Marktstart BMW X3 M und X4 M: So klingt der neue M3-Motor

Neuvorstellung BMW X3 M und X4 M (2019)
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So klingt der M3-Motor im SUV

BMW X3 M X4 M © Wolfgang Groeger-Meier

BMW bringt vom 2017 vorgestellten X3 und vom neuen SUV-Coupé X4 je zwei M-Versionen mit bis zu 510 PS. Die kommen von einem neuen Biturbo-Sechszylinder der auch die nächste Generation M3 und M4 antreiben wird.

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Gleich im Juni 2017, bei der Vorstellung des X3 , war auch das so genannte M-Performance Modelle X3 M40i am Start – das war ein Novum für die mittlere SUV-Baureihe. Mit 360 PS (inzwischen mit Otto-Partikelfilter und 358 PS) mangelte es dem sportlichen SUV nicht an Kraft und die Maschine wanderte folgerichtig auch ins 2018 vorgestellte Coupé X4 .

Während der größere und wegen Abmessungen und Gewicht an sich weniger agile X5 schon seit 2009 als X5 M auf dem Markt ist, gab es bei den ersten beiden Generationen des X3 noch kein echtes M-Modell. Die fehlende Notwendigkeit oder gar Sinnhaftigkeit wird nicht der Grund dafür gewesen sein – der Wunsch danach dürfte bei den Fans der Marke schon länger bestanden haben. Darum ist die Frage: „Warum erst jetzt?“ durchaus berechtigt.

© Wolfgang Groeger-Meier

Der neue BMW X3 wird als M-Version in unter 5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Abgeregelt wird er bei 250 Sachen.

Die Antwort: Nach dem Münchner Reinheitsgebot (der M GmbH) zeichnet sich ein echtes M-Modell durch mehr aus als einen besonders kräftigen Motor: Da muss der Antrieb zur Kraftentfaltung passen und das Fahrwerk auf der Rennstrecke performen, wozu wiederum überbordendes Gewicht nicht, hohe Karosseriesteifigkeit dagegen sehr hilfreich ist. Aufgeweicht haben die Bayern die reine Lehre nur für die M-Performance-Modelle, erkennbar an Typbezeichnungen mit mehr als einer Ziffer, wie etwa den M 760i oder den Diesel M 550d.

Für die zweite Generation X3 war aus Sicht der Münchner schon mal kein passender Motor da: Der M-Motor der technisch verwandten Dreier-Reihe E90 war noch ein Hochdrehzahl-V8 mit optionalem Doppelkupplungsgetriebe. Dazu hätte ein vergleichsweise schwerer SUV mit Allradantrieb so gut gepasst wie Chia-Samen ins Münchner Hell. Eine Generation später hat der M3 einen durchzugsstarken Turbomotor, der M5 kombiniert einen noch drehmomentstärkeren Turbo-V8 mit dem nicht nur traktionsstarken, sondern auch besonders agilen M-Allradantrieb und einer reaktionsschnellen 8-Gang-Automatik.

Biturbo-Sechszylinder wie im neuen M3

Damit sind die Bausteine für einen kompakteren M-SUV als den X5 M beisammen. Ok, der erste aufgeladene M3-Motor steht bereits am Ende des Modellzyklus, aber natürlich soll es auch vom neuen 3er und 4er wieder einen M3 und M4 geben. Dessen Motor debütiert diesmal im SUV und ist natürlich wieder ein Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum und zwei Turboladern. Mit der Maschine des X3 M40i (ebenfalls ein Turbo-Sechszylinder, aber mit nur einem Twinscroll-Lader) hat er nicht mal Block und Bohrung gemeinsam. Auch Kurbelwelle, Kolben, Zylinderkopf und -Beschichtung sowie die Ölversorgung sind anders. Lohn des Aufwands: 480 PS und 600 Nm ab 2.600 U/min. Die gleich mitpräsentierte Competition-Variante kommt gar auf 510 PS. Null bis 100 km/h schaffen die M-SUV in 4,2 bzw. 4,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h, mit Drivers Package bei 280 km/h (Competition: 285 km/h) abgeregelt. Stolz sind die Münchner auf die für einen Turbo-Motor recht hohe Maximaldrehzahl von 7.200 U/min.

Sitzprobe und Soundcheck bei X3 M und X4 M 5:17 Min.

M xDrive wie im M5

Der Allradantrieb hilft der rasanten Beschleunigung, hat aber wie im M5 vor allem ein elektronisch geregeltes Zentraldifferenzial, das die Antriebsgewalt stufenlos und vollvariabel zwischen den Achsen verteilt – nach vorn gelangt nur Kraft, wenn die Übertragungsfähigkeit der Hinterräder an ihre Grenzen stößt. Das Hinterachsdifferenzial arbeitet ebenfalls variabel und verteilt das Moment zwischen den Rädern so, dass Torque Vectoring möglich wird.

Mehr Steifigkeit in die Karosse bringen massenhaft Verstrebungen: Eine Domstrebe, später gegen Aufpreis sogar aus Karbon, quert durch den Zylinderkopfdeckel, eine A-förmige Strebe verbindet die Federbeindome mit dem Passagierabteil, eine weitere mit dem Vorderwagen. Auch hinten im Fahrzeugboden sind eine Strebe und eine Schubstrebe an der Achse verbaut. Lenkung und Aufhängungselemente stammen ebenfalls von der M GmbH. Das Fahrwerk mit elektronisch geregelten Verstelldämpfern und stärkeren Stabilisatoren haben die Münchner auf ihrer Teststrecke Miramas und auf der Nordschleife des Nürburgrings abgestimmt.

