Brabus 900 Crawler mit 900 PS: Extrem-Buggy für fast 900.000 Euro

Brabus 900 Crawler mit 900 PS
Fast 900.000 Euro, aber keine Straßenzulassung

Auf Dauer nur Mercedes- und Smart-Modelle zu verfeinern, scheint Brabus zu langweilig geworden zu sein. Denn vor geraumer Zeit sind sie in Bottrop auf die Idee gekommen, 45 Jahre nach Firmengründung ihr erstes selbst konstruiertes Auto auf den Markt zu bringen. Diese Ehre gebührt dem Brabus 900 Crawler, der nichts anderes ist als ein Paukenschlag. Was die Truppe aus dem Ruhrpott "Supercar" nennt, ist in Wahrheit ein in jeder Hinsicht radikaler Wüstenbuggy.

"Eigenes Auto? Die haben doch eine G-Klasse entkernt!", könnte man nach einem oberflächlichen Blick auf die Bilder meinen. Tatsächlich sucht der Crawler optisch die Nähe zum Geländewagen-Klassiker von Mercedes – er soll schließlich auch zeigen, wo die Wurzeln der Firma liegen. Aber beim Vorhaben, ein derart extremes Auto auf die grobstolligen Räder zu stellen, war es aus technischer Sicht wahrscheinlich einfacher, es von Grund auf neu zu entwickeln, statt ein Basisauto auf links zu drehen. Also haben die Brabus-Ingenieure ein Stahlrohr-Chassis erdacht, in das eine Sicherheitszelle eingebettet ist.

Offenherzige Karosserie

Über die roten Rohre spannt sich eine Karosserie aus Sicht-Carbon, die mehr ent- als verhüllt. Ein auf dem Überrollkäfig montiertes und von einigen Lufteinlässen zerfurchtes Dachpaneel muss als Wetter- oder Sonnenschutzschutz reichen. Am hinteren Ende sitzt ein Spoiler, vorne sind zwei LED-Zusatzscheinwerfer angebracht. Lufteinlässe im XL-Format präsentiert auch die Front samt Motorhaube. Die Carbon-Seitenschweller lassen sich zusätzlich als Einstiegshilfe nutzen. Massive Unterfahrschutz-Elemente aus Edelstahl gibt es vorne und hinten. Ein Eyecatcher ist zudem der rechts hinten positionierte Aluminium-Schnellverschluss für den 100 Liter großen Sicherheitstank.

Brabus 900 Crawler
Brabus Group

Wie aufwändig die Konstruktion ist, zeigt allein die Fahrwerkstechnik. Der Brabus 900 Crawler verfügt über Portalachsen (vorne mit Einzelradaufhängung, hinten mit Starrachse), was bedingt, dass Motor, Getriebe, Differenziale und Antriebswellen nach oben versetzt werden müssen. Um diesen Höhenunterschied auszugleichen, haben die Brabus-Ingenieure spezielle Radträger mit integriertem Versatzgetriebe entwickelt. Besonders robuste Aluminium-Federbeine und weitreichend verstellbare Stoßdämpfer kommen obendrein zum Einsatz. Lohn der Mühen ist eine maximale Bodenfreiheit von 53 Zentimetern, was im harten Gelände sicher nicht schadet.

Mächtige Räder, mächtiger Motor

Dasselbe gilt für die mächtigen Räder, von denen der Crawler gleich fünf erhält: Das am Heck angebrachte Ersatzrad entspricht exakt der Spezifikation jenes Quartetts, das in den breiten Radhäusern rotiert. Die 9,5x20 Zoll großen Schmiedefelgen des Typs Monoblock HB Platinum Edition verfügen über eine Achtloch-Anbindung und werden von Brabus mit Reifen der Dimension 40 x 13.50 R20 bestückt.

Als Antriebsquelle kommt freilich nur der stärkste Motor infrage, der sich aktuell im Brabus-Regal befindet: Ein 4,5 Liter großer Biturbo-V8, der zwar auf dem bekannten AMG-Achtzylinder mit vier Litern Hubraum basiert, aber in Bottrop nach allen Regeln der Tuning-Kunst modifiziert wird. Das Triebwerk erhält nicht nur neue Innereien in Form größerer Schmiedekolben, neuer Pleuel und einer mächtigen Kurbelwelle. Auch die Aufladung wird mittels größerer Turbos und neuer Blow-Off-Ventile aufgerüstet. Hinzu kommen ein anderes Ansaugsystem, spezielle Luftfilter und modifizierte Kraftstoffpumpen.

900 PS stark, 160 km/h "schnell"

Unter der roten Carbon-Motorabdeckung galoppieren nun die namensgebenden 900 PS durch den Crawler-Bug. Theoretisch wären zudem maximal 1.250 Newtonmeter möglich. Aus Rücksicht auf die auf alle vier Räder erfolgende Kraftübertragung, deren Herzstück eine Neungang-Automatik und elektronisch gesteuerte Differenziale sind, limitiert Brabus das höchstmögliche Drehmoment jedoch auf 1.050 Newtonmeter. Damit beschleunigt der Buggy in 3,4 Sekunden von null auf hundert km/h. Die Höchstgeschwindigkeit begrenzt der Tuner elektronisch auf 160 km/h; die Bereifung lässt keine höheren Geschwindigkeiten zu.

Brabus 900 Crawler
Brabus Group

Eine weitere G-Klasse-Analogie installiert Brabus in Form seiner Auspuffanlage. Die beiden mattschwarzen Endrohr-Duos schauen als Sidepipes vor den Hinterrädern unter den Schwellern hervor; so kennen wir es seit vielen Jahren von den AMG-Versionen des kastigen Offroaders. Downpipes mit 76 Millimetern Durchmesser und Metallkatalysatoren dürften den Schadstoffen im Abgas kaum Gegenwehr bieten und damit ihren Teil dazu beitragen, dass der Crawler in Deutschland keine Straßenzulassung besitzt. Die beiden Schalldämpfer verfügen über eine Klappensteuerung, die sich vom Cockpit aus beeinflussen lässt.

Kein Leder, sondern Silvertex

Die maximal vier Insassen schnallen sich jeweils mit Vierpunkt-Gurten auf Carbon-Schalensitzen fest, die mit einem Kunstleder namens Silvertex bezogen sind. Das Material ist nicht nur unempfindlich gegenüber Wasser und Sand, sondern soll auch die leuchtend rote Farbe besser vor dem Verblassen schützen. Das Farbschema zieht sich durch das gesamte Cockpit bis hinunter in die Fußräume; am Fahrerplatz in Form roter Pedale und Fußstütze. Zusätzlich zur bekannten Bildschirm-Bestückung installiert Brabus auf der Beifahrerseite einen weiteren Monitor, über den beispielsweise per GPS navigiert werden kann. Die Kommunikation untereinander läuft über eine Gegensprechanlage; die Bottroper liefern vier Helme mit, die jeweils mit Kopfhörern und Mikrofonen bestückt sind.

Die Zusatzbezeichnung "One of 15" verrät es: Brabus wird maximal 15 Exemplare des 900 Crawler bauen. Bis zum Jahresende 2022 sollen noch fünf Autos entstehen; diesen Output plant der Veredler jeweils auch für die kommenden beiden Jahre. Der Preis inklusive deutscher Mehrwertsteuer beträgt 891.310 Euro.