180 Grad, was den Motor zwar unruhiger laufen lässt, dafür aber Vorteile bei Ansprechverhalten und Drehzahl verspricht. Bauart, Hubraum und Zylinderanzahl bleiben im GT500 gleich. Allerdings bläst den handgebauten Achtzylinder ein 2,65-Liter-Roots-Verdichter auf. Die Gerüchte über einen Wechsel auf Turboaufladung sind damit vom Tisch.
Der Kompressor steigert die Leistung auf offiziell 771 PS. Das maximale Drehmoment wird final mit 847 Nm angegeben. Der Shelby GT500 überragt damit selbst den Supersportwagen Ford GT mit dessen 656 PS deutlich. Und er hat doppelt so viel Leistung unter der Haube wie der erste Shelby GT500 von 1967.

Den V8-Kompressor mit Aluminium-Block hängt Ford nicht an einen Sechsganghandschalter oder ein 10-Gang-Automatikgetriebe, sondern an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, wie es auch im GT verbaut ist. Die Kardanwelle ist eine Karbonkonstruktion und leitet das Antriebsmoment an ein Sperrdifferenzial weiter. Der Doppelkuppler soll die Schaltstufen im Sportmodus in 80 Millisekunden wechseln, und so die Sprintfähigkeiten des Shelby GT500 verbessern. Ford spricht von 0-100-Werten im mittleren 3-Sekunden-Bereich. Die Viertelmeile (402,34 Meter) soll das Muscle Car mit Launch Control in unter 11 Sekunden meistern. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit darf der neue GT500 keine neue Bestmarke setzen, denn Ford limitiert das Power-Pony auf 290 km/h. Der Vorgänger durfte noch ungehemmt weit über 300 km/h schnell laufen.

Zwei Pakete für GT500
Den Über-Mustang stoppt die größte Bremsanlage, die es in einem Sportcoupé auf dem amerikanischen Markt überhaupt gibt. Sagt Ford. Sechs Kolben-Bremssättel beißen sich in eine zweiteilige Bremsscheibe mit einem Durchmesser von 420 Millimeter an der Vorderachse. Die Bremsanlage sitzt hinter 20 Zoll großen Rädern. Die Felgen sind im Shelby GT500 mit Carbon-Track-Paket aus Kohlefaser hergestellt.
Es ist das radikalere der beiden angebotenen Handling-Pakete. Eines, das besonders gut für die Rennstrecke taugen soll, weil noch aerodynamischer. Ford zeichnet hier den vorderen Splitter an den Außenseiten radikaler, stellt einen GT4-Heckflügel auf den Kofferraumdeckel und steckt maßgeschneiderte Semi-Slicks vom Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 auf die Radträger. Die Franzosen haben Mischung und Lauffläche an das stark motorisierte Muscle Car angepasst. Außerdem sind die hinteren Walzen um ein halbes Zoll breiter (20x11,5 statt 20x11). Im Innenraum fliegen die Rücksitze raus. Die zivilere Version trägt eine Abrisskante, Gurney Flap, auf dem Heckdeckel. Sie rollt auf speziell angefertigten Reifen vom Typ Michelin Pilot Sport 4S. Beide Modellvarianten profitieren von Updates am Diffusor.

Auch ohne die Anbauteile grenzt sich der GT500 äußerlich vom GT350 und den sonstigen Mustang-Versionen sowieso ab. Die vorderen Radhäuser sind breiter. Der Kühlergrill baut höher und breiter. Wie es sich für einen Shelby gehört, schmückt eine aufrechte Cobra den Grill. Die Öffnungen in der Front seien doppelt so voluminös wie beim GT350, sagt Ford. Sechs Wärmetauscher im Motorraum sollen das Hitzemanagement verbessern, ebenso wie das 31x28 Zoll große Luftloch auf der muskulösen Motorhaube. Der Einsatz aus Aluminium lässt sich abnehmen, was zwei Vorteile mit sich bringt. Einerseits sieht man dadurch Teile des Motors besser. Andererseits entweicht die Hitze noch besser.
Fünf verschiedene Fahrmodi
Fords Performance-Abteilung überarbeitet das Chassis, schmeckt die elektronische Servolenkung neu ab, verbaut leichtere Drehfedern und passt die Geometrie der Aufhängungen an, damit der GT500 auch in Kurven bestens einfädelt und sie schnell abreitet. Der Shelby soll in der Querbeschleunigung neue Maßstäbe für Muscle Cars setzen. Das elektronisch einstellbare Fahrwerk Magne-Ride ist in der derzeit letzten Ausbaustufe an Bord.

Der Ford Mustang Shelby GT500 kennt fünf verschiedene Fahrmodi: Normal, Wetter, Sport, Track und Drag. Besonders für den Einsatz auf der Dragsterrennstrecke eignet sich die „line-lock“-Funktion, die es erlaubt, die Bremsen achsenunabhängig voneinander anzusteuern. Heißt: Wenn nur die vorderen Bremsen beißen, können die hinteren Räder durchdrehen. Da ist viel weißer Rauch garantiert. Den Burnout genießt der Fahrer auf Recaro-Sportsitzen. Teile des Armaturenträgers schmückt Ford mit Carbon.
Teurer als die Konkurrenz
Nun hat Ford auch den Preis des neuen Shelby GT500 bekanntgegeben. Er kostet mindestens 73.995 Dollar, was gut 65.000 Euro entspricht. Damit ist er fast 15.000 Dollar teurer als der Shelby GT350 und auch kostenintensiver als die direkte Konkurrenz Chevrolet Camaro ZL1 (62.000 Dollar) und Dodge Challenger Hellcat Redeye (71.945 Dollar). Doch der Shelby dürfte die meisten Kunden deutlich teurer zu stehen kommen, schließlich kosten Optionen wie das „Carbon Fiber Track Package“ (18.500 Dollar), das Handling-Package (1.500 Dollar) oder das Technologie-Paket (3.000 Dollar) ordentlich Extrageld.
Dennoch zahlen US-Kunden einen deutlich geringeren Preis als europäische Shelby GT500-Käufer, die ihr Auto über einen spezialisierten Importeur beziehen. Geiger Cars aus München beispielsweise hat bereits vor einiger Zeit zehn Exemplare des neuen GT500 vorbestellt. Der US-Car-Spezialist kann zwar noch keinen Preis nennen und weiß auch noch nicht genau, wann er die Autos erhält. Er geht aber davon aus, dass sich der Shelby bei etwa 100.000 Euro ansiedelt.