© Alfa Romeo
Fahrbericht Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio (2018) Das kann der 510-PS-SUV aus Italien

Damit will BMW die Agilität sowie die Straßenlage eines M3 im Wortsinne eine Stufe höher gehoben haben, die Fahrwerker sprechen mit glänzenden Augen davon, dass der Unterschied zu M3 oder M4 vor allem in der erhöhten Sitzposition liege. Allerdings trübt das Gewicht das Reinheitsgebot: 1.970 kg für den X3 M sind 160 kg mehr als beim X3 M40i.

Das dürfte die Käufer nicht abschrecken: Vor allem in den USA, wo X3 und X4 gebaut werden und die M-Versionen bereits im Juni zu den Kunden rollen sollen, verspricht sich BMW gute Absatzzahlen. In Deutschland kommen die M-Modelle von SUV und SUV Coupé am 7. September auf den Markt und kosten 84.900 Euro (16.200 Euro mehr als der X3 M40i). Der X4 M steht mit mindestens 87.100 Euro in der Preisliste. Das sind ebenfalls 16.200 Euro mehr als beim X4 M40i. Die Competition-Modelle sind jeweils 8.500 Euro teurer.

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BMW bringt ein echtes M-Modell von X3 und X4 mit mindestens 480 PS. Technisch sind SUV und SUV Coupé weitgehend baugleich: Unter der Haube tragen beide den Sechszylinder-Biturbo, der auch den kommenden M3/M4 beflügeln wird, der Allradantrieb entstammt im Prinzip dem M5.
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X3 M und X4 M kommen auch gleich als Competition-Version (hier der X4) mit 510 PS.
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Der X3 ist 3,2 Zentimeter kürzer als der X4, das Gewicht gibt BMW für beide mit 1970 kg an.
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Der neue M-Sechszylinder wird auch den kommenden M3 antreiben; seinen Kopf durchquert eine Domstrebe (gegen Aufpreis aus Karbon).
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Das Steilheck gibt dem X3 mehr Kopfraum im Fond und einen größeren Kofferraum als dem X4 (550 bzw. 1600 Liter statt 525 und 1430 Liter).
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Ab September gibt es die neuen M-SUV auch in Deutschland.
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Zur Begrüßung wirft der X3 M eine Lichtgrafik vor die Türen.
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An Schriftzügen herrscht kein Mangel - auch beim Einstieg gibt es einen klaren Hinweis auf dem Schweller.
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Sportsitze - hier mit einer besonderen Steppung und Alcantara in den Flanken - sind ehrensache für M-Modelle.
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Die Sitzposition ist SUV-typisch hoch, aber ergonomisch und perfekt an verschiedene Staturen adaptierbar.
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Cockpit, Lenkrad und Wählhebel für 8-Gang-Sportautomatik entstammen dem M5.
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M-typisch: roter Startknopf, zwe M-tasten zum schnellen Zugriff auf individuelle Einstellungskombinationen von Gasannahme, Dämpferhärte, Lenkung und Motorsound.
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Die Schaltgeschwindigkeit lässt sich auf dem Wählhebel verstellen.
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Im Fond ist ordentlich Platz, auch für erwachsene.
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Bis 1,84 Meter Körpergröße reicht die Kopffreiheit im Fond locker.
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Mit der dreifach geteilt umlegbaren Rückbank-Lehne lässt sich das Kofferraumvolumen stufenweise auf 1600 Liter erweitern.
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Die M-SUV haben die Compound-Bremse. Bei der laut BMW aus dem Rennsport adaptierten Compound-Bauweise sind die Grauguss-Bremsscheiben mit Aluminium-Töpfen verbunden. Das soll der Dosierbarkeit, einem geringen Gewicht und der thermischen Standfestigkeit zu Gute kommen.
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Auch die Außenspiegel sehen bei den M-Modellen anderes aus.
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Der X3 M hat einen großen, geschwungenen Dachspoiler.
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Am heck kennzeichnen eine eigene Heckschürze und die vierflutige Abgasanlage die M-SUV.
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Der X4 M ist 3,2 Zentimeter länger und fast 5 Zentimeter flacher als der X3.
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Das beeinträchtigt die Kopffreiheit im Fond. Der Kofferraum ist gegenüber dem X3 im Normalzustand nur um 25 Liter kleiner, bei umgeklappter Bank fehlen allerdings 170 Liter.
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das flachere Heck macht auch den CW-Wert des Coupés nicht besser - er liegt bei beiden Modellen bei 0,36.
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An der Frontschürze mit den großen Lufteinlässen lassen sich die M-SUV von den zivilen Modellen unterscheiden.
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Der X3 trägt einen Spoiler auf seinem Stummelheck.
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Die Comeptition-Modelle fahren serienmäßig auf 21-Zoll-Rädern, bei den 480-PS-Versionen sind 20 Zoll Serie.
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Der Competition-Schriftzug steht für 30 Mehr-PS.
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Der X4 M im Studio trug eine weniger auffällige Innenausstattung mit viel Sichtkarbon.
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Der neu entwickelte Sechszylinder-Biturbo hat mit dem Motor des X3 M40i fast nur den Hubraum gemeinsam: Bohrung, Block, Kurbelwelle, Kopf, Kolben - alles ist M-spezifisch. Der Vierventiler dreht bis 7200 U/min und bringt 600 Nm.

Fazit

X3 M und X4 M sind Autos, die sicher keiner braucht, aber auf die offenbar viele gewartet haben. Etwas mehr Sinn als der bislang 2.350 kg schwerere X5 M ergeben sie allemal und die ersten mit solchen Motorleistungen in diesem Segment sind sie auch nicht. Sie treffen auf die AMG-Versionen des Mercedes GLC und GLC Coupé oder den Alfa Romeo Stelvio QV, alle zufälligerweise ebenfalls mit 510 PS zu haben.

Tabelle (techn. Daten)

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