Der Ford F-150, jahrzehntelang das meistverkaufte Fahrzeug in den USA, verzeichnete in jüngster Zeit einen Rückgang der Verkaufszahlen. 2024 sanken die Verkäufe um rund fünf Prozent. Das klingt nach wenig, genügte aber, um eine spektakuläre Ära zu beenden. Ausgerechnet ein japanischer Kompakt-SUV, der Toyota RAV4, hat den König der USA nach 43 Jahren als US-Bestseller vom Thron gestoßen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
1. Grund: Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die US-Wirtschaft stand 2024 vor Herausforderungen wie Inflation und hohen Zinssätzen, die die Kaufkraft der Verbraucher minderten. Diese wirtschaftlichen Bedingungen beeinflussen die Fähigkeit der Verbraucher, teure Fahrzeuge wie den F-150 zu finanzieren. Gleichzeitig sank auch das Konsumklima in den USA überraschend deutlich. Übersetzt bedeutet das: Verbraucher halten sich mit teuren Anschaffungen zurück, weil sie eine negative Entwicklung ihrer finanziellen Möglichkeiten fürchten.
2. Grund: "Bigger is better" ist vorbei
Ein weiterer Faktor ist der Wandel bei den Vorlieben der US-Autokäufer. Wegen der hohen Fahrzeugpreise und steigender Zinssätze wenden sich immer mehr Käufer von großen Pick-ups ab und bevorzugen kleinere, kosteneffizientere Fahrzeuge. Modelle wie der Honda Civic und der Nissan Sentra verzeichneten 2024 in den USA erhebliche Verkaufszuwächse, während größere Fahrzeuge stagnierende oder rückläufige Verkaufszahlen aufwiesen. Dieser Trend wird durch die finanzielle Belastung der Verbraucher verstärkt, da die durchschnittlichen Verkaufspreise für Neuwagen in den USA inzwischen über 45.000 US-Dollar liegen und zusätzliche Kosten wie Versicherung und Reparaturen ebenfalls steigen. Hersteller wie Toyota und Honda, die weiterhin kleinere Modelle anbieten, profitieren von diesem Wandel.
3. Grund: Konkurrenz aus eigenem Haus
Die erwähnte Umorientierung der Verbraucher führt auch dazu, dass auf kleinere Pick-up-Modelle umgeschwenkt wurde. Treue Ford-Kunden finden dabei gleich zwei Alternativen im Programm der Marke. Der Verkauf des Ford Ranger stieg 2024 in den USA um fast 60 Prozent auf 51.591 Fahrzeuge. Rund 40 Prozent betrug der Zuwachs beim Ford Maverick, der sich im vergangenen Jahr 131.142 Mal verkaufte. Beide Fahrzeuge sind wohlgemerkt keine Kleinwagen, sondern durchaus stattliche Pick-ups, selbst der Maverick ist über fünf Meter lang. Und es gibt ihn mit sparsameren Antrieben.
4. Grund: Preiserhöhungen und Wettbewerbsdruck
Für das Modelljahr 2024 (siehe Bildergalerie) führte Ford Preiserhöhungen für den F-150 ein. Besonders drastisch stieg der Preis für das meistverkaufte Modell F-150 XLT. Der verteuerte sich um rund 14 Prozent von 41.940 Dollar im Jahr 2023 auf 47.620 Dollar im Jahr 2024. Das wollten offenbar etliche Käufer nicht mehr mitgehen, zumal der größte Wettbewerber zeitgleich die Preise senkte: Beim Chevrolet Silverado sank der Preis der meistverkauften Version LT um rund 2.000 auf 45.595 Dollar. Dass man bei Ford mit den Tarifen überreizt hat, haben die Verantwortlichen offenbar selbst bemerkt: 2025 wurde der Basispreis für den F-150 XLT auf 45.695 Dollar gesenkt.
5. Grund: Schwache Performance für elektrischen F-150
Vom F-150 Lightning hatte sich Ford viel versprochen. Doch die Elektroversion des meistverkauften Pick-ups der USA erweist sich bis heute als "Low-Performer". Hinzu kamen 2024 Qualitätsprobleme, im Februar 2024 setzte Ford die Auslieferung aller F-150 Lightning deshalb aus. Ab dem 15. November 2024 pausierte Ford die Produktion des F-150 Lightning dann für sechs Wochen, um Lagerbestände zu reduzieren und die Produktion an die tatsächliche Nachfrage anzupassen. Bereits im Dezember 2023 hatte Ford sein Produktionsziel für den F-150 Lightning für das Jahr 2024 um die Hälfte zurückgefahren. Ursprünglich waren 3.200 Einheiten pro Woche geplant, doch aufgrund der verhaltenen Nachfrage wurden die Ziele auf 1.600 Einheiten pro Woche angepasst. Gerade einmal 33.510 F-150 Lightning konnte Ford 2024 in den USA absetzen; selbst der Tesla Cybertruck (38.965 Verkäufe) lag darüber.