Eine schneller Trip in die Berge, ein Wochenende auf der Rennpiste oder der Camping-Urlaub mit dem Motorrad – es gibt viele Einsatzmöglichkeiten für die Citroën Biker Solution-Modelle. Und die neue Multi-Version, die auf ein intensives Brainstorming mit der Redaktion MOTORRAD zurückgeht und erneut mit dem Ausbauer Flexebu entwickelt wurde, zeigt sich dazu noch flexibler.
Als Basis dient erneut der Transporter Jumper in der Version L3H2 – sprich mit einer Gesamtlänge von sechs Metern und einem Radstand von 4,04 Metern. Das serienmäßige Aufstelldach schraubt die Höhe (geschlossen) auf 2,65 Meter. Die Breite liegt bei 2.05 Meter.
Der Innenraum des Multi, der im Gegensatz zum Classic, als Viersitzer zugelassen ist, bietet ein Schranksystem, das in gepolsterten Fächern zwei Helme sowie in ebenfalls maßgeschneiderten Fächern Motorradbekleidung und Stiefel aufnehmen kann. Weiteres Gepäck lässt sich in zusätzlichen Oberschränken und über der Fahrerkabine unterbringen.
Darüber hinaus verfügt der Citroën Jumper Biker Solution Multi dank seitlich umklappbarer Betten (60/40) und dem Aufstelldach inklusive Teleskopleiter, Lattenrost und Matratze über bis zu vier Schlafplätze. Die Thule-Markise, der Küchenblock mit Kompressor-Kühlschrank, Frisch- und Abwassertanks (je 20 Liter) sowie entnehmbarem einflammigem Gaskocher, die Motorradauffahrrampen, das Autark-System mit wartungsfreier Batterie und externem Stromanschluss sowie zahlreiche Detaillösungen garantieren einen hohen Freizeitwert.
Maximal zwei Motorräder
Für Motorrad-Transportaufgaben zeigt sich der Multi mit in den Boden integrierten, längs ausgerichteten Zurrschienen gerüstet. Mit zwei jeweils rund 30 Zentimeter breiten Auffahrschienen lassen sich Motorräder, Quads oder andere rollbare Güter leicht einladen. Bei Bedarf unterstützt eine unter dem Führerhaus verbaute elektrische Seilwinde mit Fernbedienung. Im Fahrzeug werden Motorräder dann auf klassischen, frei positionierbaren Vorderradwippen fixiert und im Anschluss mit Gurten an den Fahrzeugeigenen oder ins Schienensystem eingehakten Zurrpunkten vertäut. Bei geschickter Paarung lassen sich zwei Bikes unterbringen. Fallen die Abmessungen üppiger aus, reicht der Platz nur für eine Maschine.
Wer allerdings den ebenen Laderaum für den Motorradtransport nutzt, muss auf die optionalen Sitze für Passagier drei und vier verzichten. Die lassen sich im Schienensystem nur platzieren, wenn der Laderaum frei ist. Die soliden Alu-Laderampen lassen sich praktisch links und rechts in Fächern an den Seitenwänden verstauen.
Von der Sitzecke zum Transporter
Ist der Laderaum wieder leer, so lässt sich hier mit dem Tischelement und einem heruntergeklappten Bettteil eine kleine Sitzecke einrichten. Sind die Zusatzeinzelsitze ebenfalls mit an Bord, so lassen sich diese ebenfalls integrieren.
Als weitere Option lassen sich im Multi, wie auch schon im Classic, sämtliche Möbel ausbauen. Der Küchenblock ist am Boden verschraubt, alle Schränke und Bettelemente sind nur per Schnellverschluss an ein Schienensystem gehängt. Mit etwas Übung schaffen zwei Personen die Räumaktion in knapp 30 Minuten. Dann kann der Jumper als herkömmlicher Transporter genutzt werden. Die Nutzlast mit voller Möblierung liegt übrigens bei rund 800 Kilogramm.
