Die blumige Marketing-Geschichte rund um das Treffen von Bugatti Chiron und Dassault Rafale Marine ersparen wir Ihnen und uns. Stattdessen schauen wir auf die harten Fakten der ungleich scheinenden Duellanten. Der Chiron geht mit der bekannten Performance an den Start: Achtliter-W16, 1.500 PS und 1.600 Newtonmeter. Da ist es doch nur fair, wenn sich so ein Kraftprotz mal einen Gegner aus einer höheren Gewichtsklasse sucht.
Vmax 1.975 km/h
Bei einem Jet wirken derlei Leistungsangaben schon deutlich natürlicher. Die Dassault Rafale Marine ("Marine" bezeichnet die einsitzige Ausführung für die französische Marine) braucht für ihr Gewicht von etwas mehr als zehn Tonnen freilich ein kleines Power-Plus. 58.550 Newton Schub entsprechen bei einer Spitzengeschwindigkeit von 1.975 km/h (1,6 Mach) umgerechnet 43.671 PS. Zudem kann die Maschine nicht nur von Land, sondern auch von einem Flugzeugträger aus starten. Was Auto und Flugzeug eint, sind der großzügige Einsatz von Leichtbau-Materialien wie Karbon und Aluminium und Bereifung aus dem Hause Michelin. Wie Bugatti speziell diesen limitierten Sportwagen noch enger mit der Luftfahrt verknüpft, erfahren Sie weiter unten im Artikel.
Nach 2,4 Sekunden reißt der Chiron Sport Les Légendes Du Ciel die 100-km/h-Marke, nach 32,6 Sekunden ist die 400 fällig. Zu diesem Zeitpunkt ist die Rafale Marine längst in der Luft, denn bereits bei 260 km/h verliert sie den Bodenkontakt. Eine Geschwindigkeit, die schon nach 450 Metern erreicht ist.

Auch in Sachen Bremsperformance geht der Stich an den Jet – doch wenn man die Zahlen sieht, möchte man nicht mit dem Piloten tauschen. Mit 280 km/h wird die Landebahn angeflogen und schon nach 150 Metern steht die Rafale – allerdings mit Fangseil an Deck des Flugzeugträgers. Ein Gefühl, als würde man gegen eine Wand fahren. Bei einer Vollbremsung aus 300 km/h steht der Bugatti Chiron nach 247 Metern – durchaus auch beeindruckend. Dennoch: Die Annäherung an das Luftfahrt-Thema gelingt dem Sondermodell des Bugatti Chiron mehr über die Gestaltung als über die nackten Zahlen.
Fliegerlook und Tricolore
Die Idee an sich ist freilich nicht neu. Etliche Sportwagen schlagen als Sonderedition den Bogen zu Jets, Flugzeugen und Luftfahrt allgemein. Bugatti steigt mit ein, und legt den Chiron Sport "Les Légendes du Ciel" auf (Dt. "Legenden des Himmels"). Diese Version des Hypercars soll nur 20 Mal gebaut werden. Mit dem limitierten Modell will Bugatti dem Umstand Rechnung tragen, dass sich in der Marken-Historie etliche Piloten sowohl im Fahrzeug- als auch im Flugzeug-Cockpit heimisch fühlten.

So zitiert die mattgraue Lackierung das Flugzeug-Design der 1920er Jahre und wird mittig von einem glänzenden weißen Streifen durchschnitten. Mehrere Skizzen am und im Chiron dienen der zusätzlichen Illustration des Themas. Mit den Streben des Frontgrills und den Nähten der Sitze will Bugatti die Linie in Formation fliegender Luftparaden-Piloten imitieren. Dass auch eine Erinnerung an die französische Herkunft des Sportwagenbauers nicht fehlen darf, beweist der Blick auf den Tricolore-verzierten vorderen Teil des Seitenschwellers aus Sichtkarbon. Dasselbe Material bedeckt natürlich auch den gewaltigen W16, dessen Leistung sich vom Serienmodell nicht unterscheidet. In Zahlen: 1.500 PS und 1.600 Newtonmeter maximales Drehmoment aus acht Liter Hubraum sorgen für eine Höchstgeschwindigkeit von 420 km/h.
Im Innenraum kombinieren die Franzosen hellbraunes Leder mit Zierteilen aus Aluminium. In der Türverkleidung duellieren sich ein Bugatti Typ 13 und eine Nieuport 17, während in der Mittelkonsole die unvermeidbare Limitierungsplakette natürlich nicht fehlen darf. Das optionale Glasdach "Sky View" bringt den Himmel noch deutlicher ins Bewusstsein der Insassen. Die Produktion der Spezial-Auflage beginnt noch 2020. Preislich liegt der Chiron als "Les Légendes du Ciel" standesgemäß im Bereich gebrauchter Flugzeuge. 2,88 Millionen Euro, und damit 480.000 Euro mehr als für den Standard-Chiron Sport, möchte Bugatti haben. Ach ja, zuzüglich Steuern.