Eine Farbe, ein Motor, ein Preis
Zur Serienausstattung des Basisfahrzeugs zählen unter anderem ein Farbnavigationssystem, ein Audiosystem mit digitalem Radioempfang DAB und CD/MP3-Player, Touchscreen, Lenkradfernbedienung und Bluetooth sowie ein Video-Einparksystem mit akustischer Einparkhilfe hinten. Für zusätzliche Sicherheit sorgen der Bergabfahrassistent, der Berganfahrassistent und die intelligente Traktionskontrolle. Einzig verfügbarer Motor ist ein 165 PS starker 2,2-Liter-Turbodiesel, der mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe und Frontantrieb kombiniert wird. Der Selbstzünder ist nach der neuen Euro 6d-Temp-Abgasnorm für Nutzfahrzeuge eingestuft.
Einzig verfügbare Farbvariante für die Biker Solution-Modelle ist die Metallic-Lackierung in Aluminium-Grau außen und das Dekordesign in Carbon-Optik im Innenraum. Ab sofort Serie, aber noch nicht auf den Bildern zu sehen, sind in die Hecktüren integrierte, abgedunkelte Fenster. Bestellbar sind die neuen Citroën Biker Solution-Modelle ab sofort. Ausgeliefert wird ab November. Der Grundpreis bei beiden Versionen liegt bei 51.100 Euro, allerdings nutzfahrzeugtypisch plus Steuern. Eine Aufpreisliste gibt es nicht. Im ersten Jahr konnte Citroën rund 60 Biker Solution absetzen, für die Zukunft rechnet der Hersteller mit 120 bis 150 Einheiten jährlich.
Citroën Biker Solution Multi im Praxistest
Generell geht es im Biker Solution eng zu. Für Menschen und Motorräder. Die links und rechts an den Klappbettunterseiten montierten Staufächer für die Auffahrrampen reduzieren die Ladebreite gegenüber der Version Classic auf nur noch knapp 1,40 Meter. Sollen zwei Bikes mit auf die Reise, müssen die geschickt miteinander kombiniert werden. Zwei Großenduros gehen nicht, zwei schlanke Naked Bikes dagegen schon. Aber auch die müssen sich im Multi eng aneinander kuscheln.
Das Verladen an sich ist mit den breiten Rampen ein Kinderspiel, die Einfahrt in die Vorderradwippen dagegen knifflig. Da die nicht am Boden fixiert werden können, verrutschen sie gerne statt zuzuschnappen. Stehen beide Maschinen, sorgen fehlende Zurrpunkte im Bereich zwischen den Motorrädern für Kopfzerbrechen. Variable Nutensteine mit Ösen für die Zurrschienen sind im Citroën-Repertoire nicht vorgesehen. Bleibt nur die Maschinen außen an den vorhandenen Ösen und mittig gegeneinander zu verspannen. Eine Lösung, die nicht zu empfehlen ist. Damit qualifiziert sich der Multi unterm Strich leider nur für den Ein-Bike-Transport.
Fährt einfach und flott
Aber wir haben nicht nur ein- und ausgeladen, wir sind auch gefahren. Der Biker Solution fährt sich wie ein Pkw, die Abmessungen erfordern aber wie bei dieser Fahrzeugklasse üblich etwas Eingewöhnung. Wenig hilfreich ist dabei die durch die tief angesetzte Windschutzscheibe eingeschränkte Übersicht. Schmale Landstraßen werden noch schmaler, enge Kurven wollen großzügiger genommen werden, wenn die Hinterachse nicht durchs Grün oder über Gehwegkanten pflügen soll. Mit dem 165-PS-Selbstzünder ist man ausreichend motorisiert. Über Land kann man locker im Verkehr mitschwimmen, auf der Autobahn sind Reisegeschwindigkeiten von 140 km/h kein Problem, das Geräuschniveau bleibt dabei in erträglichem Rahmen. Auch die meisten Steigungen nimmt der Diesel mit der Macht des Drehmoments und ohne Gangwechsel. Was fehlt ist ein Innenspiegel um die Ladung zu überwachen.